Handball-Bundesliga Nach der Pause kippt das Spiel

Trotz starker erster Halbzeit geht der ThSV Eisenach leer aus. Die Wartburgstädter unterliegen der MT Melsungen mit 27:29.

Treffsicher: Oskar Joelsson (Mitte) schenkt Melsungen sechs Tore ein. Foto: IMAGO/Christian Heilwagen

Heimspiele des ThSV Eisenach sollte man nicht verpassen. Handball-Gourmets kommen zwar nicht immer auf ihre Kosten. Aber wenn es um Moral, Einsatzbereitschaft, Kampfgeist und Spannung geht, verläuft ein Besuch der Werner-Aßmann-Halle in den seltensten Fällen enttäuschend.

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So war es auch am Sonntag, als die Thüringer die MT Melsungen zu Gast hatten und den Favoriten in der ersten Halbzeit, wie man landläufig sagt, im Sack hatten. Nach den 60 Minuten jubelte jedoch der Anhang der Gäste, denn die Nordhessen gewannen das Nachbarschaftsduell mit 29:27 (12:15). Beste Werfer waren Oskar Joelsson mit sechs Toren auf Eisenacher und Florian Drosten mit acht Treffern auf Melsunger Seite.

Der ThSV erwischte einen idealen Start – und dies galt allen voran für Joelsson. Der Schwede, der im linken Rückraum den zur SG Flensburg-Handewitt abgewanderten Nationalspieler Marko Grgic beerbt hat, erzielte die ersten vier Treffer der Eisenacher höchstpersönlich und bestätigte seinen Ruf, einen hervorragenden Torriecher zu besitzen. Weil die Defensivreihe der Wartburgstädter unter der Regie von Abwehrchef Philipp Meyer sofort Betriebstemperatur erreichte, stand es nach sieben Minuten 4:1 für die Hausherren.

„Es ist stark, wie uns unsere Fans durch das Spiel getragen haben, auch wenn es am Ende leider nicht gereicht hat“, sagte der 21 Jahre alte Spielmacher Felix Aellen, der in seinem dritten Bundesligaspiel jede Menge Übersicht bewies und die Nebenleute immer wieder in Szene setzte. Vor allem Joelsson und Linksaußen Vincent Büchner profitierten davon, aber auch Peter Walz am Kreis oder Rückraumschütze Max Beneke.

Was die Eisenacher im ersten Abschnitt gut hinbekamen, war die Mixtur aus Tempohandball, kluger Spielberuhigung und strukturierten Angriffen. Dass die Mannschaft im Sommer auf sieben Positionen neu zusammengestellt wurde und die Findungsphase noch lange nicht beendet ist, war kaum erkennbar. Die Kombinationen wirkten in den meisten Fällen klar und durchdacht, auch wenn sich hier und da ein wenig jugendlicher Leichtsinn einschlich. Dies fiel jedoch kaum ins Gewicht, weil Joelsson und Co. verlässlich trafen. Hinzu kam, dass Büchner – in Handballkreisen nennt man ihn liebevoll diebische Elster – den Melsungern einige Bälle abluchste und schnelle Gegenstöße einleitete, die zu leichten Toren führten und den ThSV auf 13:9 (26.) enteilen ließen.

Zur Pause stand es vor 2850 Fans 15:12, was gegen die ersatzgeschwächten Nordhessen (sieben Ausfälle, nur drei etatmäßige Rückraumspieler im Kader) aber keine Aussagekraft besaß. Melsungen robbte sich schnell wieder auf 15:16 heran und glich in der 40. Minute durch David Mandic zum 18:18 aus. Sieben Minuten später brachte der 27-jährige Kroate seine Mannschaft erstmals in Führung, woraufhin der Eisenacher Trainer Sebastian Hinze prompt zur Auszeit bat.

Doch seine Worte verhallten. Der ThSV musste nun der individuellen Klasse der gegnerischen Spieler Tribut zollen, fand kaum noch zu durchschlagenden Aktionen und lief sich häufig in der immer sicherer werdenden MT-Abwehr fest. Als Fynn Hangstein beim 23:26 einen Siebenmeter vergab (52.), war das eine Art Vorentscheidung. Die Hausherren fanden nicht mehr zur Linie der ersten Halbzeit zurück, blieben neun Minuten ohne eigenes Tor und kassierten im dritten Spiel der Saison die zweite Niederlage.