Diesen Wärmeinseleffekt gab es grundsätzlich auch früher schon. Wie etwa Autoren einer französischen Studie im "International Journal of Environmental Research and Public Health" erwähnen, verstärken häufigere und intensivere Hitzewellen aber das von dem Effekt ausgehende Risiko für Stadtbewohner. Dies sei eine unmittelbare Folge des Klimawandels.
Das Umweltbundesamt verweist auf seiner Webseite auf Modellrechnungen, die für Deutschland prognostizieren, "dass zukünftig mit einem Anstieg hitzebedingter Mortalität von 1 bis 6 Prozent pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg zu rechnen ist, dies entspräche über 5000 zusätzlichen Sterbefällen pro Jahr durch Hitze bereits bis Mitte dieses Jahrhunderts".
2018: 740 Hitzetote in Hessen
Zwar gibt es laut Robert Koch-Institut (RKI) kein bundesweites Überwachungssystem, das die Zahl hitzebedingter Sterbefälle in ganz Deutschland erfasst. Berlin und Hessen schätzten 2018 nach RKI-Angaben aber die Hitzetoten: Demnach starben in der Hauptstadt rund 490 Menschen aufgrund der Hitzeeinwirkung, etwa 740 waren es in Hessen.
Ganz besonders betrifft das die älteren Menschen, sagt die Ärztin Nathalie Nidens, die bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug) in Berlin im Bereich Hitzeschutz tätig ist. Der Grund liegt auf der Hand: Das habe ganz mit dem natürlichen Alterungsprozess zu tun, sagt Nidens. Ältere Menschen hätten ein geringeres Durstgefühl, ihr Kreislaufsystem sei nicht mehr so leistungsfähig. Hinzu komme der soziale Aspekt. Viele Ältere lebten allein und hätten niemanden, der ihnen während der Hitzewellen helfen könnte, sagt Klug-Mitarbeiterin Jelka Wickham. Besonders betroffen seien aber auch die vielen wohnungslosen Menschen in Berlin, Schwangere, Säuglinge, Kleinkinder und Vorerkrankte.
Die Bandbreite der gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze ist groß. Sie reiche von Schwindel und Erschöpfung über Schwellungen an Füßen und im Extremfall auch bis zum Tod, erläutert die Ärztin. "In starken Hitzeperioden steigt beispielsweise das Risiko für Herzinfarkte und ein Herzinfarkt kann auch mit bleibenden Einschränkungen verbunden sein", sagt Nidens.
Nun stellt sich also die Frage: Was können die besonders betroffenen Großstädte tun? "Ein Aspekt ist sicherlich, die Städte mit Vegetation zu versehen", sagt PIK-Professor Kropp. Denn Pflanzen - insbesondere Bäume - verdunsten Wasser und kühlen so ihre unmittelbare Umgebung. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) weist beispielsweise auch immer wieder auf die positiven Auswirkungen von Dach- oder Fassadenbegrünung hin.
Als eine weitere Maßnahme nennt Kropp den Holzbau. Holz sei ein Isolator und gebe so etwa die aufgenommene Wärme nicht so stark in Innenräume ab. Damit könne man etwa Bürogebäude bauen, die höher sind als 80 bis 100 Meter.
Wickham ist zwar auch für den Ausbau der Grünflächen und eine veränderte Stadtinfrastruktur. Sie merkt aber an, dass dies langfristige Maßnahmen seien, die viel Zeit zur Realisation benötigten. Deshalb müssten auch kurzfristige Lösungen her. Dazu gehöre vor allem die Information der Bevölkerung und die Einbindung des Gesundheitswesens, wie etwa Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen, sagt Wickham. Aber auch der Einsatz von Trinkwasserspendern oder das Ausweisen von kühlen Orten in der Stadt sei wichtig.
Dabei betont Wickham: "All diese Maßnahmen sind nur ein Ausgleich für das, was vorher schon schief gelaufen ist. Wir haben den Klimawandel verursacht und das heißt, wir müssen gucken, dass wir jetzt Maßnahmen zur Behebung dieses Fehlers ergreifen, die das ursprüngliche Problem nicht verstärken."