Großübung am Hundsrück Top-Ausrückezeit trotz Geheimhaltung

Annett Recknagel

Die freiwilligen Feuerwehren von Floh-Seligenthal probten erstmals seit zwei Jahren wieder den Ernstfall. Im Gewerbegebiet „Am Hundsrück“ ereignete sich ein schwerer Unfall.

Floh-Seligenthal - Eddie und Emil waren ganz nah dran. „Weißt du noch im Kindergarten, als wir den Spreizer hochheben durften?“, fragt Eddie seinen Freund Emil. Der erinnerte sich sofort und meinte: „Ja – der war ganz schön schwer.“ Die beiden Jungs sind längst Grundschüler und gehören zur Jugendfeuerwehr in Floh-Seligenthal. Am Donnerstag beobachteten sie die Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehr Floh-Seligenthal und besonders ihre Väter. Eddie ist der Sohn des stellvertretenden Ortsbrandmeisters und Emils Papa agierte als Staffelführer. Die Feuerwehrübung im Gewerbegebiet „Am Hundsrück“ war die erste seit 2019. Und nicht nur deshalb ziemlich groß angelegt.

Nach der Werbung weiterlesen

48 Einsatzkräfte und zwei Bergwachtler aus Floh agierten in dem Szenario, das einen Verkehrsunfall simulierte. Die Übung war in zwei Abschnitte geteilt. Die Vermisstensuche fand unter Regie von Enrico Eberhardt statt, die Rettung „überwachte“ Kai Schellenberg. Im Einzelnen waren zwei Fahrzeuge in den Unfall verwickelt, eines davon brannte. Der noch im Auto sitzende Fahrer wurde von den Einsatzkräften sofort gerettet. Danach erfolgte die Brandbekämpfung mit Übungsschaum, den man eigens für diese Aktion angeschafft hatte. Auch im zweiten Fahrzeug saß noch eine Person. Hier entschied man sich für eine schonende Rettung. Das Fahrzeug wurde mit sogenannten Stabfast, das sind extra lange Stützen, stabilisiert. Anschließend stiegen die Helfer über eine Rettungsplattform auf das Fahrzeug und begannen mit der Türöffnung. Hier kamen die neuen hydraulischen Rettungsgeräte zum Einsatz. Zudem wurde mit einer Akku-Glasscheibensäge die Vorderscheibe aus dem Fahrzeug getrennt, um einen zweiten Rettungszugang zu schaffen. Die Bergung der Person übernahmen im Anschluss Christian Danz und Stefan Luck von der DRK-Bergwacht in Floh.

Die Übung insgesamt lief sehr zügig und konzentriert ab. Von den elf, zum Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr Floh-Seligenthal gehörenden, Fahrzeuge waren zehn vor Ort. Dazu die Bergwacht und der Kontaktbereichsbeamte. Ortsbrandmeister Michael Eck sprach im Nachhinein von einer sehr gelungenen Übung. „Trotz Urlaub und Pandemie“, meinte er sichtlich zufrieden und fügte hinzu: „Glücklicherweise hat keiner etwas verlernt.“ Normalerweise werden im Jahr ein bis zwei Einsatzübungen gefahren. Das Virus setzte das in der Vergangenheit außer Kraft. Aus der Übung aber sind die Rettungskräfte am Rennsteig keineswegs. Sehr gut gefallen habe dem Ortsbrandmeister das Zusammenspiel der Rettungskräfte der unterschiedlichen Ortsteilwehren. Zudem arbeitete man mit Digitalfunk. Aus dem Einsatzleitwagen heraus koordinierte dies Manuel Schneider. Und auch die Ausrückezeit der Wehren stimmte den Ortsbrandmeister sehr froh. „Dafür, dass die Wehrleute nichts von der Übung gewusst haben, waren sie sehr schnell – das ist beachtlich“, sagte Eck.

Positiv äußerte sich auch Bürgermeister Ralf Holland-Nell, der gemeinsam mit der neuen Ordnungsamtsleiterin Marion Laube, die Übung von Beginn an mitverfolgt hatte. „Es freut mich, dass das so gut geklappt hat“, betonte er. Die Fläche im Gewerbegebiet „Am Hundsrück“ habe sich gut geeignet. Und freilich weiß Holland-Nell, dass er sich in Sachen Sicherheit auf seine Feuerwehren verlassen kann. Damit das auch künftig so sein wird, bedarf es des Nachwuchses. Eddie und Emil jedenfalls hatten genug gesehen. Und wer weiß, möglicherweise agieren die beiden Neunjährigen in zehn Jahren selbst in den Reihen der Einsatzabteilung.