Grauer Star, Nachbarn, ich sag’ nur: Grauer Star. Es fing damit an, dass vor einiger Zeit Schwägerin Lisbeth aus Spahl uns hier in Rotterode einen Besuch abstattete. Als sie eintrat, rief ich von meiner Sofaecke aus: „Ach, Frau Müller, schön Sie zu sehen, was führt Sie zu uns?“ Daraufhin entzog mir meine Marga sofort das Bierglas. „Bist wohl angeheitert, Herbert, dass du deine eigene Schwägerin nicht mehr erkennst!“ Tags drauf herrschte mich mein eheliches Weib am Frühstückstisch an, warum ich denn meine Nase so tief in die Zeitung stecken müsse. „Na, ich will doch die Fußballergebnisse wissen“, bemerkte ich kleinlaut. Als ich dann kurze Zeit später mit dem Auto eine Abfahrt verpasste, weil ich die Schrift auf dem Verkehrsschild nicht richtig gelesen hatte, war’s meiner besseren Hälfte genug: „Du gehst jetzt dringend zum Augenarzt, Herbert!“ Also gut. Die Diagnose des Docs war niederschmetternd: Grauer Star oder Katarakt, Trübung der Augenlinse. „Das muss operiert werden“, befand der Mann. Tja, Nachbarn, und diese Woche muss ich wohl oder übel unters Messer.