An normalen Tagen braucht es nur drei, vier Mitarbeiter vor Ort. Für Feiern oder Veranstaltungen holt man sich Verstärkung. Ein unverzichtbares Team-Mitglied ist allerdings Buko Meißner. Der fachkundige Höhlenführer sah kaum das Tageslicht am Eröffnungswochenende, so groß war der Andrang am Höhleneingang, über dem ein Relief an Entdecker Reinhold Goetz erinnert. Künftig wird Buko Meißner die Höhle Erwachsenen auch bei Gruselführungen mit Fackellicht und Mönchskutten nahebringen. Das Schattenspiel und gespenstische Überraschungen dürften Schauer über den Rücken jagen. Märchenführungen für Kinder werden schon gut gebucht. Die Zwerge bekommen Leuchtstäbe in die Hand und wecken unterwegs den kleinen Höhlenbären auf, der seine Geschichte erzählt.
Während der Höhlenführer mit seinem Gefolge am Startwochenende unermüdlich durch den Bauch des acht Grad kühlen staub- und pollenfreien Dietrichbergs kletterte, ließen sich die Gäste draußen im Biergarten nieder, erfrischten sich mit Getränken (wie dem Bier aus Volker Reichs Brauerei), genossen den sonnigen Tag, die heitere Gesellschaft, die traumhafte Sicht und die herzhaften kleinen regionalen Gerichte, die Anja Leyh und ihre Helfer in der Küche zubereiteten. Welche das sind am jeweiligen Besuchstag, lesen die Hungrigen nicht auf einer Speisekarte, sondern einer Tafel. Da steht in Kreide-Handschrift: Rostbrätel und Pommes, Bratwurst oder Schnitzel mit Kartoffelsalat, gebackener Leberkäse mit Ei, Kartoffelspalten mit Sour Cream. Frisch angerichtet mit Produkten aus der Region, vom einheimischen Bäcker, Fleischer, Gemüsehändler.
Täglich gibt es Suppe und die Brotzeitplatte, Kuchen vom Bäcker und selbst gemachten Apfelstrudel. „Wenn etwas alle ist, wischen wir es einfach weg und schreiben etwas Neues drauf“, sagt die Küchenchefin. Für Feiergesellschaften können auch Speisen verabredet werden, beispielsweise ein Grillbufett. Und bestimmt wird zu den monatlichen Veranstaltungen – vom Schlager-Lagerfeuer am 21. August über das Oktoberfest bis zu den Frühschoppen mit Blasmusik – auch kulinarisch immer etwas Passendes auf der Tafel stehen.
Das Essen ist für die Wanderer und Familienausflügler ohnehin nicht das Wichtigste. Trotzdem freut man sich nach dem Aufstieg oder der Höhlentour auf die kleine Stärkung, nimmt sich Zeit zum Umschauen, vertieft sich in Gespräche und ehe man sich versieht, sind Stunden vergangen.
„Die Leute reservieren Tische und bestellen gleich unser Brotzeitbrett dazu“, erzählt Silke Rammig. Was draufliegt auf dem Brettchen, erinnert wie der Gastraum an eine Almhütte. Deshalb wirbt das Team auch mit „Höhlen- und Hüttenzauber“. Der Baudencharakter, den das Häuschen schon immer hatte, ist geblieben, aber dank des behaglichen Landhausstils im Heute angekommen. An den Wänden entlang streckt sich eine Holzbankreihe mit gemütlichen Kissen, auf der eine gesellige Feierrunde schnell mal etwas enger zusammenrutschen kann. Die Stühle sind in Holz- und Lederoptik gehalten, die Tische, mit Fellen darauf, werden jahreszeitlich geschmückt. Bemerkenswertestes Möbelstück ist wohl der handgearbeitete Tresen, den Volker Reich von Schreinern aus seiner Heimat bauen ließ, die übrigens auch die Hotels von Schlagerfrau Andrea Berg mit eingerichtet haben.
Gleich am Eingang dient ein entrindeter Baum als Garderobe für die gelben und schwarzen Helme, die sich die Gäste schnappen dürfen, die in den Spalten des Dietrichsbergs nach Gesteinsformationen und Fledermäusen schauen wollen. Auf alle, die sich gleich am Tisch niederlassen, wartet wieder diese Meiningen-Aussicht, die schon auf der Terrasse so fasziniert hat und die Blicke wie die Gedanken schweifen lässt. Das vertraute Rostbrätel oder der Brotzeitteller schmecken so gut, wie sie schmecken sollten. Die Umgebung macht sie besonders.
Was gehört aufs Brotzeitbrett?
- Schinken und geräucherter Schinkenspeck
- Hausmacherwurst wie Knackwurst, Presskopf, Rotwurst
- Käse
- gekochte Eier
- Radieschen und Perlzwiebeln
- ein Gläschen Senf
Dazu gibt es ein Körbchen mit frischem Brot und Brezeln sowie Butter.
Anschrift: Meininger Ausflugsgaststätte „Die Spalte“ an der Goetz-Höhle,
Am Dietrich 2; www.goetzhoehle.com
Öffnungszeiten: donnerstags 16 bis 22 Uhr, freitags 16 bis 23 Uhr, samstags 11 bis 23 Uhr, sonntags 11 bis 21 Uhr; an anderen Tagen und Uhrzeiten können sich Besuchergruppen oder Feiergesellschaften anmelden unter Telefon (0152) 53219508 oder die E-Mail-Adresse info@goetzhoehle.com.
Höhle und Baude erreicht man, den Schildern folgend, von der Stadt Meiningen aus sowie vom Wanderparkplatz bei Dreißigacker.
Höhlenführungen: Am Wochenende um 12.00, 14.00, 16.00 und 17.30 Uhr; sie dauern eine Dreiviertelstunde, Sonderführungen etwas länger; Vorbestellungen sind möglich und für thematische Führungen erforderlich.
Erwachsene zahlen 7,50 Euro; für Kinder bis 6 Jahre ist der Eintritt frei, für Rentner, Studenten und Kinder bis 14 Jahren kostet das Ticket 5 Euro;
Märchenführung für Kinder je 10 Euro, Gruselführung für Erwachsene je 15 Euro.
Die Geschichte der Goetz-Höhle: Als der Meininger Kaufmann Reinhold Goetz einen Berggarten mit Terrassen anlegte, entdeckte er 1915 eine Öffnung im Muschelkalkgestein des Dietrichsberges. Die Erschließung der Goetz-Höhle zog sich viele Jahre hin und wurde 1934 mit der Einweihung von Schauhöhle und Höhlenbaude vollendet. Die Höhle war im Laufe der Zeit Naturdenkmal, Bodendenkmal und Geologisches Naturdenkmal. Aktuell findet man sie im Thüringer Denkmalbuch. Von 1970 bis 2000 pausierten die Führungen wegen angeblicher Sicherheitsmängel. 2000 erfolgte auf Betreiben des Goetz-Höhlen-Vereins nach aufwendiger Sanierung die Wiedereröffnung. Höhle und Baude wurden verpachtet. 2012 schloss die Baude, ehe 2014 neue Pächter übernahmen. Sie machten auch Goetz’ romantischen Berggarten wieder zugänglich. Nach zwei Jahren war erneut Schluss. 2020 verkauften die Erben das Objekt an Unternehmer Volker Reich. Nach der Sanierung sind Höhle und Baude seit dem 3. Juli 2021 wieder geöffnet.