Hassberge Erst die Pflicht und dann die Kür?

Durchschnittlich 180 Testungen täglich werden aktuell am Testzentrum in Wonfurt durchgeführt. Foto: René Ruprecht Quelle: Unbekannt

Immer mehr Tests, immer weniger Kapazitäten bei den Laboren: Nun werden Rufe laut, in der Hochphase der Infektionswelle vorübergehend auf freiwillige Tests zu verzichten.

 
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Kreis Haßberge - Dunkelrot ist die Ampel, nicht nur in vielen Landkreisen bezüglich der Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Fälle: Angesichts stark steigender Infektionszahlen warnen Labore vor einer Überlastung beim Auswerten von Corona-Tests. Die Testkapazität sei bundesweit erstmalig zu 100 Prozent ausgereizt, teilte der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin der Deutschen Presseagentur mit: Inzwischen sei "die rote Ampel überfahren" worden, so der Verband auf Basis von Daten aus 162 Laboren.

Aktuell 121 Fälle

Im Landkreis Haßberge sind laut Meldung aus dem Landratsamt in Haßfurt aktuell 121 Personen mit dem Corona-Virus infiziert (Stand: 5. November, 14 Uhr). Insgesamt gab es im Landkreis Haßberge seit Beginn der Pandemie 449 positiv auf Covid-19 getestete Personen. 322 Bürgerinnen und Bürger sind inzwischen wieder genesen. Aktuell werden drei Personen stationär im Krankenhaus behandelt. Sechs Menschen sind leider im Zusammenhang mit der Infektion verstorben. In häuslicher Isolation befinden sich derzeit 532 Personen. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner beträgt laut LGL für den Landkreis Haßberge 69,92. Die Mitarbeiter des Bürgertelefons sind von Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr sowie am Freitag von 9 bis 12.30 Uhr unter der Telefonnummer 09521/27-600 erreichbar.

Dies wiederum hat auch Auswirkungen auf die örtlichen Behörden. "Die Nachverfolgung positiv getesteter Personen und deren Kontakte verzögert sich aktuell immens, weil die Labore überlastet sind": Von dieser Erfahrung berichteten der Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU) und Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) zu Wochenbeginn dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und Gesundheitsministerin Melanie Huml. Wie das Bamberger Landratsamt schreibt, warten die Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden zum Teil mehrere Tage auf Testergebnisse.

Ähnlich sieht die Lage im Landkreis Haßberge aus. "Anfang September hat es zwischen 24 und 48 Stunden gedauert, bis uns das Ergebnis mitgeteilt wurde", berichtet Landratsamtssprecherin Monika Göhr auf Anfrage der Neuen Presse: "Mittlerweile dauert es zwischen drei und vier Tage." Was natürlich die Die Nachverfolgung positiv getesteter Personen und deren Kontakte immens verzögert. "Das Labor hat uns verständigt, dass es, wie viele andere auch, an seine Kapazitätsgrenze gelangt und überlastet ist", so die Pressesprecherin weiter. Deswegen sei ein Laborwechsel vorgesehen.

Auch im Landkreis Haßberge hat die Zahl der Testungen in den vergangenen Wochen spürbar zugenommen. Als das "Bayerische Testzentrum" am Kreisabfallzentrum in Wonfurt Anfang September seinen Betrieb aufgenommen hatte, hatten sich am ersten Tag 26 Personen testen lassen, in den Folgetagen waren es dann laut Landratsamt täglich 30 bis 50 Testungen. Mit dem Anstieg der Infektionszahlen im Zuge der "zweiten Corona-Welle" wuchs auch die Zahl derer, die sich freiwillig auf das neuartige Corona-Virus testen lassen wollten. Durchschnittlich 180 Testungen zählt das Gesundheitsamt nun täglich nach Auskunft von Pressesprecherin Monika Göhr: "Das variiert zwischen 100 Testungen bis hin zu 338 Testungen."

Ende August hatte das Landratsamt innerhalb weniger Tage das neue Testkonzept umgesetzt und sofort ein provisorisches Testzentrum eingerichtet. Noch im August wurde dann das Zentrum aufgebaut und am 1. September in Betrieb genommen; Ende Oktober hatte dann das THW Haßfurt im Auftrag des Landkreises Haßberge das Testzentrum in Wonfurt in kürzester Zeit weiter ausgebaut und winterfest gemacht. Dadurch konnten die Testkapazitäten nochmal ausgeweitet werden: 500 Testungen pro Tag wären theoretisch möglich.

Auch im Landkreis und vor allem der Stadt Bamberg sind die Infektionszahlen in den vergangenen Tagen dramatisch angestiegen. Der Inzidenzwert der Stadt Bamberg lag am Donnerstag bei 160,3 und damit ebenso im "dunkelroten" Bereich wie der Bamberger Landkreis-Wert von 136,6 - Tendenz steigend. Da ein Teil der Testkapazitäten jedoch für eben jene freiwillige Corona-Tests gebunden sei, schlagen der Bamberger Landrat Kalb und Bambergs Oberbürgermeister Starke nun vor, "in der aktuellen Hochphase der Infektionswelle vorübergehend auf freiwillige Tests zu verzichten", wie es aus dem Bamberger Landratsamt heißt: "Die Pflicht muss derzeit vor der Kür kommen." Sicher, so die beiden Lokalpolitiker, hätten die Menschen Verständnis dafür, dass zunächst Personen, bei denen ein konkreter Corona-Verdacht vorliege, Vorrang haben.

Wie Monika Göhr vom Landratsamt Haßberge der NP am Donnerstag bestätigte, teilt Landrat Wilhelm Schneider (CSU) die Meinung seiner Kollegen.

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