Gleicherart scheinen die vier Musiker zu sein. Als der Posaunist am Ende des Konzertes die Selbstironie von Gunther Emmerlich lobt, sagt dieser: „Ich könnte dir stundenlang zuhören!“ Worauf Micha Winkler kontert: „Den Text hat mir Gunther Wort für Wort aufgeschrieben!“
Solcherart spielen sie sich den ganzen Abend lang gegenseitig die Bälle zu, sehr zum Spaß der Zuhörer. Die auch sofort mitgehen, wenn Gunther Emmerlich Privates von sich Preis gibt, das nicht zum Lachen ist. Denn auf Rosen gebettet war der Sänger nicht von Anfang an in seinem Leben. Der Vater im Krieg geblieben, die Mutter gestorben, als er zwölf Jahre alt war. Die Geschichten aus seiner Kindheit, die er aus einem seiner Bücher vorliest, sind alles andere als spaßig. Von einem Schuster erzählt er, der sich erfolgreich vor dem Dienst in der Wehrmacht gedrückt hatte. „Mit dem selben Trick habe ich das zwanzig Jahre später auch geschafft“, sagt Gunther Emmerlich. „Mit Leuten wie uns ist kein Krieg zu gewinnen – aber auch keiner zu verlieren!“ Berührend auch viele weitere Geschichten, in denen sich der Gesangskünstler ebenso als Wortkünstler erweist.
Der Schalk blitzt ihm wieder aus seinem Gesicht, wenn er von Begegnungen nach der politischen Wende mit den „Großen der Unterhaltungsbranche“ im damaligen Westen erzählt. „Ja, singen können sie, die Ossis“, hatte einer von denen mal nach einem Konzert Emmerlichs gesagt. Was er kommentiert: „Ist im Prinzip richtig – aber schlecht formuliert!“
Der Landrat in seiner sächsischen Heimat sei politisch gesehen ein Schwarzer, und trotzdem habe er ein Problem mit dem Mohren. „So gesehen, dürften wir auch Mozarts Zauberflöte nicht mehr spielen, denn dort kommt auch der Mohr Monostatos vor.“ Und wer zu ihm nach einem Sommerurlaub sagt: „Du bist aber schön braun geworden“, das sei dann ebenso zweideutig. Sogar Rot sei er schon mal gewesen nach einem Sonnenbrand.
Ein Gag jagt den anderen, musikalisch wie literarisch. Zwei volle Stunden lang. Bis Gunther Emmerlich das Fazit zieht: „Wir haben die Idee gut gefunden, uns mal wieder nach Meiningen einzuladen. Wir hoffen – Sie auch?“ Der lang anhaltende Beifall war die beste Antwort.
Nach den vielen guten Rückmeldungen an diesem Abend und zur Autogrammstunde ist nun bereits eine Folgeveranstaltung mit Gunther Emmerlich in Planung.