Handball in Sonneberg 600 Fans feiern ein wahres Fest

shv

Thüringenliga-Spitzenreiter Sonneberger HV und die Gäste von der HSG Werratal 05 liefern ein berauschendes Handball-Fest in der SBBS-Halle ab. Die Halle in Steinbach gleicht einem Tollhaus.

 
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Was für ein Handballabend! Was für ein Handballfest! Was für eine Handballschlacht! Was für eine Stimmung in der Halle! Das Spitzenspiel der Thüringenliga wurde seinem Namen vollends gerecht – aus sportlicher Sicht und aus Sicht der Fans. Fast 600 Zuschauer zählte man am Einlass zur SBBS-Halle. Seit langer Zeit war das Rund in Sonnebergs Stadtteil Steinbach mal wieder nahezu ausverkauft, was auch an den etlichen mitgereisten Fans der Gäste aus dem Werratal lag. Auf beiden Seiten wurden die eigenen Farben leidenschaftlich und lautstark unterstützt. Allein das war Werbung für den Handballsport.

Was die Protagonisten dann auf das Hallenparkett zauberten, machte die Sache perfekt – zumindest, wenn man es mit den Farben der Spielzeugstädter hält. Das Südthüringenderby endete nach packenden 60 Spielminuten mit einem 26:25-Heimsieg. Doch nicht nur die Anhänger aus dem Werratal hätten auch ein Remis als gerechtes Resultat empfunden. Doch der Reihe nach.

Was bleibt festzuhalten? Es trafen vermutlich die beiden aktuell besten Teams der höchsten Spielklasse des Freistaats aufeinander. Spielerisch, athletisch und leidenschaftlich ging es über die komplette Spielzeit hin und her. Aufseiten der Hausherren überragte vor allem in der entscheidenden Spielphase Kreisläufer Eduard Zakharov mit insgesamt neun Toren, und für die Gäste entschied Torhüter Sebastian Brand das Duell zwischen den Pfosten klar für sich. Ansonsten muss man aufseiten Werratals noch Kreisläufer und Abwehrchef Tom Winner (8 Treffer) und Spielmacher Marko Oluic (6) herausheben.

Was ist die Quintessenz? War das schon das Meisterstück der Spielzeugstädter? Die Sonneberger führen die Tabelle nunmehr souverän mit 22:0 Punkten an. Die Riege der Verfolger setzt sich zusammen aus Suhl (17:5 Punkte), Werratal (18:6) und Goldbach/Hochheim (13:7), wobei Letztere nach der Pleite in der zurückliegenden Woche in Sonneberg diese Woche auch in Mühlhausen hauchdünn verloren (28:29). Doch Sonnebergs Trainer Manuel Müller winkte ab – logisch: „Es war ein weiterer wichtiger Schritt, aber wir haben noch viele schwierige Aufgaben vor uns“, sagte er unmittelbar nach dem Spiel. Um genau zu sein: Es sind noch elf Pflichtspiele. Es kann also noch viel passieren, aber die Ausgangslage ist schon mehr als komfortabel. Das musste auch Müller zugeben und konnte sich ein erleichtertes, verschmitztes Grinsen nicht verkneifen.

Das erste Mal zur Pause „hinten“

Für ihn und seine beiden Unterstützer auf der Bank, Konstantin Selenow und Roman Gurtowoi, waren es heikle und nervenaufreibende Minuten auf der Bank. Gurtowoi – sonst die Ruhe in Person – musste auch nach dem Spiel zugeben, dass es diesmal aufregender war als sonst. Woran lag das?

Vor allem an der ersten Halbzeit. Die Hausherren taten sich schwer gegen gallig auftretende Gäste, die im Angriff immer wieder die richtigen Ideen hatten, in der eigenen Deckung robust standen und mit Brand im Kasten dahinter einen richtig starken Rückhalt hatten. Und so kam es, dass nach dem zwischenzeitlichen 10:10 in der 25. Minute Werratal Oberwasser bekam. Den Gastgebern gelang bis zum Pausenpfiff kein einziger weiterer Treffer, die Gäste dagegen trafen noch dreimal, und so ging es erstmals in dieser Saison mit einem Rückstand (10:13) in die Kabine.

Vorher allerdings gab es noch einen Aufreger, der schlussendlich nicht spielentscheidend war, aber dennoch die harte Gangart auf dem Parkett verdeutlichte: Sonnebergs Viktor Ladyko kam zu spät gegen Werratals Marko Oluic und traf ihn von der Seite. Sicherlich ein hartes Foul, doch ob es eine direkte Rote Karte und damit die Disqualifikation Ladykos erforderte, sahen in der Halle naturgemäß viele anders. Zumal es eben auf beiden Seiten sehr robust zuging und die zahlreichen Kopftreffer nicht mit dieser Deutlichkeit geahndet wurden.

Die Aufgabe für die zweite Hälfte wurde noch erschwert, als Tom Kreutzer für die Breitunger nach dem Seitenwechsel auf 14:10 erhöhte. Wie bereits im Hinspiel, als Sonneberg auch erst in den Schlussminuten das Spiel für sich entscheiden konnte, erwies sich Werratal als echter Prüfstein und ebenbürtiger Kontrahent. Die Gastgeber jedenfalls erkannten, dass sie diesmal wirklich alles in die Waagschale werfen mussten, um am Ende erfolgreich sein zu können. Und dabei kann man neben dem dynamischen und leidenschaftlichen Anatoli Bulov, der im zweiten Durchgang immer wieder für stimmungsvolle Momente sorgte, vor allem einen herausheben: Eduard Zakharov. Zwar drehte er das Spiel nicht alleine – dafür ist und bleibt Handball eine Mannschaftssportart –, doch er war der entscheidende Faktor, dass Sonneberg auch nach dem zwischenzeitlichen 16:19-Rückstand in Minute 47 wieder zurückkam.

Zwei abgebrühte Tore vom Routinier Oleg Kumogorodskyy über Rechtsaußen und eben Bulov und Zakharov machten aus einem 18:20-Rückstand eine 22:21-Führung. Das Spiel war gedreht.

Restspielzeit genau sieben Minuten. Und die waren nichts für schwache Nerven. Die Stimmung in der Halle am Siedepunkt, und den Hausherren gelang es nun, zumindest immer wieder vorzulegen – 23:22, 24:24. Knapp zwei Minuten vor Schluss sorgten erst Zakharov und dann Dino Mustafic für die Entscheidung, als sie auf 26:24 stellten. Die Halle tobte, doch noch waren über 30 Sekunden zu spielen. Werratals Marko Oluic sorgte prompt für den 26:25-Anschluss. Die letzten 25 Sekunden aber schafften es die Gastgeber, den Ball zu sichern und gaben weder das Spielgerät an sich noch den Sieg her. Schlusspfiff!

Sonneberg: Kriuchkov, Melniychuk; Ladyko, Maslak (2), Kumogorodskyy (2), Dietrich, Untu (1), Mustafic (7/2), Shevelev (1), Zakharov (9), Bulov (4), Pedan, Levitskiy, Rehm

Strafwürfe/Sonneberg: 2/6, Werratal: 5/5

Zeitstrafen/Sonneberg: 3+1 Rote Karte, Werratal: 4 – Disqualifikation: Ladyko (Sonneberg/26./grobes Foulspiel)

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