So hat der - oftmals illegale - Zinnabbau in Bangka-Belitung viele künstliche Gewässer geschaffen. Ein ideales Habitat für Krokodile auf der Suche nach neuen Revieren. Etwa 90 Prozent des von Indonesien exportierten Zinns stammen aus dieser Provinz. Zahlreiche Urzeitreptilien hätten sich mittlerweile in verlassenen Gruben niedergelassen, sagt der Tierschützer Endy Yusuf.
Auch der Bau von Kanälen für Palmölplantagen und andere Veränderungen an Wasserstraßen haben neue Lebensräume entstehen lassen. Die Folge: Die Krokodilpräsenz in besiedelten Gebieten ist dramatisch gewachsen. Mit oft tödlichen Folgen.
Hand abgebissen
Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres fielen zwei Menschen auf Bangka Krokodilattacken zum Opfer. Vier weitere wurden verletzt. Hinzu komme eine hohe Dunkelziffer, denn viele Angriffe würden gar nicht offiziell gemeldet, sagt Yusuf.
Auch der Fischer Arjo aus Bangka überlebte einen Angriff im Nyire River, weil er es nach eigenen Angaben mit letzter Kraft schaffte, dem Krokodil ins Gesicht zu beißen. Nach einem verzweifelten, zehnminütigen Kampf habe das Tier danach endlich von ihm abgelassen, erzählt er. Aber Arjo verlor beim Kampf mit dem Tier seine rechte Hand.
Jagd schon vor Jahrzehnten verboten
Krokodile jagen aber nicht nur Menschen; Menschen jagen auch Krokodile. Krokodilfleisch gilt als Delikatesse, und aus Krokodilleder werden teure Handtaschen, Gürtel und Stiefel gefertigt. Zahlreiche Krokodilarten sind laut WWF früher so stark bejagt worden, dass sie fast ausgestorben wären.
Indonesien hat die großflächige Krokodiljagd Ende der 1990er Jahre verboten, wodurch sich der Bestand vielerorts erholt hat. Jedoch nicht überall: Auf der dicht besiedelten Hauptinsel Java sind Salzwasserkrokodile aufgrund der weitgehenden Zerstörung ihres Lebensraums und der jahrelangen Bejagung praktisch ausgestorben.
Fehlende Warnsysteme
Auf vielen anderen Inseln bleiben die gepanzerten Tiere aber ein Riesenproblem. Denn im Gegensatz zu anderen Ländern - wie beispielsweise Australien, wo Sperrzonen und Warnsysteme helfen, Konflikte zwischen Krokodilen und Menschen zu minimieren - gibt es in Indonesien keine solchen Schutzmaßnahmen.
Gleichzeitig sind Flüsse und das Meer die Existenzgrundlage vieler Indonesier und fester Bestandteil des Alltags. Krokodilexperte Hamidy sagt: "Wir müssen Wege finden, zu koexistieren und gleichzeitig die Risiken für Mensch und Krokodil zu minimieren." Wie das gehen soll, ist aber noch fraglich.