Hassberge Pandemie setzt Flugplatz zu

Günther Geiling

Die Stadt Schweinfurt tritt aus der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH aus. Ein weiterer Schlag, denn auch das Corona-Virus hatte den Betrieb eingeschränkt.

 
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Der Verkehrslandeplatz Haßfurt mit seinen zahlreichen Gebäuden und Unterstellhallen für die Flugzeuge. Foto: Günther Geiling Quelle: Unbekannt

Haßfurt - "Es zieht sich wie ein roter Faden über all die Jahre, dass der Verkehrslandeplatz in Haßfurt gegenüber anderen Plätzen in Nordbayern eine Spitzenposition einnimmt. Dabei wurden auch wir von der Corona-Pandemie voll getroffen. Wesentlich härter als die Pandemie hat uns aber getroffen, dass die Stadt Schweinfurt ohne Ankündigung ihren Austritt aus der "Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH" zum 31. Dezember 2020 erklärt hat." Dies betonte der bisherige Geschäftsführer Günter Mendel vor den Mitgliedern des Kreisausschusses des Landkreises Haßberge.

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Zahlen und Fakten

Der Verkehrslandeplatz Haßfurt unterstreicht seine Bedeutung als wichtige Verkehrsinfrastruktur auch mit den entsprechenden Zahlen, obwohl die Flugzeugbewegungen insgesamt zurückgingen. Dies betrifft insbesondere den Privatflugbetrieb. Der Anteil des Motorflugclubs an den Flugzeugbewegungen beträgt deswegen nur noch neun Prozent.

Wie der bisherige Geschäftsführer Günter Mendel aufzeigte, sind die Flugzeugbewegungen von 14 784 im Jahre 2018 auf 12 361 zurückgegangen. Dies sei eine Minderung um 16 Prozent oder 2 502 Flugzeugbewegungen gegenüber dem sehr guten Jahr 2018. Dieser Rückgang hänge insbesondere mit dem Einbruch im Ultraleicht-Bereich zusammen mit 2 169 Flugbewegungen und dem Umstand, dass die bisher ansässige Flugschule ihren Betrieb Anfang 2019 komplett eingestellt habe.

Ebenfalls rückläufig sei der Privatflugbetrieb. So gingen vom "Motorflugclub Haßfurt" nur noch 1 122 Starts und Landungen aus gegenüber dem Vorjahr mit 1 354. Der Anteil des Motorflugclubs an den Umsätzen betrug im Jahre 2018 gar nur noch 6,69 Prozent. Da die Flugzeugbewegungen aus dem Jahre 2019 wegen Umstellungen in der Statistik noch nicht vorlagen, gab Günter Mendel einen interessanten Blick aus dem Jahre 2018 auf die anderen Landeplätze in Nordbayern und damit auf die Spitzenposition von Haßfurt. Teilweise profitierten andere Flugplätze wie Bamberg auch noch von mehr Hobbyfliegern.

Flugplatzbewegungen Segelfluganteil: Haßfurt-Schweinfurt 14 784 300, Coburg-Brandenstein 12 402 1 888, Bamberg 12 154 4 696, Bayreuth 108 902 162, Hof-Plauen 5 742 166 sowie Giebelstand-Würzburg 4 756 0

Aufgrund weniger Flugzeugbewegungen ist heuer der Treibstoffverkauf um 15 Prozent zurückgegangen, der sich in 2019 noch auf 84 249 Liter belief. Hier werde der Verkehrslandeplatz aber stark frequentiert durch eindeutig gewerblich genutzte Luftfahrzeuge sowie durch Polizei und Rettungsdienste. Rund 49 Prozent JET-A-1 wurden dabei mineralölsteuerfrei abgegeben, was rund 34 Prozent aller verkauften Sorten ausmache.


Landrat Wilhelm Schneider dankte in diesem Zusammenhang zu Beginn Günter Mendel, der zum 30. September aus diesem Amt ausgeschieden ist und sich in all den Jahren in diesem Bereich überaus aktiv engagiert hat. Dankenswerterweise habe er sich auch bereiterklärt, noch einmal über die wirtschaftliche Situation der Verkehrslandeplatz GmbH zu informieren und das sei auch gut, weil er die Vergangenheit am besten kenne.

Günter Mendel berichtete, dass auch der Verkehrslandeplatz von der Corona-Krise nicht verschont geblieben ist. Vom 18. März bis 7. Mai sei der Platz aufgrund der Allgemeinverfügung nur eingeschränkt nutzbar gewesen. Das Staatsministerium für Bau, Wohnen und Verkehr habe jedoch die Bitte des ADAC vorgetragen, die Tankanlage in Betrieb zu halten, damit die Abwicklung der Flüge des Rettungsdienstes und der Polizei gewährleistet seien. Aus diesem Grund habe man die Tankanlage voll befüllt und auch den Tower habe man besetzt. Bis zum 30. Juni habe es nach den Worten Mendels eine Minderung der Flugzeugbewegungen gegenüber dem Vorjahr um rund 54 Prozent gegeben. Bis zum 31. August kam man dann auf 6707 Flugzeugbewegungen. Diese Zahl liege immer noch 32 Prozent unter der Zahl des Vorjahres. Damit wird man auch bis zum Jahresende das Ergebnis des Jahres 2019 nicht erreichen. "Die Liquidität ist aber vorhanden und bis zum 31. Dezember 2020 gewährleistet", so Mendel.

Wesentlich härter als die Pandemie habe die Gesellschaft allerdings die Ankündigung der Stadt Schweinfurt getroffen, zum 31. Dezember 2020 aus der "Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH" auszutreten, betonte Günter Mendel. Das habe Folgen für die Stadt Schweinfurt, aber auch für die GmbH. Nach der Satzung des Gesellschaftsvertrages vom 4. Dezember 1992 sei eine Kündigung der Beteiligung nach dem 31. Dezember 2015 möglich. Allerdings erhalte die ausscheidende Gesellschaft keine Abfindung und die Zahlungen der Stadt Schweinfurt in Höhe von bisher insgesamt 1 119 622 Euro seien für die Stadt Schweinfurt verloren. Aber auch die GmbH schmerze dadurch der Ausfall des in der Finanzplanung bis 2024 eingeplanten freiwilligen Betriebskostenzuschusses in Höhe von jährlich 50 000 Euro. Dieser Ausfall des Betriebskostenzuschusses der Stadt Schweinfurt müssen somit kompensiert werden und deswegen müssten sich die verbliebenen Gesellschafter Maßnahmen zur Einnahmesteigerung und zur Ausgabenreduzierung überlegen.

Günter Mendel brachte dabei die Gewinnung neuer kommunaler Unterstützer ins Gespräch und nannte dabei die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt-Land. Mit der Gewinnung neuer, nicht kommunaler Unterstützer habe man einen ebenfalls einen neuen Weg eingeschlagen. Von Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Günther Werner seien hier erste positive Gespräche geführt worden. Ein weiterer Punkt, so Mendel, sei es gewesen, Aufgaben zu reduzieren und dazu habe es Gespräche am Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr gegeben mit dem Ziel Öffnungszeiten anzupassen und sie vor allem in den Herbst- und Wintermonaten zu verringern.

Landrat Wilhelm Schneider dankte Günter Mendel für seine Leistung als Geschäftsführer und es sei in den letzten Monaten einiges passiert und auch der weitere Weg vorgezeigt worden. So gab es auch wenige Nachfragen. Jürgen Hennemann sprach Förderungen anderer Flugplätze wie Hof-Plauen an. "Wenn unser Flugplatz von der Anzahl der Flüge und der Infrastruktur eine so große Bedeutung hat, dann müsste es doch auch für Haßfurt weitere Fördermöglichkeiten geben." Ihm fehlte auch das Verständnis, dass sich die Stadt Schweinfurt herausziehe, obwohl sie mit ihrer Großindustrie das größte Interesse daran haben müsste.

Landrat Wilhelm Schneider berichtete von Gesprächen aus dem Ministerium, wo man hinsichtlich weiterer Förderungen eine klare Absage erhalten habe. Auf anderen Plätzen Nordbayerns habe es auch Fluglinien gegeben und teilweise seien hier die Personalkosten von Flugleitern übernommen worden. Teilweise gebe es Bestandschutz und auf der anderen Seite sei auch hier manches in Bewegung. Hinsichtlich der Gleichstellung mit anderen sei man aber abgeschmettert worden.

Ganz aktuell informierte er aber über eine andere positive Entwicklung, die zwar noch in der Schwebe sei, aber eine positive Lösung bedeuten könnte. Erst vor einigen Tagen sei man mit einem privaten Interessenten am Verkehrslandeplatz gewesen, "der sich eventuell mit dem bisherigen Zuschuss der Stadt bei uns beteiligen würde. Das ist zwar noch in der Schwebe, aber das wäre sehr gut für uns." Er gehe davon aus, dass es zu einer Lösung kommt und sah es als bemerkenswert an, dass sich möglicherweise eine Firma aus der Stadt Schweinfurt beteilige, während die Stadt Schweinfurt sich zurückziehe.