Die Corona-Situation verschlimmere diese Situation zusätzlich: Staus an den Grenzübergängen, Sanitäranlagen sind kaum geöffnet, et cetera. „Der Stress wird immer größer.“ Das kennt auch Rico Steinmann aus seiner langjährigen Zeit als Lkw-Fahrer. Er will nicht nur die anderen Verkehrsteilnehmer sensibilisieren, mehr Acht zu geben. Vielmehr fordert er verpflichtende Erste-Hilfe-Kurse in regelmäßigen, kurzen Abständen: „Der Großteil der Verkehrsteilnehmer hat seit dem Führerschein keinen Erste-Hilfe-Kurs mehr gemacht. Viele haben in einer Notsituation Angst, nicht helfen zu können.“
Für Lars kam jede Hilfe zu spät, aber seine Familie und Freunde wollen auf die Situation auf den Straßen, den Druck auf die Lkw-Fahrer und die damit verbundenen Risiken aufmerksam machen.
„Lkw-Fahren war Lars‘ Leben“, sagt sein Vater. Mit 22 oder 23 Jahren hat er seinen Lkw-Führerschein gemacht. Dann ging es ab auf die Straße. Für verschiedene Speditionen ist Lars gefahren. Zuletzt für Mülzer Transporte aus Rietberg. Mit seinem schwarz-grünen DAF war Lars auch auf Trucker-Treffen und Festivals gern gesehen, erst vor Kurzem haben er und seine Freunde der VIP-Trucker noch eine Spendenaktion für die Franken-Strolche unterstützt. Mit dem neuen silbergrauen DAF war Lars am Dienstag letztmals unterwegs.
Seine Freundin Stefanie Kraus wird die Urne mit Lars‘ Asche am heutigen Freitag selbst zum Friedhof fahren. Auch sie ist Lkw-Fahrerin. Mit dabei sind einige Lkw-Fahrer, die mit ihren Trucks durch Ebersdorf, am Friedhof vorbeifahren und Lars ein letztes Mal zuhupen werden.
Die riesige Anteilnahme bewegt Lars‘ Familie sehr. „Das tut gut zu sehen, wie viele ihn geschätzt haben“, beschreibt Lars‘ Vater. Er macht eine Pause und sagt dann: „Da – gerade eben war wieder ein schwerer Lkw-Unfall im Fernsehen zu sehen.“