Highland Games Birx Mit Dudelsack und Schottenrock gefeiert

Wolfgang Swietek

Zu einem wahren Highlight wurden am Wochenende in der Rhöngemeinde Birx die Highland Games. An Zuschauern waren weit mehr gekommen, als der kleine Ort in der Hochrhön an Einwohnern zählt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hosen waren selten zu sehen an diesem Tag in der Hochrhöngemeinde Birx. Denn auch die Männer trugen überwiegend Röcke. Nicht nur die zehn beteiligten Männermannschaften hatten sich zu dieser Kleiderordnung entschieden, wollten sie sich doch an das Motto der Highland Games anpassen. Auch so mancher Besucher tat ein Gleiches, waren doch viele von ihnen nicht zum ersten Mal zu diesem Event der besonderen Art gekommen.

Nach der Werbung weiterlesen

Im Jahr 2017 hatte Patrick Engelmann die Idee zu dieser Veranstaltung. Sein Sportverein, der SV Eintracht Birx, hatte sich – weil es keine eigene Fußballmannschaft mehr gab – zu einem reinen Wanderverein entwickelt. Auf dem Sportplatz fand also kein Spielbetrieb mehr statt, aber als Festplatz schien er sich bestens zu eignen. Doch Kirmes werde ja überall gefeiert, befand der junge Mann. Und so suchte er nach einem Konzept, was es anderswo nicht so schnell wieder geben würde. So „erfand“ Patrick Engelmann die Highland Games von Birx. Auch wenn er sich dabei von einigen Ideen von Mittelalterfesten hat anregen lassen.

Eigentlich wäre dies die inzwischen sechste Folge gewesen, doch nur zum fünften Mal konnte sie auf dem Sportplatz stattfinden. Einmal gab es – bedingt durch die Auflagen der Corona-Pandemie – lediglich eine Online-Variante, die jedoch ebenfalls sehr gut angenommen worden ist, wie er sich erinnert.

Schlimme Befürchtungen gab es am Vorabend der diesjährigen Folge, weil Blitz und Donner kein gutes Omen für das Wochenende waren. Doch Glück hat eben nur der Tüchtige – der Samstagmorgen begann mit herrlichem Sonnenschein, die Rhön zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Sogar die Temperaturen waren weit angenehmer als während der Gluthitze in den Tagen zuvor.

Dass sich auch Fernsehleute vom MDR angekündigt hatten, freute den „Erfinder“ der Highland Games zwar, doch da ahnte er noch nicht, dass die Filmleute nicht wegen der Berichterstattung über das eigentliche Fest gekommen waren, sondern ausschließlich wegen seiner eigenen Person. Jeden Monat zeichnet der MDR ja einen ehrenamtlich Tätigen als „Thüringer des Monats“ aus, um sein Engagement besonders zu würdigen. Viele Vorschläge gehen dafür aus allen Bereichen ein, wie MDR-Redakteur Lutz Gerlach weiß. Doch die Entscheidung sei der Jury, in der auch Sandra Vent-Reuß von der Thüringer Ehrenamtsstiftung mitarbeitet, nicht schwer gefallen. „Es ist schon nicht alltäglich, in einem Ort von gerade Mal 160 Einwohnern ein Fest auf die Beine zu stellen, zu dem ein Mehrfaches an Besuchern kommen als der Ort Einwohner hat. Dass hier im Dreiländereck von Thüringer Rhön und der bayerischen und hessischen Rhön – aus allen drei Bundesländern kommen ja die Besucher – noch ein eindrucksvoller Beitrag zum gegenseitigen Kennenlernen geleistet wird, ist ein zusätzlicher und erfreulicher Aspekt. Und das nun schon seit sechs Jahren. Da hatten alle Mitglieder der Jury kein Problem bei ihrer Entscheidung.

Auch die Besucher auf dem Festplatz sahen das nicht anders. Als der MDR die Auszeichnung überreicht hatte, war immer wieder zu hören: „Das hat sich der Patrick wirklich verdient!“ Und so dürfen die Chancen für ihn recht groß sein, wenn aus den zwölf Thüringern der Monats der Thüringer des Jahres gewählt wird. Voraussetzung ist dafür, dass die Birxer sich zahlreich an der Abstimmung im Internet beteiligen, die im Herbst stattfinden wird.

Nicht die Musik einer Thüringer Blaskapelle erklang dann zur Eröffnung der Highland Games, sondern stilgerecht mit Dudelsackklängen. Dann konnten die Mannschaften endlich beweisen, was sie so draufhaben an Kraft und Geschicklichkeit. Auch wenn durch die Veranstalter immer wieder betont wurde, dass nicht der sportliche Ehrgeiz, sondern der Spaß im Vordergrund stehen solle, ist doch keine Mannschaft angetreten, nur um Spaß zu haben. Sie nahmen ihren Wettkampf schon ernst, auch wenn keine der Disziplinen in ein olympisches Programm passen würden. Einen Strohballen durch einen Parcours zu rollen oder mit einer langen Leiter durch eine Slalomstrecke zu rennen, ohne die Stäbe umzuwerfen, Steine tragen und dabei zu balancieren, Nägel mit möglichst wenigen Schlägen in einen Baumstamm zu schlagen – mehr Mannschaften als in den Vorjahren stellten sich diesen Herausforderungen.

Am Sonntag übte sich dann der Nachwuchs begeistert bei den Kinder Highland Games in den nichtalltäglichen Disziplinen.