Henneberg Porzellan Altes Porzellanwerk hat neuen Eigentümer

Am „Tor nach Ilmenau“ liegt das ehemalige Porzellanwerk. Einen einladenden Charakter hat es aktuell nicht mehr. Das soll sich aber in Zukunft wieder ändern. Foto: Michael Reichel

Das in Martinroda ansässige Unternehmen „Projekt 95“ hat das ehemalige Porzellanwerk in Ilmenau gekauft. Der Projektentwickler plant auf dem Grundstück eine Neuausrichtung mit Industrie-, Logistik- und Gewerbeflächen.

 
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Schon seit mehreren Tagen hielten sich die Gerüchte hartnäckig in Ilmenau, jetzt kam die offizielle Bestätigung. Das ehemalige Graf-von-Henneberg-Porzellanwerk am Ilmenauer Eichicht hat einen neuen Eigentümer. Der Martinrodaer Projektentwickler „Projekt 95 Baumanagement“ hat die Liegenschaft von der insolventen Graf von Henneberg Porzellan GmbH erworben.

Auf dem 120 000 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbe- und Industriegebiet am Eichicht befinden sich sechs Haupt- und mehrere Nebengebäude mit Büro- und Verkaufsflächen sowie Produktions- und Lagerhallen. Sie umfassen eine Bruttogeschossfläche von insgesamt rund 82 500 Quadratmetern.

Der Ruf nach Revitalisierung der Bestandsgebäude wurde in den vergangenen Jahren seitens der Bevölkerung sowie der Stadt- und Landespolitik zunehmend lauter. Eine Machbarkeits- und Revitalisierungsstudie der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen und der Stadt Ilmenau aus dem Jahr 2019 hatte jedoch ergeben, dass sowohl der Abriss als auch die Nachverwertung der vorhandenen Gebäudesubstanz für die Stadt Ilmenau – selbst mit Unterstützung des Landes – wirtschaftlich nicht umsetzbar gewesen wäre.

Der neue Eigentümer plant nun die Bestandsaufnahme und Neuausrichtung des Objektes mit Industrie-, Logistik-, Büro-, Labor- und Gewerbeflächen. Parallel werden Gespräche mit den Bestandsmietern geführt und die Akquise neuer Mieter vorbereitet.

„Unser erstes Konzept für die künftige Nutzung ist vom Ilmenauer Oberbürgermeister Daniel Schultheiß sowie vom Stadtrat durchweg positiv aufgenommen worden. Wir freuen uns daher auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Stadt, um für diesen früher so bedeutenden Ort endlich eine Zukunft zu schaffen“, sagt Geschäftsführer Normen Fabig.

Über den Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart. Und auch wie genau das Konzept aussieht und was unter Neuausrichtung gemeint ist, wollte Fabig auf Nachfrage von Freies Wort noch nicht sagen. Es sei aber davon auszugehen, dass das Areal schrittweise saniert wird. Konkretere Pläne würden Ende April kommuniziert werden.

Ebenfalls noch unkonkret bleibt Daniel Schultheiß auf Nachfrage. Er freut sich aber, dass nach 30 Jahren Stillstand endlich Bewegung ins Areal kommt. Gerade für die Unternehmen in der Region sei das ein wichtiges Zeichen. „Sie wollen wachsen und finden dazu kaum noch Möglichkeiten hier. Der neue Eigentümer bietet hier also eine große Chance“, so Schultheiß.

Unwesentlich konkreter werden die Stadtratsmitglieder. Ihnen wurde das Konzept des neuen Eigentümers in einem nicht-öffentlichen Sitzungsteil vorgestellt. „An sich ist es zunächst unspektakulär“, sagt ein Stadtrat im Gespräch mit unserer Zeitung. In den nächsten Monaten sollen Ankermieter gefunden werden, die große Teile des Areals anmieten. Die an sie vermieteten Flächen sollen dann auch zuerst saniert werden. Der Zeitraum hierfür wird aus Kreisen des Stadtrats mit zwei Jahren angegeben.

„Was uns in erster Linie überzeugt hat ist, dass man wohl schon zeitnah die Optik im Eingangsbereich verschönern will“, heißt es von einem anderen Stadtrat. So sei im Gespräch, die Gebäudefront unter Umständen mit einer bedruckten Plane zu verhüllen.

In den 1970er-Jahren galt das Porzellanwerk als das größte und modernste in Europa. Nach der deutschen Wiedervereinigung hatte das Werk mehrmals den Besitzer gewechselt. 2002 war der Manufakturbetrieb eingestellt worden. Seither waren die Gebäude teilweise an die Technische Universität Ilmenau sowie als kostengünstige Lager- und Werkstattflächen, Fahrzeugstellplätze oder Proberäume für Musikbands vermietet worden.

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