Grundschule Oberhof Sportliche Paten stehen zur Schule

Anica Trommer
Mit mehreren Plakaten verteilt im ganzen Stadtgebiet machen Eltern- und Stadtvertreter auf das Problem, nämlich die drohende Schließung der Oberhofer Grundschule, aufmerksam. Bekannte Sportler stehen für den Slogan „Schule macht Weltmeister“ Pate. Foto: /Bastian Frank

An Zäunen und an Hausfassaden im Oberhofer Stadtgebiet sind die Plakate mit der Aufschrift „Schule macht Weltmeister“ zu entdecken. Elternvertreter und Stadträte wollen damit Tausende WM-Gäste darauf aufmerksam machen, dass die Grundschule zum Ort gehört und sie es nicht hinnehmen, dass die Kreisverwaltung die Einrichtung schließen will.

 
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Um auf die von der Kreisverwaltung geplante Schließung der Grundschule aufmerksam zu machen, haben sich die Oberhofer Elternvertreter und der Stadtrat etwas überlegt. Sie nutzen die Biathlon-WM, um das Thema in den Fokus zu rücken. An Zäunen und an mehreren Hausfassaden in der Stadt sind große Plakate mit bekannten Sportlern – allesamt Weltmeister und/oder Olympiasieger – zu entdecken. Ex-Biathlet Erik Lesser, der ehemalige Rennrodler Johannes Ludwig, die Ex-Bobsportler Mariama Jamanka, Maximilian Arndt und Alexander Rödiger sowie Ex-Langläufer Jens Filbrich und Langläuferin Lisa Lohmann stehen Pate für den Slogan „Schule macht Weltmeister“.

Wenn man über die Schließung des Schulstandortes spreche, dann gehe es nicht nur darum, dass eine Einrichtung verschwinde, sondern darum, das sich das ganze Lebensumfeld der Kinder ändere, so die Meinung der Stadtrates. „In Oberhof ist alles ein System“, sagt Kreistags- und Stadtratsmitglied Rainer Partschefeld (Freie Wähler). Daher ist es den Eltern ein Anliegen, um den Erhalt der Schule zu kämpfen. Denn nur, wenn Schulort und Trainingsstätte nah beieinander seien, bliebe am Nachmittags ausreichend Zeit für das sportliche Hobby – das später einmal zur einer WM- oder Olympia-Medaille führen könnte.

Vorteil: Kurze Wege

Das kann Johannes Ludwig bestätigen. Er ist in Oberhof in den Kindergarten, zur Grundschule und schließlich aufs Sportgymnasium gegangen. „Ich bin von der Schule gekommen, meine Oma hat mir was zum Mittagessen gekocht und danach bin ich zum Training gegangen“, erzählt er. Die kurzen Wege seien ein Vorteil gewesen. Der Sport fresse viel freie Zeit, weiß der Ex-Profi in der Eisrinne. Umso wichtiger sei es, die jungen Leute zu motivieren, ihre Freizeit dafür herzugeben. „Wenn man unter seinesgleichen ist und die Kumpels am Nachmittag beim Sport wiedertrifft, kommt man gar nicht auf die Idee, was anderes anzustellen“, sagt er.

Oberhof gehört zu den Schulstandorten, über deren Erhalt derzeit im Landkreis Schmalkalden-Meinigen diskutiert wird. „Und das ist angesichts stark sinkender Schülerzahlen und steigender Kosten legitim – zumal Oberhof zu den kleinsten Schulstandorten in Deutschland gehört“, lässt Landrätin Peggy Greiser in einem schriftlichen Statement ausrichten. „Wir müssen als Landkreis vorausschauend planen, wie viele Schulen wir uns künftig noch leisten können.“ Sie könne sich vorstellen, dass, wenn der Kreistag bis 2024 einen neuen Schulnetzplan aufstelle, man dann Mindestschülerzahlen definiere, die der Oberhofer Schulteil bis dahin erreichen sollte. Die Entscheidung darüber träfen die kreislichen Gremien.

Peggy Greiser hat Verständnis für die Protestaktion. „Wir sind eine Region, in der sich viele Menschen engagieren – und das gilt natürlich auch für die Themen Bildung und Schule. Letztlich zeigt es doch, dass die Menschen für den Standort brennen und sich mit der Grundschule stark identifizieren“, sagt sie, findet allerdings, dass der Rahmen der WM unglücklich gewählt sei. Sie glaube nicht, dass sich das überregionale Publikum für die Schulnetzplanung im Landkreis Schmalkalden-Meiningen interessiere. „Durch den WM-Schub und die Sportstättenmodernisierungen hoffen wir natürlich auf zahlreiche weitere Weltmeister von morgen“, sagt die Landrätin. Dafür müssten die Vereine in der Region, das Sportgymnasium und der Olympiastützpunkt weiter gestärkt werden. Die Investitionen hätten den Standort aufgewertet und damit auch für eine bessere Perspektive des Grundschulstandortes gesorgt. „Dieses klare Statement des Freistaats bedeutet nicht zuletzt Investitionsanreize für Hoteliers und weitere Unternehmer, die wiederum Arbeitsplätze für Familien mit Kindern schaffen“, so Greiser. „In diesem Zusammenhang haben es die Oberhofer selbst in der Hand, durch kluge Standortpolitik und Zuzug für den Schulstandort zu sorgen.“

Der Bildungsausschussvorsitzende des Landkreises, Fabian Giesder, betont: „Wir haben die Kriterien zur Bewertung der Schulstandorte erweitert und Schulleiter sowie Elternvertreter einbezogen.“ Gemeinsam werde beraten, wie das Schulnetz im Landkreis aussehen könne. Zunächst müsse ohnehin die Sanierung des Zella-Mehliser Schulteils abgewartet werden. „Da reden wir mit Sicherheit über das Jahr 2031“, unterstreicht die Landrätin.

 

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