Die allermeisten Spiele, die die Verlage bei der Leitmesse in Essen präsentieren, kommen deshalb auch ganz klassisch analog daher. Vor allem Party- und Wissensspiele zählen aktuell zu den stärksten Umsatztreibern. Die Branche braucht solche Trends, denn nach zehn Jahren mit starkem Umsatzwachstum haben Gesellschaftsspiele laut Verband in diesem Jahr von Januar bis August nur noch um 0,9 Prozent zugelegt.
App darf nicht einfach nur den Würfel ersetzen
Digitale Elemente würden von Gesellschaftsspiel-Fans dabei nur akzeptiert, wenn sie einen echten Mehrwert für die Spielidee bringen, glaubt Spielwissenschaftler Jens Junge. "Eine App, die einfach nur den Würfel ersetzt, nervt eher und stört den Spielfluss." Entscheidend sei, dass digitale Elemente im Gesellschaftsspiel den Spielplatz und die Spielidee wirklich nennenswert nach vorne bringen.
Ein erfolgreiches Beispiel ist das Partyspiel "Hitster", von dem der Jumbo-Verlag auf der Messe eine weitere Version präsentiert. In der Ursprungsvariante werden über die App Pop- oder Schlagersongs eingespielt und die Spieler müssen die passenden Spielkarten in eine zeitliche Reihenfolge bringen.
Beim Quiz-Spiel "Know" vom Ravensburger-Verlag bleiben die Fragen immer gleich, aber die Antworten ändern sich: Wie ist das letzte Spiel des FC Bayern München ausgegangen? Wie weit ist es bis nach Hamburg? Je nachdem, wann und wo gespielt wird, ist immer eine andere Antwort richtig. Das lässt sich nicht mit aufgedruckten Antworten auf der Rückseite umsetzen, sondern nur mit einer Smartphone-App.
Aus dem Huch-Verlag kommt das Kommunikationsspiel "Kosmopolit", bei dem alle gemeinsam ein Restaurant managen müssen - ein Spieler hört über Kopfhörer die vielen Bestellungen und muss die Mitspieler in der Küche anleiten.
"Gegenentwurf zur Digitalisierung"
Spielwissenschaftler Junge erwartet, dass die Branche in diese Richtung immer weiter experimentieren wird. Erfolgreiche digitale Lösungen werde es im Gesellschaftsspiel-Bereich immer wieder geben - trotzdem hält der Professor solche Hybridspiele eher für eine Nische. "Das Medium Brettspiel ist ja gerade auch ein Gegenentwurf zur digitalen Gesellschaft."