Geschichte der DDR Wer an der Grenze wohnte

Flüchtende DDR-Bürger 1952 an der innerdeutschen Grenze bei Rotheul. Foto: Archiv/Schwämmlein

Die Geschichte der innerdeutschen Teilung beschäftigt den Stockheimer Heimatforscher Berthold Schwämmlein. Nun will er sie personalisieren. Er sucht Bewohner von abgerissenen Gehöften.

 
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Als vor 70 Jahren die innerdeutsche Grenze zum eisernen Vorhang wurde, da wurde das Schicksal von grenznahen Siedlungen besiegelt. Sie mussten von der Landkarte verschwinden, im wahrsten Sinne des Wortes: Sie wurden gleich oder später abgerissen bis auf die Grundmauern. Das Schicksal ereilte die Siedlungen Kaulsroth, Korberoth und Liebau im Sonneberger Unterland sowie zahlreiche einzelne Gehöfte wie Christiansgrün bei Tettau, die Bergmühle bei Heubisch, die Weihersmühle bei Truckendorf. Forschungen zu diesem Thema gibt es inzwischen einige.

Den Heimatforscher Berthold Schwämmlein aus Stockheim beschäftigt dabei die Frage: Wer waren die Menschen, die hier wohnten und was ist aus den Familien geworden? Über das Gebiet zwischen Landkreis Sonneberg und dem Landkreis Kronach möchte er eine Ausstellung machen. Zur Hilfe kommen wird ihm dabei sein umfangreiches Heimatarchiv mit Dokumenten und Fotos, das er über Jahrzehnte aufgebaut hat und das er hegt und pflegt.

Die Auflistung der ehemaligen Bewohner ist bei ganzen Siedlungen noch einfach: die Sonneberger Kreisadressbücher von 1933 und von 1948 geben Auskunft über die Namen der einstigen Bewohner beispielsweise von Liebau, Kaulsrod, Korberoth. Einzelne Gehöfte aber hatten damals eine andere Adresse als sie es heute haben würden. In manchen Dörfern gibt es für die Adressen damals nur Hausnummern, die nicht mehr mit heutigen übereinstimmen. Und was aus den Familien geworden ist, die zwangsausgesiedelt wurden oder die vorher flohen, darüber gibt es nur wenige Aufzeichnungen. Die Familie des Wirtes Walther aus Heubisch beispielsweise hat die Erlebnisse aus jener Zeit im Internet veröffentlicht. Dieter Barnikol-Oettler hat einen Aufsatz über die Bergmühle geschrieben, in dem auch die Namen der letzten Bewohner genannt werden. Geschichte. Ansonsten aber ist wenig bekannt über die Schicksale der Grenzopfer. Berthold Schwämmlein bittet deshalb alle um Mithilfe, denen die Geschichte der deutsch-deutschen Teilung genau so am Herzen liegt wie ihm. Wer etwas beitragen kann zu dieser Forschung möge sich bei Berthold Schwämmlein melden: Telefon: 0175 6556003

DDR-Geschichte

Zwangsaussiedlungen
An der innerdeutschen Grenze führte die DDR zwei große, generalstabsmäßig angelegte Operationen durch, im Juni 1952 die „Aktion Grenze“ und „Aktion Ungeziefer“ und im Oktober 1961 „Aktion Festigung“ und „Aktion Kornblume“. Ziel war in politischer Hinsicht als unzuverlässig eingeschätzte Personen aus dem Sperrgebiet entlang der innerdeutschen Grenze zu entfernen. 11.000 und 12.000 Menschen wurden umgesiedelt und ca. 3.000 Menschen flohen vorher in den Westen.

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