Gerüchteküche Diakonie-Station: „Wir machen nicht zu“

Luca Schmidt
Der Dekan des Kirchenkreises Schmalkalden, Ralf Gebauer. Foto: /Sascha Willms

Zur geplanten einrichtungsbezogenen Impfpflicht und fälschlichen Gerüchten äußert sich der Dekan des Kirchenkreises Schmalkalden, Ralf Gebauer.

 
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Schmalkalden - Der Kirchenkreis Schmalkalden gehört zur Landeskirche Kurhessen-Waldeck. Die rechtlich unabhängige Diakonie besteht schon seit 30 Jahren. Angefangen hat man mit 20 Pflegekräften. „Heute sind es knapp 150“, sagt der Dekan Ralf Gebauer. Zuständig ist die Diakonie zum einen für das Gebiet Brotterode, Trusetal und Breitungen. Das andere Gebiet ist Schmalkalden und Steinbach-Halllenberg, welches doppelt so groß sei.

Normalerweise bräuchte es deswegen zwei Pflegedienstleitungen. Momentan sei es eine knifflige Situation, denn die Geschäftsführerin der Diakonie sei erkrankt, so der Dekan. „Ohnehin arbeiten unsere Pflegekräfte unter deutlich erschwerten Bedingungen, wegen Corona“, sagt Gebauer. Das umfasse auch die betrieblichen Abläufe mitsamt Testungen und einrichtungsbezogener Impfpflicht.

„Es ist fraglich, wie das Ganze gestaltet werden soll“, sagt er. Der Impfstatus müsse abgefragt werden, das sorge für viel Unruhe. „Ich habe einen Brief an alle 150 Pflegekräfte geschrieben, in dem ich ihnen ein großes Dankeschön für das Durchhalten während der Pandemie ausspreche“, so Gebauer. Weiter steht in dem Brief, dass sich die Diakonie nicht die Impfpflicht ausgesucht habe. Es gebe keine Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme.

Stichtag 15. März

Momentan gebe es eine kommissarische Geschäftsleitung. Die Beschäftigten müssen einen Impf-Nachweis an diese schicken. Laut Gesetz müsse bis zum 15. März der Impfstatus jedes Beschäftigten abgefragt werden. Diese Informationen werden dann an das zuständige Gesundheitsamt weitergeleitet.

Fehlende Kommunikation

Gebauer fehle die Kommunikation. Team-Besprechungen seien nur bedingt möglich. „Und man muss immer bedenken, wir haben ja auch einen Versorgungsauftrag“, sagt er.

Auf die Frage, wie viele der Pflegekräfte von der Impfpflicht betroffen wären, antwortet der Dekan: „Es sind nicht einmal 20 Prozent“. Dies habe er durch Gespräche mit der Pflegedienstleitung erfahren. Ganz vereinzelt würde es Androhungen von Kündigungen geben. „Irgendwie müssen wir einen anderen Weg finden“, sagt er. Zur Zeit befinde er sich im Austausch mit anderen Pflegediensten. „Auch der Versorgungsauftrag muss sichergestellt werden“, begründet er. Das sei schon vor Corona so gewesen, als Grippe-Wellen die Ursache für Personalmangel waren. „Wenn dann ein Pflegedienst ausfallen würde, wäre das ein großes Problem“, sagt Gebauer, denn ein Großteil des Pflegedienstangebotes sei ambulant.

Gerüchteküche

Der Dekan könne es nicht nachvollziehen, wie in Steinbach Gerüchte nach dem Motto: „Alles wird umgekrempelt“ oder „Die Diakonie macht zu“ entstehen konnten. Diese Gerüchte seien Quatsch, macht Ralf Gebauer klar. Die Diakonie suche sogar noch Personal. Die angesprochenen Gerüchte seien dem Dekan über Beschäftigte zu Ohren gekommen. „Einzelne Pflegen mussten abgesagt werden, jedoch wurden keine Verträge gekündigt“, sagt er. Die Diakonie werde nicht schließen, verdeutlicht Gebauer. „Die Station steht nicht wackelig dar, sondern auf wirtschaftlich ganz ganz sicheren Füßen“, so der Dekan. Lediglich Einzelpflegen hätten aufgrund von Personalmangel nicht wahrgenommen werden können. Für die angesprochene zweite Pflegedienstleitung sei schon eine Stelle ausgeschrieben.

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