Fußball, Landespokal Kein Finale am 29. Mai

Abgesagt: Das Glas bleibt diesmal leer und auch der Landespokal wird am „Finaltag der Amateure“ in Thüringen 2021 nicht vergeben. Foto: Karina Hessland/Imago Foto:  

Der Thüringer Fußball-Verband ringt um eine Lösung für den Landespokal. Das Endspiel ist verschoben. Doch die Zeit drängt. Und es geht um Geld.

 
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Suhl/Erfurt - Wie geht es weiter im Landespokal der Männer? Nachdem das Sportgericht des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) einen Vorstandsbeschluss für nichtig erklärt und das vom Verband vorgeschlagene Finale zwischen den beiden im Training stehenden Regionalligisten ZFC Meuselwitz und FC Carl Zeiss Jena verhindert hat, müssen nun alle 32 noch im Wettbewerb verbliebenen Mannschaften unter einen Hut gebracht werden. Der FC Rot-Weiß Erfurt und der FC An der Fahner Höhe (Dachwig) hatten gegen den Vorstandsbeschluss Einspruch eingelegt – mit Erfolg. Das Sportgericht unter Vorsitz von Bernd Kruse stellte in seinem Urteil die Verletzung des Grundsatzes der Gleichbehandlung und des Fair Play fest. Damit stehen alle 32 Teilnehmer (Ansetzungen der 3. Runde siehe unten) wieder im Pokal.

Doch die Zeit drängt und hält mit Corona viele Unwägbarkeiten parat. Fakt ist nun: Nach dem Entscheid des Sportgerichtes kann das Pokalfinale nicht wie geplant am 29. Mai ausgetragen werden. Das bestätigte Joachim Zeng, langjähriger Sachgebietsleiter Spielbetrieb in der TFV-Geschäftsstelle, auf Nachfrage unserer Redaktion. „Der Termin ist nach dem Sportgerichtsentscheid nicht mehr haltbar. Zunächst müssen wir jetzt wieder die Vereine befragen, wie es weitergehen soll. Diese wiederum benötigen etwas Bedenkzeit. Und binnen einer Woche können wir kein Finale organisieren“, argumentiert Zeng. Der ehemalige Schiedsrichter betonte zudem, dass der Verband nach dem Sportgerichts-Urteil nicht in Revision gehen wird: „Das würde weiter Zeit kosten und hätte auch keine Aussicht auf Erfolg.“

Damit ist klar: Die rund 45 000 Euro, die im Zuge des bundesweiten „Finaltages der Amateure“ aus den Fernseheinnahmen und Sponsorenerlösen in die TFV-Kasse fließen würden, bleiben vorerst aus. Allerdings muss der Verband hiervon auch die Endspiel-Kosten für Stadionmiete, Sicherheitsdienst, Schiedsrichter oder Catering berappen, sodass davon kein übermäßig großer Betrag übrig bleibt. Abzuwarten bleibt nun, ob das Finale zu einem späteren Zeitpunkt ausgetragen wird – und ob es dann möglicherweise eine TV-Übertragung oder andere Einnahmequellen geben wird. Bis zum 1. Juli muss der TFV einen Vertreter für den DFB-Pokal benennen, dessen erste Runde vom 6. bis 9. August ausgespielt wird.

Folglich bliebe nur noch der Juni für die sportliche Austragung des Landespokals, für die der Verband und die Mehrheit der noch im Wettbewerb verbliebenen Vereine plädieren. „Die Corona-Ordnung in Thüringen gilt bis zum 3. Juni. Danach könnte frühestens gespielt werden. Doch ob das möglich ist, wissen wir nicht, zumal die unterklassigen Mannschaften momentan ja noch nicht einmal trainieren können“, sagt Zeng.

Nach Prüfung des schriftlichen Sportgerichtsurteils hat nun der TFV-Spielausschuss zwei Varianten erstellt, wie der Wettbewerb so fair wie möglich zu Ende gebracht werden kann. Die beiden Vorschläge will der Spielausschuss den Vereinen an diesem Freitag ab 18 Uhr bei einer Videokonferenz präsentieren. Gibt es möglicherweise ein Halbfinale und Finale? Oder soll der Wettbewerb in Turnierform weitergespielt werden? Längst ist sogar denkbar, den Pokalsieger auszulosen.

„Auch wir plädieren für eine sportliche Lösung und würden natürlich gern spielen, aber das geht eben momentan nicht“, erklärt André Schäfer, Vereinsvorsitzender des SV Borsch 1925, „und deshalb haben wir uns der Mehrheit angeschlossen.“ 24 der 32 Vereine hatten in den ursprünglichen Vorstandsbeschluss mit dem Finale zwischen Jena und Meuselwitz eingewilligt mit der Maßgabe, dass alle 30 verzichtenden Vereine jeweils 2000 Euro Entschädigung bekommen.

Schäfer kündigte an, während der Videoschalte am Freitag auch das Gespräch mit den klagenden Vereinen aus Erfurt und Dachwig suchen zu wollen. „Wir hatten eine klare Mehrheit und stehen jetzt wieder bei null“, sagt Schäfer, „wir wollen alle auf den Sportplatz zurück und da kann man nicht alles vor Gericht austragen.“ Eine Sonderlösung für Erfurt und Dachwig könne es nicht geben. „Wir brauchen eine Lösung für alle 32 Vereine“, so der Vereinschef des Landesklasse-Vertreters aus der Rhön.

Eine Sonderrolle aber wünscht Rolf Cramer, Vizepräsident des FC An der Fahner Höhe. Gegenüber der „Thüringer Allgemeine“ plädierte er für ein Halbfinale mit den Oberligisten Dachwig, Erfurt, Jena und Meuselwitz. Auch eine Runde mit anderen willigen Klubs im Juni hält Cramer für möglich. Doch sind der Verband und die anderen Vereine gleicher Meinung? Plädieren einige unterklassige Vertreter nun vielleicht für das Losverfahren?

Dirk Keller sieht der Freitagskonferenz gleichfalls interessiert entgegen: „Ich bin gespannt, welche Lösungswege der Verband aufzeigt.“ Der Sportliche Leiter von Oberligist FSV Martinroda votiert für eine sportliche Lösung, befürchtet allerdings, dass es möglicherweise doch zum Losverfahren kommt. „Wo ist das Fair Play, wenn aus 32 Mannschaften der Pokalsieger gelost wird?“, fragt Keller in Richtung RW Erfurt und Dachwig.

Mit etwas Glück könnte also Kreisoberligist SV Westhausen, neben Martinroda, Geratal, Borsch, Herpf, Schweina, Hildburghausen und Kaltennordheim, einer von noch acht aktuellen Pokal-Vertretern aus Südthüringen, Anfang August auf den FC Bayern München, Borussia Dortmund oder RB Leipzig treffen. Es bleibt also spannend im Thüringer Fußball, obwohl der Ball seit Monaten gar nicht rollt.

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