Zum Einstieg in den Vortrag erübrigte sich die Frage, wer „Reinecke Fuchs“ gelesen hat. Es dürften wenige Literaturfreunde gewesen sein. Dennoch kennt fast jedermann, der hierzulande zu „alten Zeiten“ beschult wurde, den Schelm und Schlauberger, den gerissenen, hinterlistigen Fuchs, der sich aus jeder Schlinge, ja selbst vom Galgen, dessen Leiter er bereits erklommen hatte, zu befreien wusste. Seine Schmeicheleien, die Speichelleckerei, das Kriechen in den A… der Mächtigsten und Reichsten ist bis heute nicht aus der Mode gekommen, im Gegenteil: Derzeit, ja ganz gegenwärtig erst vor Tagen, wird dieses Gehabe, wie einst von Goethe nach alter Vorlage in seinem 1792/94 nachgedichteten „Reinecke Fuchs“ beschrieben, ganz groß im internationalen Maßstab praktiziert und gefeiert. Goethe schrieb seinerzeit an Charlotte von Kalb am 28. Juni 1794 aus Weimar: „Hier liebe Freundin, kommt Reinecke Fuchs, der Schelm und verspricht sich eine gute Aufnahme. Da dieses Geschlecht auch zu unsern Zeiten bei Höfen, besonders aber in Republiken angesehn und unentbehrlich ist; so möchte nichts billiger sein, als seine Ahnherrn recht kennenzulernen.“
„Goethe aktuell“ Dieser Fuchs kommt einem bekannt vor
Karl-Heinz Veit 25.01.2025 - 16:00 Uhr