Blick in die Zukunft
Neu ist eine Zell-Therapie, bei der der Schlüssel der Tumorzelle, mit dem sie in die Immunzelle eindringt, selbst gebaut wird. „Das ist eine hocheffektive Form, aber um sie einsetzen zu können, müssen wir die Tumorzelle und den Weg in den Tumor ganz genau kennen. Wir haben hier einen Ferrari, aber noch keinen Führerschein“, sagte der Chefarzt. In naher Zukunft könnte auch die MRNA-Impfung helfen. Den Laien ist sie durch die Corona-Impfung ein Begriff, „aber eigentlich ist sie ein Produkt der Krebstherapie. Bisher gibt es aber nur in den USA eine zugelassene Impfung gegen Prostatakrebs“, so Veitt.
Neue Bruchstellen
Im dritten Vortrag sprach Chefarzt Dr. Andreas Luther über die alternde Bevölkerung und deren medizinische Versorgung. „Die Menschen werden immer älter, bleiben aber jünger. Sie sind aktiver als in früheren Generationen, möchten bis ins hohe Alter mobil und sportlich sein und ein selbstbestimmtes Leben in gewohnter Umgebung führen. Und sie werden individuell älter, was eine individuelle Behandlung zur Folge haben muss“, betonte er.
Im höheren Lebensalter beobachtet der Orthopäde und Unfallchirurg oft Frakturen im Oberarmkopf und der körperfernen Speiche. Außerdem würden vermehrt Brüche des Schenkelhalses und des hüftgelenknahen Oberschenkelknochens auftreten. „Wir beobachten zudem ein neues Phänomen: Betagte Menschen haben häufig schon ein künstliches Gelenk, zum Beispiel einen Schenkelhals. Wenn der aus Metall ist, bricht er nicht, aber die Energie entlädt sich an ganz neuen Bruchstellen, um die Prothese herum“, sagte Luther.
Reha in der Klinik
Gemeinsam mit der Leiterin der Zentralen Notaufnahme, Dr. Alexandra Finn, arbeitet er derzeit am Aufbau eines Zentrums für Alterstraumatologie im Elisabeth Klinikum, das die Früh-Rehabilitation im kommunalen Krankenhaus ermöglichen soll. „Wenn ein älterer Patient operiert werden und bis zu zehn Tage im unserem Haus verbringen muss, macht ihm der Umgebungswechsel häufig zu schaffen. Steht dann die Reha an, muss das Milieu abermals gewechselt werden, was ein riesiges Problem werden kann auf dem Genesungsweg. Dem wollen wir entgegenwirken“, erklärte der Chefarzt.
Zukünftig soll sich ein spezielles Team aus Unfallchirurgen, Geriatern, Pflegekräften, Therapeuten und Sozialdienstmitarbeiter gemeinsam um alternde Patienten kümmern. Koordiniert wird es von Alexandra Finn, die eine Ausbildung zur Geriaterin absolviert hat. „Patienten möchten keine Schmerzen haben, sich wieder frei bewegen können und möglichst schnell nach Hause“, sagte sie. Damit das gelingt, sei es nicht nur notwendig, die Operationswunde zu versorgen und die Schmerzmittel auf den Bedarf anzupassen. Vielmehr gilt es, die Sturzursachen zu klären und zu beseitigen und zudem optimale Hilfsmittel bereitzustellen, die die Mobilität und Bewegungsfreiheit fördern. Das können manchmal kleine Stellschrauben sein, zum Beispiel gutes Schuhwerk zu benutzen, den Teppich mit Kanten zu entfernen oder einen Bewegungsmelder zu installieren, um nachts nicht im Dunkeln durch die Wohnung zu irren. „Viele ältere Menschen scheuen die Veränderung, können aber wesentlich dazu beitragen, kein weiteres Mal hinzufallen“, so Alexandra Finn.