Gezielte Finanzierung geplant
Neue Stufen: Vorgeschlagen wird, das gewachsene Netz der Kliniken in drei "Versorgungsstufen" mit einheitlichen Mindestanforderungen einzuordnen und gezielt zu finanzieren. Häuser der wohnortnahen "Grundversorgung" sollen für Notfälle oder grundlegende chirurgische Eingriffe da sein und ganz aus dem Fallpauschalen-System herausgehen. Dort soll es auch kombinierte Angebote von Klinik- und Praxisärzten geben können. Stufe zwei soll Kliniken mit weitergehenden Leistungen umfassen, Stufe drei die Maximalversorgung der Universitätskliniken.
Neue Leistungsgruppen: Die Klinik-Vergütung soll sich auch an genauer definierten Fachgebieten orientieren. Statt grober Beschreibungen wie "Innere Medizin" sollen Kliniken exakter gefassten Gruppen wie etwa "Kardiologie" zugeordnet und entsprechend vergütet werden. Das soll auch bewirken, dass zum Beispiel Krebsbehandlungen in zertifizierten Kliniken mit Spezialkenntnissen gemacht werden. Die Menschen könnten sich darauf verlassen, dass wirklich benötigte Krankenhäuser auch in ländlichen Gebieten und unterversorgten Stadtteilen überleben können, ohne dass sie immer mehr Fälle behandeln müssten, sagte Lauterbach.
Die Finanzen: Die Reform soll unter dem Strich keine zusätzlichen Kosten verursachen, erläuterte der Kommissionsvorsitzende Bschor. Es dürften medizinisch nicht nötige Behandlungen aus finanziellem Anreiz wegfallen. Schon jetzt sind die Ausgaben für die rund 1900 Kliniken der größte Einzelposten der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Im vergangenen Jahr fielen nach Angaben des GKV-Spitzenverbands fast 85,9 Milliarden Euro dafür an - etwa jeder dritte Euro gemessen an den gesamten Leistungsausgaben von 263 Milliarden Euro.
Der Fahrplan: Die Kommission schlägt vor, die Großoperation nicht sofort umzusetzen - sondern schrittweise und mit einer Übergangsphase von fünf Jahren. Die Ampel-Koalitionsfraktionen begrüßten das Konzept als "gute Grundlage" und wollen auch mit den Bundesländern darüber sprechen, die für die Krankenhausplanung zuständig bleiben sollen. Von der Opposition kam Kritik. Von "einem weiteren lückenhaften Konzept" sprach Unions-Gesundheitsexperte Tino Sorge (CDU). In der Kommission sitzen keine Branchenvertreter. Lauterbach machte klar, dass Lobbygruppen mit fachlichen Hinweisen gehört werden sollen. Sie sollen aber "keinen Einfluss auf die politische Umsetzung haben".