„Herbertchen, ihr müsst mich abholen!“ Schwägerin Lisbeth klang fordernd, Nachbarn, als sie mich am Dienstag in aller Herrgottsfrühe anrief. Neffe Gerti sei mal wieder fahruntüchtig, der Bundespräsident komme nach Meiningen, und da müsse man doch hin. Na, ich wollte ja nicht so sein, hab’ mein eheliches Weib ins Auto gepackt, mit der Marga die Lisbeth in Spahl abgeholt, und dann ging’s ab in die altehrwürdige Residenzstadt. Ganz schöne Gurkerei, sage ich euch. Als Frank-Walter Steinmeier dann endlich eintraf, war meine liebe Schwägerin gar nicht mehr zu halten. „Herr Präsident, Herr Präsident“, flötete sie, „herzlich willkommen in unserem schönen Thüringen!“ Na, der Mann ist ja ein freundlicher und begann sogleich einen Small Talk mit der Lisbeth, dieweil ich für uns vier, Lisbetha, die Marga, den Steini und mich, erst mal Bratwürste organisiert habe. „Hervorragend, diese Thüringer Würste“, lautete das präsidiale Lob, worauf die Schwägerin einwandte: „Na ja, gehen so, aber die weltbesten Bratwürste gibt’s bei uns um die Ecke in Ketten, Herr Präsident. Ich hab’ ihnen selbstverständlich ein Päckchen mitgebracht.“ Aber, Nachbarn, als sie dann ihr Wurstpaket aus der Handtasche zog, fielen Steinis Sicherheitsleute über sie her. Hätte ja eine Bombe sein können. Aber der Präsident beruhigte alle, nahm erst die Würste, dann die Lisbeth in den Arm – und sagte dann: „Ich weiß doch, in Thüringen ist die Welt noch in Ordnung.“ Jedenfalls manchmal, Nachbarn ...