Gefahr für Ostsee scheint gebannt Brennender Tanker wird in Rostocker Hafen geschleppt

Markus Brauer/

Die größte Gefahr scheint gebannt zu sein. Ein Großaufgebot von Einsatzkräften hat wohl Schlimmeres verhindert. Mehrere Schiffe eilen dem auf der Ostsee vor Heiligendamm in Brand geratene Tankschiff „Annika“ zu Hilfe. Die Ursache der Havarie ist noch unklar.

 
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Der Öltanker „Annika“ brennt vor Kühlungsborn in der Ostsee. Etwa 640 Tonnen Schweröl befinden sich auf dem unter deutscher Flagge fahrenden Schiff, der Unglücksort liegt zwischen Kühlungsborn und Warnemünde. Foto: Imago/Marc Stinger

Das auf der Ostsee vor Mecklenburg-Vorpommern in Brand geratene Tankschiff „Annika“ soll laut Havariekommando für weitere Löscharbeiten in den Rostocker Hafen geschleppt werden. Den Angaben zufolge brennt weiterhin der Maschinenraum. „Der Brand ist jetzt weitestgehend unter Kontrolle“, sagt Landesumweltminister Till Backhaus (SPD).

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4,5 Kilometer vor Heiligendamm

Das Feuer hatte einen Großeinsatz von Einsatzkräften ausgelöst. Die Ladung der 73 Meter langen „Annika“ besteht nach Angaben des Havariekommandos aus etwa 640 Tonnen Öl.

Das 12 Meter breite Schiff war den Angaben zufolge auf dem Weg von Rostock nach Travemünde und lag während der Löscharbeiten etwa 4,5 Kilometer vor Heiligendamm vor Anker. Laut Schweriner Umweltministerium ist bisher keine Gewässerverunreinigung entstanden.

Blick aus einem Flugzeug auf das brennende Küstentankschiff „Annika“ in der Ostsee. Foto: dpa/Hannes P. Albert

Ungeklärte Ursache

Das Feuer war am Morgen aus ungeklärter Ursache im Heckbereich des Schiffes, das unter anderem große Schiffe mit Treibstoff versorgen kann, ausgebrochen. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger brachte die sieben Besatzungsmitglieder in Sicherheit und an Land.

Ein Großaufgebot von Einsatzkräften hat wohl Schlimmeres verhindert. Mehrere Schiffe eilen dem brennenden Tanker „Annika“ zu Hilfe.

Schwarzer Rauch

Auf Fotos ist zu sehen, wie von den Einsatzschiffen große Wassermengen auf den Tanker gesprüht wurden. Schwarzer Rauch drang aus dem Bereich des Hecks mit Maschinenraum und Brücke aus dem Schiff. Der Rauch des brennenden Schiffes ist den Seenotrettern zufolge bis zur Küste sichtbar.

Von einem Hubschrauber wird eine Person bei einem Einsatz aufgrund eines brennenden Küstentankschiffs auf das Mehrzweckschiff „Arkona“ der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung in der Ostsee gebracht. Foto: dpa/Stefan Sauer

In Sichtweite der Küste

Die Havarie ereignete sich in Sichtweite der stark touristisch geprägten Küste zwischen Warnemünde und Kühlungsborn. Der Chef des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf, reagierte schockiert. „Das ist eine Situation, vor der wir uns im Tourismus immer fürchten“, betont er. „Wir haben hier sehr verkehrsreiche Gewässer.“ Der Brand des Küstentankschiffs sei eine Großschadenslage, deren Folgen bisher nicht vollständig abgeschätzt werden könnten.

Die Ostsee gilt als eines der am stärksten befahrenen Meere der Welt. Täglich sind dort rund 2000 große Schiffe wie die „Annika“ unterwegs. Foto: dpa/Hannes P. Albert

Lob vom WWF für schnellen Einsatz

Die Umweltorganisation WWF lobt den schnellen Einsatz der Rettungskräfte und Löschmannschaften. Das Havariekommando Nord habe sich bewährt, erklärt der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, Finn Viehberg. „Das ist die Forderung, die wir immer wieder stellen: Ein dichtes Havariekommandonetz über die gesamte Ostsee.“ Das sei nicht überall gegeben, wo Gefahrgutschiffe unterwegs seien.

Ostsee eines der am stärksten befahrenen Meere

Die Ostsee gilt als eines der am stärksten befahrenen Meere der Welt. Täglich sind Viehberg zufolge dort rund 2000 große Schiffe unterwegs. Darunter seien Tanker mit bis zu 100.000 Tonnen Ladung an Bord.

Die Havarie vor Heiligendamm sei ein „Schuss vor den Bug“, sagt der Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Oliver Zielinski.

Info: Schiffsbrände auf der Nord- und Ostsee

Vorfälle
Der Brand des Öl- und Chemikalientankers „Annika“ bei Kühlungsborn (Mecklenburg-Vorpommern) weckt Erinnerungen an nicht allzu lang zurückliegende Vorfälle auf Nord- und Ostsee.

November 2023
– Feuer auf Chemietanker im Nord-Ostsee-Kanal: Auf dem Chemietanker „Thun Gothenburg“ im Nord-Ostsee-Kanal kommt es am Abend des 9. November 2023 im Bereich des Schornsteins aus ungeklärter Ursache zu einem Feuer. Das unbeladene Schiff, das sich in der Schleuse Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) befindet, wird evakuiert und der Brand gelöscht. Eine Umweltbeeinträchtigung gibt es der Feuerwehr zufolge nicht.

September 2023
– Brennendes Fahrgastschiff in Hafen auf Amrum geschleppt: Wegen eines Brandes im Maschinenraum bringen Seenotretter das manövrierunfähige Fahrgastschiff „Adler-Express“ mit 41 Menschen an Bord am 29. September 2023 in den Hafen der Nordsee-Insel Amrum (Schleswig-Holstein). Die Besatzung hatte das Feuer zunächst selbst unter Kontrolle bekommen, doch erst im Hafen gelingt es der Feuerwehr, den Brand zu löschen. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder bleiben unverletzt.

Juli 2023
– Drohende Ölpest wegen Feuer auf „Fremantle Highway“: Der brennende Frachter „Fremantle Highway» mit einer Ladung von rund 3800 Autos liegt im Juli 2023 tagelang vor der niederländischen Insel Ameland. Wegen der 1,6 Millionen Liter Schweröl an Bord wird seinerzeit eine Ölpest im Wattenmeer befürchtet. Bei der Evakuierung des Schiffes, das nach einem Eigentümerwechsel mittlerweile «Floor» heißt, kommt ein Besatzungsmitglied ums Leben. Mehr als ein Jahr später ist die Ursache noch immer ungeklärt.

Februar 2023
– Frachter in Ostsee vor Lettland in Brand: Der niederländische Frachter „Escape“ mit gefährlicher Ladung an Bord gerät auf dem Weg vom litauischen Ostsee-Hafen Klaipeda nach Riga in der Nacht zum 22. Februar 2023 in Brand und muss von Schleppern an die Küste gebracht werden. Die 15-köpfige Besatzung bringt sich in einem Rettungsboot in Sicherheit. Der Brand war wegen Überhitzung im Maschinenraum ausgebrochen. Gefahren für die Umwelt gibt es damals keine.

Juli 2019
– Feuer auf der Schweden-Fähre „Peter Pan“: Auf der Ostsee-Fähre „Peter Pan“ (mittlerweile umbenannt in „Tinker Bell“) mit mehr als 200 Passagieren und rund 50 Besatzungsmitgliedern an Bord bricht am Abend des 9. Juli 2019 etwa sechs Seemeilen nordöstlich von Travemünde (Schleswig-Holstein) ein Feuer aus. Die Besatzung löscht schnell, verletzt wird niemand. Schlepper ziehen die Fähre der Reederei TT-Line in den Hafen von Travemünde.