Glockenguss in Zitters (Rhön) In Gottes Namen floss die Bronze

red

Für die Kirche in Zitters wurde mit alter Handwerkskunst vor Ort eine neue Glocke gegossen. Das historische Ereignis wurde im Dorf als Fest gefeiert.

 
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Die neue Bronzeglocke für die Kirche St. Sebastian im Schleider Ortsteil Zitters wiegt stolze 57 Kilogramm mit einem Durchmesser von 44 Zentimetern. Sie trägt die weiteren Namen St. Wendelin und St. Antonius als Schutzpatrone der Zitterser Kirche.

„Die Handwerkskunst, welche schon Jahrhunderte alt ist und nunmehr seit dem 16. Jahrhundert im Wesentlichen unverändert praktiziert wird, konnte das Familienunternehmen Herrmann und Christoph Schmitt aus Brockscheid geschickt und präzise präsentieren“, heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeinde Schleid. Viele Gäste aus nah und fern waren gekommen, um dieses einmalige Erlebnis zu begleiten und aus der Nähe zu betrachten. Am vergangenen vergangenen Freitag wurde die vorbereitete Glockenform angeliefert, und Christoph Schmitt mauerte gekonnt mit Lehm und Schamottsteinen den Schmelzofen, in dem die Bronze mittels Steinkohle im Tiegel am Folgetag geschmolzen wurde.

Begleitet wurden die am Samstag durchgeführten Arbeitsschritte zum Glockenguss von Landrat Reinhard Krebs (CDU), Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald, Pastor Jürgen Kämpf, Pater Simon und viele Interessierte aus nah und fern. Sharon Linke, Pia Hosenfeld und Amelie Hosenfeld trugen das „Lied von der Glocke“ von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1799 vor. Die Bürgermeisterin dankte den Spendern Joachim Preß und Tino Richter von der Wartburg-Sparkasse, Landrat Krebs, dem gebürtigen Zitterser Bernhard Schuchert sowie dem Heimatverein für die Übergabe des Erlöses zweier Weihnachtskonzerte in Kranlucken. All diese Spenden haben die Finanzierung zur Anschaffung der neuen Glocke ermöglicht. „Heimatglocken sind die schönsten aller Rufsignale“, sagte die Bürgermeisterin, „sie verkörpern Gemeinschaft, den Glauben, Regelmäßigkeit und Zusammenfinden. Sie geben dem Alltag Gewohnheit und Struktur – sie laden zum Gebet und zur heiligen Messe ein.“

Den geschichtlichen Hintergrund der Vorgängerin der neuen Glocke erläuterte Thomas Schütz, gestützt auf Recherchen des bereits verstorbenen Zitterser Organisten Josef Schütz. Der Heimatforscher Bruno Leister ging mit seinem enormen Wissensschatz auf die Geschichte von Zitters ein und ermöglichte den Besuchern einen Einblick in die Historie des kleinen Ortes im schönen Kohlbachtal.

Pastor Jürgen Kämpf sprach den Segen für die Entstehung der neuen Glocke, wobei im Anschluss Herrmann und Christoph Schmitt sowie deren Mitarbeiterin, Glockengießerin Julia Robiller, mit dem Guss-Gebet „in Gottes Namen“ die Bronze vergossen. Musikalisch wurde der Samstag durch die Rockenstühler Musikanten festlich umrahmt. Am Sonntag wurde die Geburt der Glocke mit einem feierlichen Festhochamt mit den Kranluckener Musikanten unter Leitung von Sebastian Schütz begonnen, welche danach den gesamten Sonntag umrahmten. Pastor Jürgen Kämpf hielt die Festpredigt und ging auf die Bedeutung der Kirchenglocken als Begleiter der Menschen ein. Mit den Zelebranten Schött und Diakon Thomas Kranz feierten die Gläubigen gemeinsam die heilige Messe.

Mit Stolz befreiten die Männer aus Zitters die Glockengrube von Erde, wobei diese dann im Nachgang mittels Dreibock und Seilzug aus der Erdgrube emporgehoben wurde. Nach weiteren Säuberungsschritten konnte die Glockenform entnommen werden und der Kunstguss kam zum Vorschein, wobei dann weitere Reinigungsarbeiten erfolgten. Die finale Herstellungsprobe erfolgte gemeinsam mit dem Wiegen der Glocke sowie dem ersten Anschlag, welchen Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald, Michael Fischer sowie Pastor Jürgen Kämpf ausführten. Mit dem gemeinsam gesungenen und musizierten Loblied „Großer Gott wir loben Dich“ wurde das Zitterser Glöcklein begrüßt und klang gemeinsam mit der Hauptglocke des Kirchengeläutes.

Die Bürgermeisterin ist allen Helfern, allen Vereinen des Kohlbachtals und den Feuerwehren sowie allen Mitwirkenden, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben, dankbar – getreu dem Gemeindeslogan der Einheitsgemeinde Schleid „Gemeinschaft erleben“.

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