Hassberge Böswillige Attentate: Metallstangen im Maisfeld

Helmut Will

Landwirte aus der Region haben bei der Maisernte mit böswilligen Attentaten zu kämpfen. Metallteile im Acker können nicht nur Maschinen zerstören, sondern auch lebensgefährlich sein.

 
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Recheldorf - Vor gut einer Woche erntete ein Landwirt bei Stadelschwarzach ein Mais-Feld ab und entdeckte einige Maiskolben, die mit Nägeln gespickt waren. Das berichtet die Polizeiinspektion Kitzingen. Glücklicherweise konnte der Bauer einen Schaden an der Erntemaschine verhindern, da er die Nägel noch rechtzeitig entdeckt hatte. Am Freitag vermeldet die Polizei Bamberg-Land, dass wohl zwischen 15. Juni und 10. September Unbekannte eine Edelmetallstange in ein Maisfeld nordöstlich von Burggrub gelegt hatten: Die Metallstange wäre vom Metalldetektor nicht zu erkennen gewesen und hätte einen großen Schaden am Häcksler verursachen können. Und auch in den Haßbergen gab es vor wenigen Tagen einen Sabotageakt im Maisfeld.

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Karl-Ludwig Grell, aus dem Untermerzbacher Ortsteil Recheldorf ist ein Unternehmer, der mit seinem Fuhrpark diverse Arbeiten, so auch die Maisernte bei Landwirten im Lohnverfahren vornimmt. Einer seiner Mitarbeiter war am Samstag, 5. September, mit einem fast 500 000 Euro teuren Maishäcksler auf dem Feld des Recheldorfer Landwirtes Gerhard Roth beim Maisernten, als es plötzlich "schepperte" und die Maschine, aufgrund eines eingebauten Metalldetektors, stoppte.

Dem Fahrer schwante Böses und so war es dann auch. Er konnte erkennen, dass etwas in den Maisvorsatz geraten war, was dort nicht hingehört. Es waren Metallteile, die mit einem Isolierrohr, wie man es bei Heizungsrohren verwendet, umwickelt waren. Diese Metallgegenstände waren an einem Maisstengel befestigt und gerieten so unweigerlich in das "Maul" des Häckslers, wo sie schweren Schaden anrichten können. Das ärgert nicht nur dem Lohnunternehmer Karl-Ludwig Grell, sondern auch den Landwirt Gerhard Roth, auf dessen Feld es passiert ist. "Wer so was macht, kann ich nicht verstehen. Ich hoffe nur, dass es nicht noch irgendein Landwirt war, dass würde dem Fass den Boden raushauen", sagt Gerhard Roth. Er mag gar nicht daran denken, wenn sein Vieh im Stall scharfkantige Metallteile gefressen hätten. Auch spricht Roth davon, dass Personen hätten verletzt werden können.

Sebastian Porzelt ist ein Arbeiter, der für den Lohnunternehmer Karl-Ludwig Grell einen Maishäcksler, Marke Class, "950 Jaguar2", fährt. Diese Maschine kostet viel Geld, so um die 500 000 Euro", sagt Sebastian Porzelt. Sie hat 600 PS und einen Tankinhalt von 1300 Litern. Zehn Reihen Mais nimmt sie auf einmal. "Man kann sich vorstellen, dass man als Fahrer nicht alle Reihen, die der Häcksler in den Maisvorsatz einzieht, im Blick haben kann", sagt Porzelt. Ja, der Häcksler sei mit einem verstärkten Boden an der Fahrerkabine ausgestattet, "aber einen hundertprozentigen Schutz, dass nicht doch ein Eisen- oder Metallteil diesen durchschlägt, ist nicht gegeben", erläutert der Fahrer. Er zeigt sich überzeugt, dass so etwas nur jemand machen kann, der dem Unternehmer oder auch dem Feldeigentümer schaden will. Sebastian Porzelt schüttelt den Kopf: "So etwas ist doch krank."

Karl-Ludwig Grell betreibt ein Lohnunternehmen und ist Eigentümer des Maishäckslers. "So eine Handlung kann existenzzerstörend sein, wenn das Erntegerät länger ausfällt", sagt Grell. Im schlimmsten Fall könne ein Schaden von 50 000 Euro und mehr entstehen, und es würde dauern, bis die Reparatur erledigt sei. "Ein Ersatzgerät bekommt man meist auch nicht in der Haupterntezeit", sagt der Unternehmer. So gesehen hatte er noch Glück im Unglück, da sich der Schaden an seinem Maishäcksler auf zirka 3000 Euro beläuft.

Karl-Ludwig Grell weist auch auf die Energie hin die entsteht, wenn Eisenteile in den Maisvorsatz geraten, zerschlagen werden und davon fliegen. "Das sind dann richtige Geschosse", sagt er. Es sei nicht auszudenken, wenn zum Beispiel der Fahrer des Transportfahrzeuges, das neben dem Maishäcksler her fährt, getroffen würde. "Leute, die so was machen, wissen eigentlich gar nicht was sie anrichten können", so Grell. "Wenn jemand Hinweise an die Polizei gibt, die zur Ergreifung des oder der Täters führen, zahle ich dieser Person 1000 Euro", sagt Grell.

Seit dem Jahr 2017 kam es in Mittelfranken immer wieder zu Sabotageaktionen an Maishäckslern mit zum Teil schweren Sachschaden. Damals konnte die Polizeiinspektion Neustadt/Aisch drei Tatverdächtige ermitteln. Wie der dortige Dienststellenleiter auf Anfrage mitteile, ermittel die Staatsanwaltschaft wegen Sachbeschädigung. Der Schaden liege hier mittlerweile im sechsstelligen Bereich, sagte der Inspektionsleiter. Mitte 2018 hat unter anderem ein Landwirt Nägel und Metallstangen in seinem Feld gefunden. Er war nicht der einzige. Immer wieder wurden Metallteile in Feldern die an Maispflanzen hingen, gefunden. Dabei ließen sich die Täter immer wieder etwas einfallen, mit dem Ziel, einen möglichst hohen Sachschaden zu produzieren. Eine Anfrage beim Polizeipräsidium Unterfranken ergab, dass solche Fälle nicht explizit in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst werden. Allerdings teilt die Pressestelle des unterfränkischen Polizeipräsidiums mit, dass 2019 keine Fälle derart verzeichnet wurden. Im Jahr 2020 lagen die Fälle im mittleren einstelligen Bereich. Hier verweis Pressesprecher Michael Zimmer darauf, dass im Jahr 2018 im Bereich der Polizeiinspektion Gerolzhofen mehrere Fälle verzeichnet wurden, wo es zu bedeutenden Schäden an den Erntemaschinen kam. In Mittelfranken gab es 2017 insgesamt 24 Fälle mit einem Gesamtschaden im mittleren fünfstelligen Bereich. Das es nicht noch zu mehr Schäden kommt, ist dem mittlerweile umsichtigen Verhalten der Landwirte und der Lohnunternehmer zuzuschreiben.