Kloster Veßra - "Reizvoll, erregend und interessant, aber nicht unter der Gürtellinie." So bewertet Friedrich Hoffman aus Arnstadt die Sonderausstellung, die Hemdchen, Leibchen, Schlüpfer, Shorts, Slips und Unterröcke ebenso zeigt wie Boxershorts, Büstenhalter, Corsagen und Stringtangas bis hin zu edlen Spitzendessous. Zusammen mit seiner Lebenspartnerin Charlotte Meis aus Floh-Seligenthal hat sich der 77-Jährige die beeindruckende Vielfalt an Unterwäsche angeschaut, die seit dem 16. März im ehemaligen Pferdestall des Museums in Kloster Veßra zu sehen ist. "Das, was ich in dieser Ausstellung vermisse", sagt Hoffmann, "sind sogenannte ‚Schritt-
tücher‘ für die Damen". Wer unter diesem Begriff im Internet googelt, wird nicht fündig. Vielleicht meint Hoffmann das sogenannte Schamtuch, den Vorläufer des Schlüpfers. Oder aber Damenbinden aus Baumwolle, die es in unterschiedlichen Ausführungen schon in der Antike gab, die sich aber später nicht durch-setzten: Das waren in Wachs getränkte Woll- oder Papyrusröllchen sowie mit Stoff umwickelte Holzstäbchen. Im Zeichen der Aufklärung erlangte der Hygieneschutz, über den Frauen aus Scham und aufgrund der seinerzeit patriarchalisch geprägten Bevormundung und Erniedrigung nicht gerne sprachen, erst Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland größere Bedeutung.
Hildburghausen Hygiene-Fundstück aus der Tabuzone
Rolf Dieter Lorenz 09.04.2019 - 22:30 Uhr