Richard Wagner kam 1871 nach Bayreuth. Im Jahr 1876 wurden die Bayreuther Festspiele mit dem Ring des Nibelungen eröffnet. Die Vorliebe für süffiges Bier habe ihn zunächst zu einem täglichen Dämmerschoppen zum „Angermann“ in der Kanzleistraße getrieben, wird berichtet. Das Zitat "Triffst Du mich nicht zu Hause an, bin ich gewiss beim Angermann", ist ebenso überliefert. Der Komponist pflegte zwischen 17 und 18 Uhr zu erscheinen. Als in der Kanzleistraße das neue Bayreuther Postgebäude entsteht, wurde Richard Wagner in der „Eule“ Stammgast.
Wagners Stammplatz
Der Chef Harald Kaiser zeigt auf einen Platz rechts hinten in der Ecke: Hier soll Wagners Stammplatz gewesen sein. An der Wand hängen Bilder mit Miniaturporträts der ersten Musiker des Festspielorchesters. Daneben Familienporträts aus dem Hause Wagner, gemalte Bühnenbilder und Auszüge aus Partituren. „Wenn die Festspielgäste nach der Oper hierherkommen, fühlen sie sich richtig glücklich“, sagt Harald Kaiser, der aus Röslau im Fichtelgebirge kommt und nun bald 40 Jahre in Bayreuth lebt. „Denn es ist ja auch ein bisschen wie in einem kleinen Wagner-Museum.“
Gesprächsstoff ist da natürlich reichlich vorhanden. Wenn die Opernbesucher nach den langen Aufführungen ab 22 Uhr hereinströmen und das Erlebte diskutieren. „Ich habe die Augen zugemacht und nur die Musik genossen“, hört Harald Kaiser da von den Traditionalisten. Doch genauso Begeisterungsstürme von jungen Musikstudenten, die moderne Inszenierungen schätzen. „Ich bin kein Wagnerianer“, sagt er und lacht. „Obwohl ich alle Opern gesehen habe, konnte ich zu der Musik keinen Zugang finden.“ Dennoch findet er die Geschichte der Festspiele und das Flair faszinierend. „Ich setze gerne Gäste an einem Tisch zusammen, die sich vorher nicht kannten. Die Oper ist immer das beherrschende Thema und so lernen sich die Leute kennen.“
Beliebter Treffpunkt
Die "Eule" war auch die Stammkneipe von Wagners Sohn Siegfried. Von ihm finden sich viele Porträts an den Wänden. 1893 hatte der Gastwirt Hans Meyer übernommen, der aus dem Lokal mit seiner Frau Anni eine Künstlerkneipe machte. Dieser Ruf geht auf Kammersänger Hans Breuer, Heldentenor Loisl Burgstaller und Julius Kniese zurück. Die „Wagner-Gaststätte“ wird zum beliebten Treffpunkt von Sängern, Musikern, Dirigenten und Wagner-Enthusiasten. Gelegentlich gesellte sich auch Politikprominenz zum Künstlervolk. Franz Josef Strauß und Rudolf Augstein saßen hier schon gemeinsam an einem Tisch. Im Gästebuch der Kaisers haben sich schon Eva Wagner-Pasquier, Peter Schneider, Kwangchul Youn, Yuval Sharon, Michelle Breedt und viele mehr verewigt. Vom Wagner-Verband New York, über Japan, Finnland und Australien erstrecken sich die Einträge. Oft mit „Eulen“-Zeichnungen oder teils mit Aquarellen versehen.
Die „Eule“ ist ein typisches, fränkisches Restaurant, in dem es Bratwürste, Schnitzel und Braten gibt. Jedoch alles mit einer besonderen Note. Die Speisekarte von Harald Kaiser ist inspiriert von den Hunderten, teils wegen Platzmangels eingelagerten Bildern der Festspielstars. Zum Beispiel zählten Wilhelm Furtwängler, Arturo Toscanini, Hans Knappertsbusch, Herbert von Karajan, Martha Mödl und Anja Silja, René Kollo und Peter Hofmann zu den Gästen.
Die Menüauswahl ist zugleich angelehnt an die Künstlerspeisen, die im "Café im Alten Schloss" von 1892 angeboten wurden. So gibt es Kreationen wie "Nibelungensuppe", "Die Walküren-Brust", "Sentas Traum", „Mimes Zaubertopf“ oder das „Brünhildensteak“. Auch die berühmten Bayreuther "Blauen Zipfel", die Leibspeise Richard Wagners, fehlen nicht. Ein Renner ist nach den Worten Harald Kaisers stets der Fränkische Sauerbraten mit Klößen. Danach komme gleich „Siegfrieds Drachenschnitzel“. Die Bratwürste lässt der „Eulen“-Chef nach einem alten Rezept in Kirchenlamitz herstellen: „Fränkische Bändle, halb grob, halb fein. Sie sind etwas dicker und länger.“ Dabei betont er: „Ich lege Wert darauf, regional einzukaufen. Ob das die Kartoffeln sind oder der Fisch. Das war von Anfang an mein Bestreben und immer schon meine Überzeugung.“
Ein ordentliches Tierleben
Die Tiere sollen ein ordentliches Leben haben, bevor sie geschlachtet werden, findet der 62-Jährige. Eier aus Käfighaltung kommen bei ihm nicht in die Küche. Gemacksverstärker sind ebenfalls tabu. Außerdem setzt Harald Kaiser auf das Schwäbisch-Hällische Landschwein. Das Fleisch sei fest, dunkler und halte den Saft besonders lang. Artgerechte Tierhaltung mit Stroh und Auslauf, Fütterung von Getreide, Erbsen- und Bohnenschrot aus der Region sowie Verzicht auf Medikamente und gentechnisch veränderten Futtermitteln beeinflussten den Geschmack und das Aroma, ist Harald Kaiser überzeugt.
Die Getränkepalette besteht aus fränkischen Biersorten und Weinen. Das Bürger-Spital in Würzburg stellt für ihn den trockenen Silvaner „Eulentrunk“ her. Hausgemachte Limo, Schorlen, Aperitifs und Schnäpse und Liköre aus der Fränkischen Schweiz runden das Angebot ab.
Trotz erstmals ausgefallener Festspiele hätten die Städtetouristen die „Eule“ über den Sommer gerettet, sagt Harald Kaiser erleichtert. Seit November 2020 ist das Gasthaus wegen der Corona-Pandemie erneut geschlossen. Somit fielen auch sämtliche geplanten Weihnachtsfeiern aus. Ein Mitnahmeangebot hat der kleine Gastronomiebetrieb nicht. In der Küche sind normalerweise noch der afghanische Lehrling Rohulla Rashidi und Küchenchef Patrick Weber zugange.
Doch Harald Kaiser hofft auf eine Wiedereröffnung von Restaurant und Biergarten spätestens an Ostern. „Wer uns sucht und findet, der wird belohnt.“
Chronik
1444 ist das Haus das erstemal in den Aufzeichnungen erwähnt mit dem Bewohnern Kuntz Kröpfel, danach kamen Tuchscherer, Trompeter, Bäcker, Weber, Badmagd, Schulmeister.
1605 und 1621 ist das Haus bei den Stadtbränden abgebrannt. Danach gab es Sattler, Schuster, Schneider, Beutler.
1739 sogar schon einen Kammermusicus, mit Namen H. Roming
1813 Richard Wagner wurde in Leipzig geboren
12. Juni 1838 hat der Schuhmachermeister Johann Matthäus Eule zum Bierwirt umgesatteltund besaß auch ab da die Traiteur-Gerechtigkeit. Nach seinem Tod 1843 traten seine Ehefrau Ursula Eule und sein Schwiegersohn Wilhelm Adler in seine Fußstapfen.
1871 kam Richard Wagner nach Bayreuth
1872 Grundsteinlegung zum Festspielhaus
1876 Eröffnung der Festspiele mit dem Ring des Nibelungen
1893 übernahm der Gastwirt Hans Meyer am 1. Februar die Eule. Unter seiner Regie ging
1908 der Stern der „Eule“ als Künstlerkneipe auf, weil das Künstlerlokal Angermann in der Kanzleistraße schloss. Künstler wie Kammersänger Hans Breuer, Heldentenor Loisl Burgstaller und Julius Kniese begründeten den Ruf der Eule als Künstlerkneipe. Meyers Frau Anni führte das Lokal als begnadete Wirtin und Köchin weiter bis am 22. August 1967 Johanna Heise die Eule erwarb.
2009 kaufte die GEWOG das Gebäude und renovierte es aufwändig und
seit 1.Juli 2012 ist der Bayreuther Gastronom Harald Kaiser der neue Eulenwirt. Er bewirtschaftete bisher das Schlosshotel Thiergarten und die Stadthalle in Bayreuth.
Sellerieschnitzel der Rheintöchter
Ein köstliches fleischloses Gericht, vegan. Gerade jetzt in der Fastenzeit.
Für 4 Personen
Eine große Sellerieknolle schälen und in circa 0,5 cm dicke Scheiben schneiden. Die Scheiben in Salzwasser al dente kochen. Die abgekühlten Scheiben mit Pfeffer würzen und mit mittelscharfen Senf bestreichen. Danach in Semmelbröseln panieren.
In einer Pfanne reichlich Sonnenblumenöl erhitzen und die Selleriescheiben auf beiden Seiten goldgelb backen.
Dazu passen hervorragend Bratkartoffeln und Feldsalat.
Das brauchen wir: 1 große Sellerieknolle, Salz, Pfeffer, mittelscharfen Senf, Semmelbrösel, Sonnenblumenöl, Kartoffeln, Feldsalat.
Info:
Anschrift: Kirchgasse 8, 95444 Bayreuth, Telefon 0921/95802795.
Mail: info@eulebayreuth.de
Warme Küche: Dienstag bis Samstag, von 17 bis 22 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 14 Uhr. Busse und Gruppen ab 25 Personen auch außerhalb der Öffnungszeiten. Auch vegane oder vegetarische Gerichte. Kinderkarte.
In der Festspielzeit täglich geöffnet von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr sowie von 18 bis 24 Uhr.
Freies Gäste-WLAN.