Future.Gram voraus Hoodie statt Beamten-Image

Unser Verlag bringt gemeinsam mit dem Landratsamt Hildburghausen Unternehmen und potenzielle Azubis zusammen. Zum zweiten Mal – mit der Messe Future.Gram.

Bei diesen beiden Azubis hat sich die Bank beworben. Foto: Stefanie Drose

Welchen Herausforderungen sich Unternehmen heute stellen müssen, um morgen personell gut aufgestellt zu sein, erklärt Dominique Reß, Ausbilderin bei der Raiffeisenbank im Grabfeld eG in Römhild im Interview mit unserer Redaktion. Die Fachfrau arbeitet seit dreizehn Jahren bei der Römhilder Bank, ist Ausbilderin und verantwortlich für Praktika.

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Welche Berufe bilden Sie aus?

Wir bilden Bankkaufleute aus. Allerdings ist ein Duales Studium bei uns auch möglich. Die Ausbildung umfasst Blockunterricht, das bedeutet: Zwei Berufsschulwochen folgen auf vier Praxiswochen. Die Berufsschule ist in Bad Kissingen und eine staatliche geförderte Internatsunterbringung möglich. Zusätzlich haben unsere Azubis Intensivseminare in Beilngries. Die Ausbildung dauert zweieinhalb Jahre und kann unter bestimmten Voraussetzungen auf zwei verkürzt werden. Beim dualen Studium besteht das erste Jahr aus Berufsschule und Praxis. Ab dem zweiten Jahr beginnen die Semester an der FH Coburg. In den Semesterferien kommt der Student wieder in die Bank. Das Studium dauert fünf Jahre inklusive einem Praxissemester. Am Ende der fünf Jahre besitzt man dann zwei Abschlüsse: Bankkaufmann oder Bankkauffrau und einen Bachelor.

Wie finden Sie Azubis und wie hat sich die Suche verändert?

In der heutigen Zeit muss sich ein Unternehmen bei den Jugendlichen bewerben. Generation Z und auch zukünftig Alpha können aufgrund des Ausbildungsmarktes schlicht und ergreifend alles werden, sodass wir Ihnen zeigen müssen, dass es eine coole Sache ist, ein #grabfeldbanker zu werden. Wir versuchen auch bewusst, den Staub und das „Beamtenimage“ unseres Berufs auszuradieren. Mit Praktikanten, Azubis und Bewerbern bin ich ausschließlich per du, die Hemmschwelle beim Sie ist mir zu hoch, es schafft Distanz. Besonders zu Messen wie der Future.Gram versuchen wir, mit unserem neuen Erscheinungsbild – Hoodie, Sneaker, Jeans – mit Vorurteilen aufzuräumen. Wir kommen bewusst mit Azubis und Praktikanten zur Messe. Sie können topaktuell von ihrem Alltag erzählen und ihresgleichen begeistern.

Wie hat sich die Ausbildung verändert?

Wenn ich an meine Ausbildung vor 15 Jahren denke, dann habe ich noch eine sehr „handwerkliche“ Ausbildung erhalten. Buchungen in den Handkassen, Scheingeld bündeln per Hand ohne Zählmaschine, Kleingeld rollen, Rollgeld wiegen, Überweisungsträger und Buchungsbelege mit der Hand ausfüllen, Unterschriften anhand Unterschriftskarten überprüfen, finanzielle Verhältnisse eines Kunden auf einem Papierbogen mit Durchschlag analysieren. Das ist natürlich heute nicht mehr so. Unsere Azubis erhalten direkt zu Ausbildungsbeginn ein iPad, darin enthalten viele digitale Prozesse, die unseren Alltag beherrschen. Digitale Meetings sind unser Alltag. Unsere Kunden werden mit Hilfe unserer Technik am Bildschirm beraten. Am Ende einer Beratung erhält der Kunde eine Email mit einer Zusammenfassung anstatt einem Durchschlag. Das Bargeld wird mit Zählmaschinen aufgearbeitet. Es gibt keine Unterschriftskarten mehr, all unsere Kundenunterlagen sind eingescannt und am Kunden abrufbar. Besonders in unserem Haus ist die Digitalisierung ein wichtiges Thema, wir sind stetig auf der Suche nach schnelleren, digitalen, neuen Wegen die unseren Alltag erleichtern.

Gleichwohl hat sich auch die Tiefe der Ausbildung verändert, unsere Produkte sind komplexer und schnelllebiger geworden.

Sichern Sie durch eigene Ausbildung ihre Fachkräftebedarfe?

Wir sehen das Praktikum und die regionalen Berufsschulmessen als „Hauptwerbemittel“ für neue Azubis. Erst ein kleiner Blick hinter die Kulissen kann den Jugendlichen ein umfassendes Bild von unserer Bank, der Raiffeisenbank im Grabfeld eG geben. Außerdem arbeiten wir sehr eng mit den Schulen in unserem Geschäftsgebiet zusammen. Beginnend bei den Grundschulen bis hin zu den weiterführenden Schulen sind unsere Fokusthemen finanzielle Bildung, Bewerberwochen in der Herzog Bernhard Schule in Römhild oder der Markt der Möglichkeiten in der Schule in Bibra – der TGS Grabfeld – und natürlich Praktikumsplätze.

Warum sollten sich junge Menschen für Ihr Unternehmen entscheiden?

Weil wir einfach anders sind. Klein, innovativ und immer im Wandel. Es wird nicht langweilig, auch in der Ausbildung nicht. Wir bilden aus, weil wir unsere Azubis behalten wollen. Wir sind uns dem Fachkräftemangel und der Demografie bewusst. Wir möchten unsere zukünftigen Kollegen beim Entwickeln, Wachsen und auch Lernen zusehen.