Gnadenhof Themar Heim für Tiere in Klein-Amerika

Ein fest gebautes Gartenhaus und ein Schuppen stehen auf dem Grundstück. Beides wollen die Vereinsmitglieder für den Gnadenhof wieder herrichten und nutzen. Foto:  

Die lange Suche nach einer neuen Bleibe hat nun für den Gnadenhof in Themar ein Ende. Er wird nach Klein-Amerika „auswandern“. Die Weichen dafür sind gestellt.

 
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Es war nicht nur ein Stein, der den Mitgliedern vom Herzen gefallen ist, sondern eher ein Felsbrocken. Das, was sich bereits im Spätsommer des vergangenen Jahres angedeutet hatte, ist Anfang der Woche im Bauausschuss der Stadt Themar besiegelt worden. Der Verein Gnadenhof Themar e.V. hat ein Grundstück gefunden – und ein Bebauungsplan fürs „Vorhaben Gnadenhof“ darf nun darüber gelegt werden. Bürgermeister Peter Harenberg wird im Auftrag der Stadt mit dem Verein Gnadenhof Themar e.V. einen städtebaulichen Vertrag eingehen. Den Beschluss, dass für das Grundstück in Klein-Amerika ein vorhabensbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden soll, hatte den Stadtrat bereits Ende des vergangenen Jahres gefasst. „Wir wollten es nicht an die große Glocke hängen, bevor es nicht sicher ist“, sagt Vereinsvorsitzender Sandro Adler. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, öffentlich darüber zu reden.

Weichen sind gestellt

Alle Weichen sind nun gestellt. Was soll noch schiefgehen? Nachbarn, die sich gestört fühlen könnten von einem Gnadenhof, gebe es auf den Wiesen in Richtung Lengfeld keine. Benachbart sind lediglich die Koppeln der White River Ranch und das Bauhof-Lager. Es herrscht große Freude im Verein. Das Grundstück sei ideal. Die nunmehr zwei Jahre lange, schwierige Suche nach einer neuen Bleibe für die Tiere scheint beendet.

Sandro Adler lächelt. Es ist ein befreites Lächeln. „Sie glauben gar nicht, wie glücklich wir sind“, sagt er. Es sei so schön, dass es endlich geklappt hat. Immer wieder hatten sie gehofft, immer wieder hat sich die Hoffnung zerschlagen. Verzweifelt waren sie, und dankbar für das Asyl, das sie vom bisherigen Verpächter bekommen hatten. Und dann war plötzlich eine Themarerin aufgetaucht und hatte die Lösung präsentiert. Margit Appelt war es, die eines Tages in der Touristinformation der Stadt stand und sagte: „Ich möchte mit dem Chef vom Gnadenhof reden!“ Der Kontakt war schnell hergestellt – und das, was sie zu sagen hatte, ließ das Herz des Vereinsvorsitzenden Freudensprünge machen. „Frau Appelt hat uns das Grundstück in Klein-Amerika angeboten“. Die mittlerweile 97-Jährige könne nicht mehr allein auf ihr idyllisch weitab vom Schuss gelegenes Grundstück, weiß Adler. Doch sie wollte es weiterhin gut genutzt wissen. Am besten eben von Tieren. Und sie wusste um die Sorgen des Gnadenhof-Teams und um all die Querelen, die es gegeben hatte.

Auch sie ist nur Pächterin. Verpächter sei die Katholische Kirche, weiß Sandro Adler. „Und so sind wir, nachdem wir uns mit Frau Appelt einig waren, an die Kirche herangetreten – und haben nachgefragt.“ Es hat gedauert, doch der erlösende Anruf kam – und mittlerweile liegt die Zusage schwarz auf weiß vor. Man war bereit, dem Gnadenhof das Grundstück für 99 Jahre zu verpachten. „Frau Appelt bleibt aber erst einmal Pächterin – der Gnadenhof tritt irgendwann einmal ihre Nachfolge an“, erklärt Adler.

Vom asphaltierten Weg in Richtung Lengfeld ist das Grundstück nicht einzusehen. Pferdekoppeln der White River Ranch, dahinter Bäume und Büsche. Die idyllische Streuobstwiese, auf der alte Apfel- und Pflaumenbäume stehen, mit angelegtem Teich und einem Bächlein liegt wie eingerahmt von Wald – eine Allee führt auf die herrliche, lichtungsgleiche Freifläche. Versteckt, geschützt ist sie. Und alles, was auf dem Areal wächst ist nicht giftig für die Tiere. Ein wichtiges Kriterium.

„Es ist herrlich hier und man kann so viel draus machen“, schwärmt auch Susi Sommerey vom Verein. 7800 Quadratmeter groß ist das Areal – 2600 Quadratmeter misst das jetzige. „Es ist viel mehr Raum hier – genügend Auslauf für alle Tiere“, freut sich Sandro Adler. Der Verein plant keine festen Bauten zu installieren. Weidezelte und fahrbare Weidehütten werden aufgestellt – mit Paddock-Platten wird gearbeitet. Doch ein Zaun muss um das Wiesenareal gebaut werden. Um den Gnadenhof zu schützen. Und die Videoüberwachung sei ebenfalls ein Muss.

Schritt für Schritt

Alles ist vorhanden: Wasser, Strom – und ein festes Gebäude mit trockenem Keller. Natürlich müsse auch am Grundstück noch einiges verändert, die Hecken und Bäume ausgeschnitten, Teich und das Areal drumherum hergerichtet werden – doch das erledigen die Vereinsmitglieder peu a peu.

Stück für Stück wollen sie sich auch dem unterkellerten Gartenhaus mit der kleinen Außentoilette widmen. Grundentkernen müsse man alles und herrichten – doch dann sei’s „perfekt als Vereinsgebäude!“

Wie’s nun weitergeht? Erst muss der städtebauliche Vertrag unterzeichnet werden, dann kann der Planer beginnen. „Das Geld für den vorhabensbezogenen Bebauungsplan haben wir“, sagt Adler. Das Verfahren werde nach Auskunft der Fachbehörde im Landratsamt etwa ein halbes Jahr dauern. Der Umzug ist für den Spätsommer geplant. Am liebsten würden Klaus und Susi Sommerey, Sandro Adler und ihre Mitstreiter jetzt schon beginnen. Eine Müllaktion wird es im Frühjahr geben. Alles andere muss warten.

„Es ist das schönste Grundstück in Themar, ein Glücksfall nach so vielen Reinfällen“, freut sich Adler. Ja, manchmal gehen eben acht Türen zu, bis sich die richtige öffnet. Dass es diesmal die richtige ist, davon sind sie alle überzeugt.

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