Waldbrand bei Steinheid „Jetzt hat es uns doch noch erwischt“

und Steffen Ittig , aktualisiert am 17.08.2022 - 22:18 Uhr

Ein Großeinsatz von Feuerwehren aus dem gesamten Kreis prägte am Mittwoch das Geschehen nahe Steinheid. Im Wald standen gleich zwei Holzernte-Maschinen in Flammen, dazu auf breiter Front die Bäume oberhalb des Göritzgrundes.

 
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Lichterloh brennende Forsttechnik im ausgedorrten Wald, massive Probleme bei der stabilen Versorgung mit Löschwasser, ein sich in alle Richtungen ausbreitendes Feuer, dazu die steilen Hängen oberhalb des Göritzgrunds – dies sind nur einige Stichworte zu den Herausforderungen, die am Mittwochnachmittag Feuerwehrleuten aus dem gesamten Landkreis Sonneberg heftig zu schaffen machten.

Gegen 14 Uhr war die Rettungsleitstelle zu dem Brand alarmiert worden. Vor Ort auf einem Wirtschaftsweg angekommen, bekamen es die ersten Freiwilligen mit gleich zwei Holzerntemaschinen zu tun, aus denen meterhoch die Flammen schlugen. Retten ließ sich hier nichts mehr. Zwar hielt man tapfer drauf, mit allem was man zur Verfügung hatte. Doch tobte sich das Feuer im vertrockneten Unterholz und dem Reisig auf den Einschlagflächen aus, erfasste umstehende Fichten und fraß sich bis in die Wipfel. Nach allen Seiten hin machte es sich breit. Hunderte Meter hoch schob sich eine schwarze Rauchsäule in den Himmel.

Schweißtreibende Kletterei

Im bergigen Gelände eine stabile Löschwasserversorgung aufzubauen, erwies sich dabei als der eigentliche Knackpunkt. Schlauchstrecken Meter um Meter mitten im Berg zu kuppeln – den Freiwilligen wird es eine übermenschliche Kraftanstrengung gewesen sein. Zwar war rasch ein Polizeihubschrauber vor Ort, der seine nasse Ladung direkt über den zu diesem Zeitpunkt bereits mit einem Schaumteppich überzogenen Holzerntemaschinen zu platzieren vermochte. Doch blieb es zunächst bei einer einmaligen Hilfe aus der Luft. Dem Vernehmen nach hatte sich bei zwei weiteren Anflügen der Korb nicht geöffnet – weswegen der Helikopter abdrehen musste.

Entlang der Bergstraße vom Abzweig an der Göritzmühle nach Steinheid hinauf bezogen die Feuerwehrfahrzeuge eines nach dem anderen Position. Doch das Wasser aus den Tankzügen zu den brennenden Bäumen zu bringen, verlangte den Beteiligten eine schweißtreibende Kletterei ab. Auch dort, wo den Einsatzkräften ein erster Löschangriff gelungen war war, glimmten weiter die Glutnester unter der Asche – ein einziger Hitzeteppich, den die Helfer auf breiter Front zum Gegner hatten.

Die Maschinen standen seit 10 Uhr still

Seiner Betroffenheit gab am Abend Peter Hamers Ausdruck. Der Leiter des staatlichen Forstamtes Neuhaus am Rennweg hatte eigentlich auf den für Donnerstag angekündigten Starkregen gehofft, auf dass sich hernach das Waldbrandrisiko etwas entschärft: „Jetzt hat es uns doch noch erwischt.“

Dass das Feuer von der brennenden Seilkrantechnik auf Bäume und Reisig übergegriffen hätte, dieses Szenario wollte Hamers ansonsten so nicht vorschnell bestätigen. „Mein Eindruck war, als ich gekommen bin, dass die Fahrzeuge noch nicht in Vollbrand standen. Etwas unterhalb aber es umso mehr im Gelände gebrannt hat.“

Dazu kam, so Hamers, dass bei dem Schweizer Unternehmen – dieses ist schon seit einigen Wochen beim Käferholzeinschlag im Göritzgrund zugange – am Mittwoch seit 10 Uhr die Maschinen still standen. Ein Arbeiter hatte über Übelkeit geklagt, diesen hatten seine Kollegen versorgt, hieß es ihm gegenüber. Heißgelaufene oder defekte Maschinen kämen von daher eigentlich nicht als unmittelbarerer Auslöser in Betracht. Wobei genaueres noch abzuwarten bleibe, so der Neuhäuser Forstbeamte um 19 Uhr gegenüber Freies Wort.

Der nächste Einsatz bei Lichte

Zu diesem Zeitpunkt hatten die etwa 130 Feuerwehrleute um Einsatzleiter Holger Jacob den Waldbrand unter Kontrolle. Wie Kreisbrandinspektor Mathias Nüchterlein am frühen Abend schilderte, gelang es im Laufe des Einsatzes am späten Nachmittag eine zweite Wasserzufuhr zu etablieren. So wurde in Steinheid eine Wasserentnahmestelle errichtet und über einen halben Kilometer hinweg Schläuche gekuppelt.

Vom Göritzgrund herauf und von Steinheid herab konnte so das betroffene, rund zweieinhalb Hektar große Areal „bedient“ werden. „Im Moment laufen jetzt noch die Nachlöscharbeiten“, so Nüchterlein. Wobei sich diese weiterhin ziemlich aufwendig und anstrengend gestalten im unwegsamen Gelände. Immerhin der Löschhubschrauber konnte hierbei dann wieder die Truppen am Boden unterstützen.

Ebenfalls keine Einschätzung mochte Nüchterlein zur Ursache abgeben. Ob der Hang womöglich bereits gebrannt hat und die Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen wurden, dies sei ebenso möglich wie das umgekehrte Szenario. Genaueres zu untersuchen, bleibt damit den Spezialisten von der Polizei überlassen. Wobei der entstandene Sachschaden hoch sein dürfte.

Als ob der Tag ansonsten nicht schon genug brenzlige Situationen gebracht hatte, war am Abend noch ein weiterer Einsatz im Neuhäuser Stadtgebiet zu fahren. So wurden die Kameraden über ein Feuer im Wald zwischen Lichte und Piesau verständigt. Den Brand auf einer Fläche von rund hundert Quadratmetern zu niederzuringen, blieb Sache der örtlichen Einsatzkräfte.

Glimpflich endete zuvor bei Meschenbach der Brand einer weiteren Holzernte-Maschine. Das Gefährt ließ sich gerade noch rechtzeitig aus dem Wald schaffen.

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