Gewalt gegen Frauen Aktion auf Hildburghäuser Marktplatz

Ein Flashmob war angekündigt, letztendlich wurde daraus eine Plakataktion. Foto:  

Der Marktplatz Hildburghausen wurde gestern zum Schauplatz für eine Aktion eines überparteilichen Bündnisses gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.

 
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Ein Flashmob war in Hildburghausen angekündigt für Freitagnachmittag – anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Organisiert hatte die Aktion Maria Struck. Sie hat vor drei Monaten mit anderen Menschen gemeinsam ein überparteiliches Bündnis gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gegründet und ist dessen Sprecherin für den Bereich Hildburghausen. Das Bündnis veranstaltete in zwölf weiteren Thüringer Städten Aktionen.

Die erste in Hildburghausen sichtbare Aktion des neuen Bündnisses fand nun gestern auf dem Marktplatz der Kreisstadt statt: Maria Struck, Katrin Reinhardt (beide Die Linke) und Michael Binek (Bündnis 90/Die Grünen) hatten sich mit Katrin Schneider von Talisa und Ronja Lenz von den Linken in Suhl verabredet, um gemeinsam Plakate zu gestalten, die das Thema Gewalt gegen Frauen thematisieren und nachhaltig sichtbar machen sollen. „Gewalt gegen Frauen und Mädchen existiert in allen sozialen Schichten, in allen Altersgruppen, in allen Ländern und allen Bereichen des Lebens. Der Mythos ‚Wenn aus Liebe Hass wird’ hält sich hartnäckig, aber darum geht es den Tätern nicht. Es geht nicht um Liebe oder Hass. Hinter diesen Taten steckt patriarchales Besitzanspruchsdenken, Kontrolle und Macht. Wir sagen: Es reicht! Wir wollen mit unserer Aktion unseren Forderungen Nachdruck verleihen. Bund, Länder und Kommunen müssen endlich die Istanbulkonvention konsequent umsetzen und Frauen ihren Anspruch auf ein gewaltfreies und gleichberechtigtes Leben ermöglichen. Wir solidarisieren uns mit unserer Aktion auch ausdrücklich mit der feministischen Revolution im Iran und in Ostkurdistan und verurteilen die systematischen Femizide in diesem Land“, lautet laut Maria Struck der Aufruf des Bündnisses.

Vor Ort waren Hildburghausens Bürgermeister Tilo Kummer und Seniorenbeauftragte Marion Seeber. Beide sind sich einig, dass es wichtig ist, das Thema Gewalt gegen Frauen an die Oberfläche zu bringen und in der Gesellschaft anzusprechen. „Oft wird häusliche Gewalt aus Scham verschwiegen. Gerade hier im ländlichen Raum. Das Thema betrifft alle Altersschichten. Und es ist wichtig, dass Betroffene wissen, wo sie Hilfe bekommen. Deshalb müssen wir öffentlich darüber sprechen“, erklärte Marion Seeber. Die Frauenhäuser sind ihren Worten zufolge in ganz Deutschland voll im Moment.

„Das nächste Frauenhaus gibt es in Meiningen. Das wird auch von uns mit finanziert. Die Hürde, dorthin zu gehen, ist jedoch oft groß. Das Thema wird oft totgeschwiegen, ist ein gesellschaftliches Tabu“, sagte Tilo Kummer. Im Landkreis Hildburghausen sei die Quote im Bereich Gewaltverbrechen in Familien sehr hoch im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Das sei erschreckend.

Die Landespolizeidirektion Thüringen zählte im vergangenen Jahr 2408 solcher Fälle alleine im Freistaat – die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen, informierte das Landratsamt Hildburghausen. Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Landkreis Hildburghausen nutzte den Vortag des internationalen Aktionstags, um für das oftmals verschwiegene Thema zu sensibilisieren. Frauen fühlen sich in Situationen von häuslicher Gewalt oft allein gelassen und haben Angst sich mit ihren Problemen nach außen zu wenden. An belebten Orten in der Kreisstadt Hildburghausen verteilten die Netzwerk-Teilnehmer am Donnerstag deshalb Infomaterial zu den Einrichtungen und Partnern an die man sich mit einer solchen Problemstellung wenden kann.

Organisiert wurde die Aktion vom Hildburghäuser Frauenkommunikationszentrum Binko und der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises. Dabei war es dem Netzwerk besonders wichtig, die Schutz- und Hilfsmöglichkeiten für Betroffene breit in der Gesellschaft zu streuen, damit auch Außenstehende schnell agieren können, wenn sie mit einem Fall von häuslicher Gewalt in der Familie oder dem sozialen Umfeld konfrontiert werden. Einer der unmittelbarsten Partner ist das Frauenhaus in Meiningen. Das Frauenhaus ist eine Schutzeinrichtung und dient der vorübergehenden Unterbringung von Gewalt betroffenen oder bedrohten Frauen mit ihren Kindern aus den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen und Hildburghausen sowie der kreisfreien Stadt Suhl. Es bietet Frauen und ihren Kindern Schutz vor häuslicher Gewalt. Kontakt ist telefonisch möglich unter (0 36 93) 50 20 26 oder online. red/dr

www.frauenhaus-meiningen.de

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