Gesundheitsvorsorge Im Porträt: Die Selbsthilfekontaktstelle

Mit Gesprächskreisen zu Depressionen, zu Suchterkrankung und zur Krebsdiagnose bei Frauen nahm die Erfolgsgeschichte ihren Anfang.

 
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Dank von Landrat Robert Sesselmann an Petra Beyer (Mitte) und Hannelore Greußel. Foto: LRA/Volk

Anfang 1994 wurde nach längerer Vorbereitung die Selbsthilfekontaktstelle unter der Federführung von Hannelore Greußel gegründet. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten im Landkreis schon sechs Selbsthilfegruppen, drei davon – Depressionen, Frauenselbsthilfe Krebs Sonneberg und Sucht – bereits seit 1989. Unterstützt wurde die Gründung durch den damaligen Landrat Reiner Sesselmann, den Amtsarzt Herbert Schickedanz, die Stadt Sonneberg und das Thüringer Selbsthilfeplenum.

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Die erste Selbsthilfegruppe, die zusammen mit der neuen Kontaktstelle gegründet wurde, war die Diabetiker-Gruppe, die mit einer kleinen Unterbrechung auch heute noch arbeitet und über 30 Mitglieder zählt. Im gleichen Jahr gründete sich das „Blaue Kreuz“. Durch Veröffentlichungen in der Presse und das Erscheinen der ersten Selbsthilfebroschüre wurde die breite Öffentlichkeit für das Thema Selbsthilfe sensibilisiert. Im November 2002 veranstaltete die Kontaktstelle dann ihren ersten Selbsthilfetag im Krankenhaus Sonneberg. Zwölf der mittlerweile 40 Gruppen stellten sich erstmalig der Öffentlichkeit vor. Der Tag war ein großer Publikumserfolg.

Nierenzentrum für Dialysepatienten

Als 2003 die Forderung von Patienten kam, in Sonneberg ein Dialysezentrum zu etablieren, um den Erkrankten eine ortsnahe Dialyse zu ermöglichen, gab die Selbsthilfegruppe „Dialysepatienten“ den Anstoß zu vielen Diskussionen und Verhandlungen auf breiter Ebene. Auch dank dieses Einsatzes wurde 2010 das KfH Nierenzentrum eröffnet, das seitdem viele Patienten versorgt. Dies ist ein gutes Beispiel, was aktive Selbsthilfearbeit bewirken kann. In den folgenden Jahren gründeten sich immer neue Selbsthilfegruppen zu den unterschiedlichsten krankheitsspezifischen und sozialen Themen, die durch die Kontaktstelle im Landratsamt aktiv unterstützt wurden.

Als Hannelore Greußel 2008 in den verdienten Ruhestand ging, übernahm Petra Beyer die Aufgabe. Ein echter Meilenstein war die Aufnahme der Koordination und Unterstützung von Selbsthilfegruppen in den Katalog der gesetzlichen Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Thüringen 2018. Die Arbeit der Kontakthilfestelle wurde damit von einer freiwilligen zur pflichtigen Aufgabe der Kreisverwaltung.

Natürlich lösen sich auch Gruppen aus verschiedenen Gründen auf, darunter aus Alters- oder Krankheitsgründen. Auch die Umstände der Corona-Pandemie führten von 2020 bis Ende 2022 zur Auflösung von zehn Gruppen. In dieser Zeit wurden aber auch neue Gruppen gegründet, da sich immer wieder Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen oder Erkrankungen zusammenfinden, um den Weg der Selbsthilfe gemeinsam zu beschreiten und sich in besonderen Situationen gegenseitig zu helfen. So wurde im November 2023 eine Gruppe für jüngere Menschen mit Depressionen gegründet. In Gründung befinden sich derzeit eine neue Gruppe für Bauchspeicheldrüsenerkrankte, eine Gruppe für Eltern mit Kindern mit Handicap und eine Gruppe für multiple Sklerose-Erkrankte in der Gemeinde Frankenblick.

Die Verdienste wurden gewürdigt

Über die Jahre hinweg waren die hiesigen Gruppen auch in der Öffentlichkeitsarbeit sehr aktiv. Sie bereicherten Selbsthilfetage der Kontaktstelle, Tage der offenen Tür des Landratsamtes aber auch Selbsthilfetage außerhalb des Landkreises. Die Kontaktstelle und die Gruppen veranstalteten Aktionstage und machten mit verschiedenen Ausstellungen im Landratsamt, Buchlesungen in der Stadtbibliothek, Patientenforen, Plakataktionen, Flyern und Broschüren die Bürger des Landkreises auf die verschiedensten Krankheitsbilder und den Selbsthilfebereich aufmerksam.

Diese umfangreiche ehrenamtliche Arbeit blieb nicht im Verborgenen. So wurden Christa Heinlein (Krebsgruppe Sonneberg, leider schon verstorben) und Horst Meyer (Schlafapnoe) mit der Thüringer Rose ausgezeichnet. Harry Dorst (ILCO, leider schon verstorben) wurde die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen. Christa Fölsche (Morbus Crohn/colitis ulcerosa) erhielt den Ehrenbrief des Freistaates Thüringen und die Verdienstmedaille des Landkreises. Christa Lieberman (Sucht) wurde mit dem Thüringer Ehrenamtszertifikat ausgezeichnet. Gerhard Sittig (Leukämie und Leukämieverein, leider schon leider verstorben) erhielt den Selbsthilfepreis der DAK und Margot Eckert (Blindenverband/SHG Blinde und Sehbehinderte) wurde 2023 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.