Geflügelzucht Breitunger Verein stellt im Kulturhaus aus

Annett Recknagel

Die Breitunger Geflügelzüchter holten ihren 100. Geburtstag aus dem Vorjahr nach und präsentierten eine bunte Geflügelausstellung im Kulturhaus.

 
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Breitungen - Nicht mal während der offiziellen Eröffnung der Jubiläumsschau konnten die Gefiederten ihre Schnäbel halten. „Das gefällt denen so richtig“, erklärte Ausstellungsleiter Norbert Kaiser. Glücklicherweise hatte Vereinschefin Nadine Abe eine laute Stimme. Und trotzdem stellte sich die Frage: Welche Rasse ist eigentlich am lautesten? Achim Heller konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Damit lag die Antwort klar auf der Hand: Die Amrocks waren es. Und Heller hatte 156 davon nach Breitungen geholt – große Hühner und Zwerge. Trotz Gekrähe zogen sie die Besucher an. Im Übrigen waren die Tiere nach der Eröffnung ausgesprochen leise.

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Und wenn Amrocks im Spiel sind, sind österreichische Gäste nicht weit weg. Karl Winter aus Schladming beispielsweise. „Man versucht bei guten Züchtern, gutes Material zu bekommen“, meinte er in Richtung Achim Heller. Die Zwei sind seit über 20 Jahren befreundet. Winter holte seine Küken sogar schon bei Heller zu Hause ab. Und wenn wie in Breitungen einer Jubiläumsschau eine Hauptsonderschau Amrocks angeschlossen ist, dann werden die acht Stunden Fahrt zur Kleinigkeit.

Sehr zur Freude der Organisatoren. Der Breitunger Rassegeflügelzuchtverein nämlich hatte sich die größte Mühe gegeben, die im vorigen Jahr anlässlich des 100. Geburtstages ausgefallene Jubiläumsschau nachzuholen.

Im Kulturhaus gab es ausreichend Platz. Ein Hygienekonzept legte klare Regeln fest. 65 Besucher durften sich zwischen den Käfigen umschauen. Die Zuchtfreunde gaben gern Auskunft. Man hatte alles im Griff. Und noch mehr: Es gab ein Best-of-Show-Tier. Die Tochter des Bürgermeisters hatte die Ehre, das entsprechende Los zu ziehen. Im Topf waren die Namen der Züchter, die mit ihren Tieren „vorzüglich“ abgeschnitten hatten. Insgesamt wurden 18 gezählt. Coco fackelte nicht lange und holte einen Zettel hervor. Ralf Storch aus Trusetal durfte sich freuen. Für eine seiner Thüringer Schwalben bekam er einen Ehrenwimpel. Damit war die Schau eröffnet. Nicht zu verachten war auch die tolle Urkunde, die Matthias Brunner als Kreisvorsitzender der Rassegeflügelzüchter anlässlich des Jubiläums überreichte. Insbesondere freute sich Günter Wedel darüber, der mit 84 Jahren gemeinsam mit Robert Gratz einer der ältesten Zuchtfreunde im Breitunger Verein ist.

Und freilich fehlten auch die außergewöhnlichen Tiere nicht. Zuerst fielen die modernen englischen Kämpfer von Ralf Reißig aus Georgenzell ins Auge. Ihre langen Beine sind unübersehbar. Gleich nebenan „wohnte“ eine schneeweiße Wyandotte. „Nach dem Krieg waren die bei uns in Breitungen allein wegen der Eierproduktion sehr beliebt“, erklärte Norbert Kaiser. Matthias Brunner zeigte derweil die Rasse der Phönixe. Sie fällt durch ihren überlangen Schwanz auf. Die Federn der schwarzen Kastilianer dagegen sollten im Licht smaragdgrün schimmern. Genau so war es auch.

Eine Augenweide waren auch die Sultanhühner von Florian Dietzel aus Trusetal. Die Chabos mit ihren gelockten Federn – mit Eugen Kirchner aus Schwallungen und der Breitungerin Claudia Fuß gibt es gleich zwei Züchter, die diese Rasse lieben – dagegen wurden einst in China nur der Zierde wegen gezüchtet. „Man zog keinen wirtschaftlichen Nutzen aus der Haltung dieser Tiere – sie waren einfach nur schön“, meinte Matthias Brunner. Natürlich hat sich das längst geändert. Auch Chabo-Hühner können eine Familie übers Jahr längst sehr gut mit Eiern versorgen. Insgesamt waren in der Jubiläumsschau Gänse, Enten, große Hühner, Zwerghühner, Urzwerge und Tauben ausgestellt. 460 Tiere warteten auf Gäste. Und die kamen übers Wochenende verteilt sehr rege. Vier Preisrichter hatten im Vorfeld der Ausstellung die Bewertung übernommen. Dazu kamen noch einmal zwei Experten für die Amrockshühner. 18 Tiere wurden mit „Vorzüglich“ bewertet, 24 mit „hervorragend“. Den Kreisverbandsehrenpreis bekam der Breitunger Detlev Leyh für seine silber-schwarzgesäumten Sebright.

Im Katalog ist die Geschichte des Jubiläumsvereins, der 1920 von Karl Raßbach, Albert Hertl, Ernst Iben, Eduart Reum und Otto Göpfert ins Leben gerufen wurde, nachzulesen. Die erste Lokalschau fand im Dezember 1951 auf dem Saal der Gaststätte „Schmalz“ statt. Sieben Jahre später wurde in Breitungen erstmals eine Kreisschau organisiert. 860 Tiere waren auf zwei Gaststätten verteilt. Im November 1963 gab es eine Wiederholung. Günter Wedel war damals schon dabei. Die dritte Kreisschau wurde 1970 durchgeführt. 1974 erwarben die Geflügelzüchter den Brutschrank von der einstigen LPG in Fambach. Er hatte ein Fassungsvermögen von 2100 Eiern. Aufgestellt wurde er bei Fritz Messerschmidt in Herrenbreitungen, der sich auch um die Brutarbeiten kümmerte. Auch bei der Umgestaltung des alten Friedhofes halfen die Zuchtfreunde aktiv mit.

1980 wurde die vierte Kreisschau in Breitungen veranstaltet, 1988 die fünfte und vorerst letzte. Zwei Jahre später gründete sich der Verein neu. 2010 feierte man das 90. Jubiläum. Fest verankert in der Vereinsgeschichte ist auch das Hähnekrähen.

Nach 30 Jahren ausstellungsfreier Zeit wurde 2015 wieder eine Schau organisiert und durchgeführt. „Vielen Dank an euch alle, die ihr tatkräftig mitgeholfen habt“, wandte sich Nadine Abe an ihre Zuchtfreunde und Helfershelfer. Die Geflügelzucht bezeichnete sie als Hobby, bei der man ständig am Ball bleiben müsse. Auch Bürgermeister Ronny Römhild gratulierte. Besonders freute ihn die Jugendabteilung. Ohne Nachwuchs nämlich geht es nicht.