Galerie ada Großes Hoffen auf den „Augenblick“

Carola Scherzer
Ein Banner an der Fassade der Galerie ada kündigt die nächste Ausstellung bereits an. Foto:  

„Augenblick“ titelt die erste Ausstellung der städtischen Galerie ada im neuen Jahr. Hoffen, hoffen... schwebt über diesem Auftakt und vielleicht auch die folgenden Expositionen. Denn die Corona-Auflagen sind streng. Die Vernissage am 29. Januar ist nicht öffentlich. Die Ausstellung selbst ist ab 30. Januar für Besucher – unter 2G-Regel.

 
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Meiningen - „Sehnsucht Theater“ war Motto der Ausstellung, die zuletzt in der Galerie ada zu sehen war und zu Beginn dieses Jahres abgebaut wurde. Regisseurin Gabriela Gillert und der Bühnenbildner Helge Ullmann hatten aus der Not eine Tugend gemacht und nach der monatelangen Theaterschließung eine Ausstellung aufgebaut. Um spürbar werden zu lassen, was Theaterleuten und Publikum fehlt, wenn 240 Tage nicht gespielt werden darf.

Beide verwandelten die Galerieräume in ein multimediales Kabinett. Mit Bühnenbildern, Kulissenteilen, Requisiten, Kostümen und Aufführungsfotos weckten sie Erinnerungen an erfolgreiche Inszenierungen aus Meininger Theater-Hoch-Zeiten. „Die schöne Magelone“ mit Klaus Maria Brandauer, „Der Ring“ von Christine Mielitz, „Der Theatermacher“ von Thomas Lange und „Der Faust“ von Ansgar Haag gehörten dazu.

Mit der Theaterausstellung konnte zugleich eine Lücke geschlossen werden. Denn der Leiter der Galerie ada, Ralf-Michael Seele, war im Frühjahr 2021 von seiner Arbeit freigestellt worden. Aber der Galeriebetrieb sollte weitergehen. Cornelia Kraffzick, Leiterin des Geschäftsbereichs Bürgerdienste in der Stadtverwaltung, hat den Bereich vorläufig übernommen. Vier Ausstellungen und der regionale Grafikmarkt stehen auf ihrem Plan fürs Ausstellungsjahr 2022. Kuratoren sollen Konzepte und Organisation übernehmen. Mit Kerstin Jacobssen, die bislang als Bühnenbildnerin und Kostümausstatterin am Meininger Theater tätig war, fand sie eine kompetente und engagierte Künstlerin für die erste Ausstellung.

Hoffen, hoffen, hoffen

Noch steht über allen Vorhaben aber das Hoffen. Vor allem auf Öffentlichkeit und Kontakte zwischen Künstlern und Besuchern. „Wegen der hohen Inzidenzen gibt es derzeit strenge Hygienemaßnahmen. Dazu gehört, dass zur Vernissage nur zehn Personen zugelassen sind“, erklärt Cornelia Kraffzick und bedauert die Vorgabe. „Aber nach der offiziellen Eröffnung am 29. Januar kann die Ausstellung ab 30. Januar besucht werden“, tröstet sie Kerstin Jacobssen, die Kuratorin.

Die ist zunächst einmal enttäuscht. „Ich habe an die Künstler bereits Einladungen verschickt und von allen auch schon Zusagen bekommen. Sie freuen sich auf die Vernissage.“ Die musikalische Umrahmung sollte die vielseitige Musikerin Antonia Dering an ihrem Lieblingsinstrument, dem Kontrabass, übernehmen. Sie komponierte die Bühnenmusik zur „Homburg“-Inszenierung von Ansgar Haag und spielte auch schon zum Bühnenball im Theater auf. „Ihren Auftritt können wir derzeit frühesten zur Finissage im Mai zusagen“, weist Cornelia Kraffzick in die Schranken.

Danach kommt im Juni die Ausstellung der Patchwork-Gilde. Hoffentlich, nunmehr das dritte Jahr steht das Projekt der Patchwork Gilde Deutschland e.V. auf dem Plan der Galerie ada. Immer wieder musste es wegen Corona verschoben werden. Der Verein, der 1985 gegründet wurde und rund 6000 Mitglieder im In- und Ausland hat, organisiert alljährlich als Höhepunkt Patchworktage mit Ausstellungen, Vorträgen, Kursen und Einkaufsmöglichkeiten rund um das Thema dieser Textilkunst. Immer in einer anderen Stadt.

2020 sollte Meiningen Austragungsort sein, unterstützt von zahlreichen Textilkünstlerinnen vor Ort. Ein dritter Anlauf wird gewagt, am Himmelfahrtstag will die Gilde in Meiningen zu Gast sein. „Neben der Ausstellung in der Galerie ada werden die Gildemitglieder an diesem Wochenende Workshops und Präsentationen in der Innenstadt und im Volkshaus veranstalten“, kündigt Cornelia Kraffzick an. Sie ist sicher, dass das Projekt, dass vor Corona Tausende Besucher in die Städte lockte, in diesem Jahr in Meiningen stattfindet. Die dazugehörige Ausstellung soll bis Ende Juni in der Galerie ada laufen.

Anschließend ist von Juli bis September eine Gruppenausstellung unter dem Titel „Vom Suchen und Finden“ geplant. Aber noch ist der Antrag auf Förderung durch die Thüringer Kulturstiftung nicht bestätigt. „Wir können derzeit nur hoffen, dass wir die Fördergelder bekommen“, sagt die Interims-Galerieleiterin. Dagegen steht die vierte Exposition ab Oktober dieses Jahres auf festen Beinen. Es wird eine Gruppenausstellung von Künstlern aus Südthüringen mit dem beliebten Meininger Grafikmarkt im Dezember. „Wir sind dazu schon länger im Gespräch und die Künstler freuen sich, dass es endlich weitergeht.“ Die städtische Galerie ada bietet seit vielen Jahren nicht nur für die Bildende Künste der Region ein Podium zum Austausch. „Künstler von außerhalb beneiden uns um die großen und schönen Galerieräume“, weiß Kerstin Jacobssen, die selbst hier schon ihre Malerei ausgestellt hat.

Verkauf geplant

Aber auch bei diesem Thema heißt es wieder Hoffen. Denn die Meininger Stadtwerke, Besitzer des Gebäudes, in dem sich unter anderem auch die Kammerspiele und Theaterkasse befinden, will die Immobilie an die Kulturstiftung Meiningen-Eisenach verkaufen. Wird dann auch die Kunstgalerie weitergeführt? Eine Frage, über die derzeit noch keiner spricht.

Umso wichtiger ist es, dass in diesem Jahr wieder Leben in den Ort der Künste kommt. Meiningen als Kulturstadt braucht das dringend. „Mit ihrer neuen Ausstellung in ihrem 31. Jahr bestätigt die städtische Galerie ada ihre wichtige Funktion als Bindeglied zwischen Theater, Museum und den weiteren Meininger Kultur- und Bildungseinrichtungen“, schreibt Bürgermeister Fabian Giesder in seinem Grußwort zur „Augenblick“-Ausstellung. Mögen seinen Worten viele Augenblicke im Meininger Kunstjahr 2022 folgen.

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