Gottesdienst Steinert: Für Frieden ist es nie zu spät

red

Einen ökumenischen Gottesdienst und ein Familienprogramm gab es am „Tag der Deutschen Einheit“ in der Gedenkstätte Point Alpha.

 
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Der 3. Oktober ist und bleibt der glücklichste Tag in der jüngsten deutschen Geschichte. Von Dankbarkeit sprach Generalvikar Prälat Christof Steinert vom Bistum Fulda in seiner Festpredigt beim ökumenischen Gottesdienst am „Tag der Deutschen Einheit“ auf Point Alpha und hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Wertekanons und der christlichen Glaubenstradition hervor. Unter der Überschrift „Die Ukraine im Geiste, die Grenze vor Augen“ erinnerte er im US-Camp der Gedenkstätte aber auch an das dunkle Kapitel der Grenzziehung vor 70 Jahren und spannte einen Bogen zum derzeitigen Krieg auf europäischem Boden. Darüber informierte die Point-Alpha-Stiftung in einer Pressemitteilung.

„Für Frieden ist es nie zu spät“. Ein Satz, den Generalvikar Prälat Christof Steinert sinngemäß aus dem Welthit „Turn, turn, turn“ (zu Deutsch etwa: „drehen“ / „wenden“) entnommen hat. Basierend auf einem Text aus dem Alten Testament hatte der US-amerikanische Folk-Musiker Pete Seeger das Lied in den späten 1950er-Jahren arrangiert. 1965 haben die Byrds es dann zum Welthit gemacht. Es dreht sich darum, dass der Lauf der Welt von Veränderung und Wandel bestimmt ist und dass alles seine Zeit hat.

In Europa herrscht nun wieder eine Zeit des Krieges, stellte Steinert enttäuscht fest. Er, der Kind der Region ist und seit 1989/90 die Wendung an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze unmittelbar miterleben durfte, hat sich das, wie so viele Menschen, lange nicht vorstellen können und wollen: „War ich, waren wir zu naiv?“, fragte er. Am einst heißesten Punkt im Kalten Krieg rief der Generalvikar zum Einsatz für Frieden, Freiheit und den Schutz christlicher Werte auf. Dabei richtete er den Blick auch auf die Ukraine, wo durch den russischen Angriff wieder ein heißer Krieg auf europäischem Boden tobt.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands habe sich die Botschaft von Point Alpha gewandelt: „Seit den 90er-Jahren ist der Ort ein Zeichen des Friedens und der Freiheit, der Völkerverständigung und des Ringens um Einheit in einer von Verschiedenheit geprägten geschenkten und gewollten Welt“, blickte Steinert dankbar zurück. Gleichzeitig mahnte er, nicht zu vergessen, auf welchem Wertekanon und welcher Glaubenstradition dies alles möglich geworden war und dass es für Frieden und Freiheit auch weiterhin Engagement, Einsatz und manchen Verzicht brauche. Am Point Alpha hätten über Jahrzehnte hinweg Menschen Verantwortung übernommen, um Freiheit und christliche Werte zu schützen, so Steinert. In Erinnerung daran rief er zur Solidarität und zum Gebet für die Menschen in der Ukraine und an anderen Krisenorten der Welt auf. „Als Christen müssen wir immer wieder Verantwortung übernehmen, wo Recht gebeugt, Gewalt angewendet und menschliches Leben und Würde vernichtet oder bedroht werden.“

An seiner Seite hatte Steinert als Konzelebranten Dechant Markus Blümel aus Eiterfeld, Superintendent Christoph Ernst vom Kirchenkreis Bad Salzungen – Dermbach, Pfarrer Roland Jourdan aus Vacha, Diakon Meins Coestier aus Hünfeld sowie Pfarrer Harald Krüger aus Hohenroda, für die Lesung war die Point-Alpha-Mitarbeiterin Katrin Werth zuständig. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Stadtkapelle Geisa unter der Leitung von Stephan Nimmich sowie „Divine Concern“ mit Meins Coetsier, Tilo Zschorn und Addi Haas. Zu Beginn hatte der Geschäftsführende Vorstand der Point-Alpha-Stiftung Benedikt Stock die Besucher in der voll besetzten Fahrzeughalle begrüßt und noch einmal die Dankbarkeit für 32 Jahre deutsche Einheit herausgestellt. Mit den Einnahmen der Kollekte werde die Flüchtlingshilfe der Point-Alpha-Kommunen Geisa und Rasdorf unterstützt. Zugleich bedankte er sich bei allen Mitwirkenden und Helfern.

Im Anschluss fiel der Startschuss für einen bunten Familientag am authentischen Geschichtsort. Im US-Camp öffneten die Buden und Stände für einen kleinen Rhöner Regionalitäten-Markt. Für die Besucher im Angebot hatten die Standbetreiber unterschiedliche lokale Spezialitäten. Leckere Speisen, Kuchen und Getränke servierten diesmal der Männergesangverein aus Rasdorf und der Landfrauenverein Borsch. Die musikalische Unterhaltung lag in den Händen der Stadtkapelle Geisa und des Musikvereins Motzlar. Auch die Kinder hatten jede Menge Spaß: Mädchen und Jungen sprangen ausgelassen auf der Hüpfburg und der Circus Ikarus lockte mit weiteren spannenden Spielen. Und natürlich nutzten zahlreiche Gäste den „Tag der Deutschen Einheit“, um sich in den musealen Ausstellungen im Haus auf der Grenze, in den US-Baracken, auf dem „Weg der Hoffnung“ und an den Grenzsperranlagen zu informieren.

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