Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst setzte sich am Dienstag dafür ein, die Abhängigkeit insbesondere von asiatischen Herstellern zu verringern. Ohne Chips gehe in der deutschen Wirtschaft nichts. "Halbleiter sind die Basistechnologie der digitalen Wirtschaft." Der Verbandsvertreter begrüßte die mit staatlichen Subventionen geförderte Ansiedlung von Fabriken großer Chiphersteller wie Intel und TSMC in Deutschland. "Wir stehen hier in einem weltweit massiven Wettbewerb mit anderen Standorten, beispielsweise den USA und vielen Ländern Südostasiens."
Der Aufbau eines gesamten Ökosystems der Chipindustrie - von der Forschung über das Chipdesign bis hin zu Produktion - werde nicht zu Nulltarif zu bekommen sein. "Dafür muss man etwas bezahlen, damit der Halbleiterstandort Deutschland wächst", sagte der Bitkom-Präsident.
Folgen der Corona-Pandemie
Die weltweite Chipkrise hängt eng mit der Corona-Pandemie zusammen. Vor allem Lockdowns in chinesischen Chipfabriken führten zu Produktionsausfällen. Verschärft wurde die Krise durch Naturkatastrophen wie Erdbeben in Asien und den großflächigen Stromausfall in Texas im Februar 2021, durch die auch wichtige Chipfabriken in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Gleichzeitig zog in der Pandemie die Nachfrage nach Elektronikprodukten deutlich an, da viele Menschen von zu Hause aus arbeiteten und mehr Freizeit im Internet verbrachten. Dies führte zu einem verstärkten Bedarf an Chips für Laptops, Tablets, Smartphones und anderen Geräten.
Vor zwei Jahren - auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie - betrug die durchschnittliche Lieferverzögerung bei Halbleiter-Bauteilen beziehungsweise Komponenten in Deutschland 6,5 Monate. Dieser Wert ist nur leicht gesunken. Aktuell müssen die Firmen durchschnittlich rund 5 Monate lang auf die bestellte Ware warten.
Die Unternehmen versuchen unterdessen, sich gegen die Lieferengpässe zu wappnen. 61 Prozent haben inzwischen langfristige Vereinbarungen mit ihren Chip-Lieferanten verhandelt. Jede zweite Firma (52 Prozent) hat sich auf die Suche nach alternativen Anbietern gemacht. Mehr als ein Drittel der Hersteller haben das Design ihrer Produkte geändert, um nicht länger auf knappe Spezial-Chips angewiesen zu sein. So hat beispielsweise das Berliner Unternehmen AVM etliche Modelle seines populären Internet-Routers "Fritzbox" ohne Unterstützung von ISDN-Telefonen auf den Markt gebracht, weil die dafür notwendigen Spezialchips schwer aufzutreiben waren. Erst der Chipmangel hatte AVM dazu bewegt, das Ende des ISDN-Zeitalters einzuläuten.