Hildburghausen Christuskirche trägt ihre Krone wieder

Die Zeit des Wartens ist vorbei: Nach gut drei Monaten trägt die Christuskirche in Hildburghausen ihre Krone wieder – mit der vergoldeten Kugel, dem teilvergoldeten Kreuz und dem neuen Schaft aus Kupfer. Die Metallrestauration Blaurock aus Hinternah hat die Krone saniert.

 
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Solche Momente sind selbst für die Blaurocks etwas Besonderes. Die Familie aus Hinternah, die sich der Metallrestauration verschrieben hat und über viel Erfahrung etwa bei Turmbekrönungen von Kirchen verfügt, hat die Turmkugel mit Schaft und aufgesetztem Kreuz von der Christuskirche in Hildburghausen abgenommen, anschließend saniert und schließlich am Dienstag wieder am angestammten Platz montiert. Nach gut drei Monaten standen der neue Schaft aus Kupfer, die nun gemäß Nachforschungen wieder vergoldete Turmkugel und das teilweise vergoldete Kreuz am Morgen noch in der Christuskirche. Dann schleppten die drei Generationen Blaurock – Senior Rolf, Sohn Tino und dessen Sohn Til – mit tatkräftiger Hilfe die drei Bauteile vor die Kirche und platzierten sie auf Holzpaletten, während Mutter Elfie sagte: „Das ist ein tolles Ereignis und eine Ehre für unsere Familie, diesen Auftrag auszuführen. So etwas hat man nicht alle Tage.“

Hildburghausens Pfarrer Andreas Wucher befüllte mit Hilfe von Til Blaurock die Turmkugel mit diesmal zwei Zylindern – dem alten und einem neuen aus Kupfer, denn es sollte schließlich einiges untergebracht werden, wenn dazu erstmals nach 55 Jahren die Gelegenheit besteht. Viele alte und neue Schriftstücke und Hefte, historische und aktuelle Münzen, Zeitungsartikel, Informationsbroschüren, ein Corona-Plakat und eine FFP2-Maske sowie ein Schreiben der Blaurocks, das Mutter Elfie verfasst hat, befinden sich in den Zylindern und bleiben der Öffentlichkeit ab sofort verborgen. Schließlich soll die Bekrönung, die Teil der noch laufenden Turmsanierung ist, wieder für viele Jahrzehnte halten. Elfie Blaurock schreibt gemutmaßt und hoffnungsvoll: „Wenn in 80 Jahren diese Zeilen gelesen werden, hoffen wir, dass Frieden auf der Welt ist und alle Menschen zufrieden sein können.“ Das Jahr 2022 mit Ukraine-Krieg und Klimawandel sowie den daraus resultierenden Folgen wie Inflation sei ein besonders prägendes und forderndes für die Menschen, von denen Tausende demonstrieren – etwa für bessere Lebensbedingungen und für Frieden.

Circa 240 Jahre nach dem erstmaligen Aufsetzen des Kreuzes auf die von 1781 bis 1785 errichtete Christuskirche sprach Architekt Frank Schneider den Richtspruch, in dem es unter anderem heißt: „Wo man baut in aller Welt, ist vonnöten erst mal Geld ... Außerdem braucht’s tüchtige Leute, trotz der vielen Technik heute. Was sind Kräne, was Maschinen, ohne Menschen zum Bedienen. Männer, die die Steine bringen, Hammer oder Kelle schwingen, und die hobeln, schrauben, sägen, Balken zimmern, Fliesen legen.“ Er lobte all diejenigen, die an diesem Bau geschafft haben und noch schaffen, auch ohne den sonst üblichen Schluck – „weiter geht es bald mit Hauruck“. Denn am Turmdach werden die Sanierungsarbeiten fortgeführt, deshalb ist die Kirche an dieser Seite nach wie vor eingerüstet. „90 Prozent der Reparaturarbeiten sind aber geschafft“, sagte Schneider, der die Kosten für mehrere Bauabschnitte am Turm und Sandsteinarbeiten am Bau auf fast eine Million Euro bezifferte.

Circa 40 Besucher wohnten anfangs dem mehrstündigen Prozedere bei, das mit dem Lufttransport des 1,60 Meter hohen und 120 Kilo schweren Schaftes, der etwa 100 Kilogramm schweren Turmkugel mit 1,1 Metern Durchmesser und dem mehr als zwei Meter hohen Kreuz seine Fortsetzung fand. Ein Schwerlastkran hievte die Bauteile einzeln und sorgsam an einem Seil in die Höhe zum Turm. Dort montierten die Blaurocks zuerst den Schaft, dann die Turmkugel und schließlich das Kreuz – zur Krönung ihrer Arbeit und zur Krönung der Christuskirche.

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