Heimatforscher Mit 80 arbeitet er am nächsten Buch

Wolfgang Schwarz und Thomas Stäblein
Ein Mann für die Hildburghäuser Geschichte: Karl-Heinz Roß. Foto: Steffen Ittig/Steffen Ittig

Geschichte und ihre Zeugnisse bewahren – dafür braucht es Menschen, die sich selbst engagieren und nicht auf Institutionen warten. Ein geachteter und geschätzter Hildburghäuser ist 80 Jahre alt geworden: Karl-Heinz Roß.

 
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Karl-Heinz Roß wurde am 22. Januar 1943 in Hildburghausen geboren und lebt seitdem in seiner Heimatstadt. Am Sonntag hat er seinen 80. Geburtstag gefeiert. Er ist der Enkel der letzten Türmerfrau von Hildburghausen, Berta Fischer, im Volksmund „Türmlersfischer“ genannt.

Karl-Heinz Roß ging in Hildburghausen zur Schule. Danach lernte er in Meiningen bei der Deutschen Reichsbahn. Nach seiner Lehre war er als Zugschaffner, Zugführer, Stellwerksmeister und auch als Fahrdienstleiter tätig. Bis zum Eintritt in die Rente war er am Bahnhof Veilsdorf beschäftigt. Wir durften Karl-Heinz Roß im Vorfeld seines Jubiläums zu seinem bisherigen Lebensweg Fragen an ihn richten, die er uns gern beantwortete.

Sein Interesse an der Geschichte zeigte sich schon als Schüler bei der Beschäftigung mit seiner Familie. Weiter ging es dann mit der Stadtgeschichte. Besonders die Geschichte der ehemaligen Herzöge und des Stadttheaters waren ihm wichtig. Sehr interessierten und interessieren ihn bis heute die Minderheiten der Stadtbevölkerung, die Hugenotten und die jüdischen Einwohner von Hildburghausen.

Darüber hinaus war Karl-Heinz Roß auch Bodendenkmalpfleger. Steinerne Bodendenkmale in der Umgebung liegen ihm am Herzen, ebenso der Erhalt historischer Geäude, wie das Wienbeck-Haus (Dunkelgrafenhaus) und das erste Krankenhaus in der Dr.-Wilhelm-Külz-Straße, die er vor dem Abriss bewahrte.

Die Beziehungen zum Stadtmuseum waren immer sehr eng. Schon in seiner Jugend hatte er gute Kontakte zum damaligen Museumsleiter Albert Buff, dann weiter zur Margarete Braungart und bis heute zu Michael Römhild und Olaf Jaenicke.

Karl-Heinz Roß war seit 1973 als Stadtführer in Hildburghausen tätig. Gesundheitliche Gründe zwangen ihn dazu, etwas kürzer zu treten. Nur noch im kleinen privaten Rahmen macht er sich auf den Weg durch seine Stadt.

Ein ausgewiesener Fachmann ist er in der Kirchengeschichte von Hildburghausen und unserer Region. Die Genealogie (Ahnenforschung) übernahm er um 1980 von Ernst Nenninger. So entstanden zahlreiche Verbindungen in die ganze Welt, zum Beispiel nach England und in die USA.

Karl-Heinz Roß übte und übt heute noch in der Kirchgemeinde Hildburghausen und thüringenweit verantwortungsvolle Funktionen in der evangelisch-lutherischen Kirche aus. Er ist bereits seit seinem 14. Lebensjahr kirchlich engagiert. So bekleidete er unter anderem das Amt des 1. Vorsitzenden der Kreissynode Eisfeld-Hildburghausen und wurde als Kirchenältester in die Landessynode berufen. 16 Jahre lang war er Vorsitzender des Gemeindekirchenrats.

Auch in der Kommunalpolitik war Karl-Heinz Roß in wichtigen Funktionen und Ämtern tätig: 1989 war er Mitglied des „Runden Tisches“ in Hildburghausen. Von 1990 bis 1994 war er Stadtverordneter und Stadtverordnetenvorsteher für die CDU-Fraktion. Das Amt des Stadtrats bekleidete er nochmals von 1999 bis 2004.

Karl-Heinz Roß war der erste Vorsitzende der 1994 gegründeten Freundschaftsgesellschaft Hildburghausen-Würselen. 2003 erhielt er die Ehrenurkunde des Thüringer Ministerpräsidenten. 2005 wurde ihm der erste Bürgerpreis der Stadt Hildburghausen verliehen.

Viele Publikationen

Im Laufe seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten sind einige Publikationen erschienen. Neben einer Vielzahl an Vorträgen, Zeitungsartikeln und Serien. Zum Beispiel „700 Jahre Kirchengeschichte Hildburghausen“ (Vortrag); „Geschichte der Mühlen der Stadt“ (acht Folgen), 1985; „Hildburghausen: Häuser-Geschichten (sieben Folgen), 1989; „Geschichte der Brunnen der Stadt (sechs Folgen), 1990; „Benennung der Straßen in Hildburghausen“, 1991 und zusammen mit Margarete Braungart „Therese Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, Königin von Bayern“.

Darüber hinaus arbeitete er mit bei „Juden in Hildburghausen – Ein chronikalischer Überblick von 1331 bis 1943, Nothnagel, Hans (Hg.): Juden in Südthüringen geschützt und gejagt. Eine Sammlung jüdischer Lokalchroniken in sechs Bänden. Juden in den ehemaligen Residenzstädten Römhild, Hildburghausen und in deren Umfeld“, erschienen im Verlag Buchhaus Suhl, 1998, und viele mehr.

Elf Hefte von „Aus der Geschichte von Hildburghausen“ sind bisher verlegt worden. Natürlich arbeitet er weiter. Band zwölf dieser Reihe wird die Geschichte eines Rabbis von Hildburghausen sein. Natürlich wird in diesem die Genealogie eine Rolle spielen.

Jederzeit kann man ihn wegen Stadtgeschichte und anderer Fragen zur Stadt ansprechen, gerne gibt er Antworten aus seinem großen Wissensschatz. Befragt nach seinen Wünschen sagt er: persönlich Gesundheit und Frieden. Für die Stadt würde er sich freuen, wenn das Lokal am Markt „Firenze“ wieder „Fränkische Leuchte“ (vielen noch mit dem Spitznahmen Funzel bekannt) hieße – als geschichtliche Erinnerung an Hildburghausen. Weiterhin sollten doch die Häuser in der Stadt mit einem Schild versehen werden, in denen Persönlichkeiten und Personen, die von Bedeutung für Hildburghausen sind, gelebt haben.

Geschichtsinteressierte und viele Bürger der Kreisstadt hoffen, dass die Wünsche von ihm in naher Zukunft in Erfüllung gehen. Sie wünschen Karl-Heinz Roß alles Gute zu seinem 80. Wiegenfest.

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