Fußball, Landesklasse Standing Ovations – für ein Pünktchen

Ein vorsichtiges „Hallo“: Die Steinacher Kicker begrüßen ihr Publikum in der Talstraße. Foto: /Carl-Heinz Zitzmann

Bei vielen Fans des SV 08 Steinach ist der Kunstrasenplatz in der Talstraße unbeliebt. Dennoch gibt’s am Samstag Standing Ovations. Schuld daran hat aber auch der Gast vom FSV Ohratal.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Samstagskick der Steinacher gegen den Favoriten aus Ohrdruf endet 3:3. Nichts Berauschendes, könnte man meinen. Doch die Steinacher Toreflut ist für dieses Wochenende noch nicht beendet. Denn da scheint sich ein 37-Jähriger besonders für seine Einwechslung in der 64. Minute bedanken zu wollen – lange nach Spielschluss. Gabor Styevko kommt nämlich einen Tag später beim Kreisklasse-Kick gegen Lokalrivalen Mengersgereuth-Hämmern (10:1) noch einmal zum Einsatz und trifft drei Mal für seine Farben. Dass allerdings seine Einwechslung ursprünglich damit zusammenhängt, dass die Landesklasse-Elf des SV 08 den 1:3-Rückstand noch dreht, das bezweifelt René Queck aus dem Trainerteam der Fellberg-Kicker und begründet dies auch:_ „Gabor ist mit seinen 37 Jahren immer noch richtig gut drauf, vor allem technisch. Er kickt sehr abgeklärt und ist immer da, wenn man ihn braucht“, berichtet Queck. Klar, dass Styevko im Sprint seinen jüngeren Mannschaftskollegen unterlegen ist. Als er aber am Samstag nach 64 Minuten von Coach Christian Häusler auf die Matte geschickt wird, wehren sich die verbliebenen Zehn schon lange erfolgreich gegen den scheinbar Übermächtigen aus Ohrdruf.

„Das ist das Beste, was wir bisher bespielt haben“, ist Queck voll des Lobens über die Gäste. Ja, Ohratal wäre mit Abstand die beste Mannschaft, sei auf allen Positionen gut besetzt, mache ständig Druck und „hatte auch am Samstag wesentlich mehr Spielanteile als wir“, weiß er zu berichten. „Nur wir haben eben kämpferisch und läuferisch brutal dagegen gehalten und uns so den Punkt mehr als verdient“, betont der Steinacher.

Dabei sind die Ohrdrufer erwartungsgemäß in Führung gegangen, nachdem Philipp Kiebert getroffen hatte (4.). Das Unheil scheint für die Steinacher seinen Lauf zu nehmen, denn eine halbe Stunde später erhöht Raivis Vitolnieks für den FSV. Doch wie geschrieben: Kämpferisch verdienen sich die Steinacher die besseren Noten und verkürzen noch vor dem Wechsel auf 1:2 (Niklas Tanneberg/37.). Die Moral der Hausherren schien dann wieder am Boden zerstört zu sein, als Marty Jung nach dem Wiederanpfiff erhöht. „Das war klar ein Fehler von Dominik Lorenz“, erklärt Queck die scheinbare Spielentscheidung nach 52 Minuten. Lorenz hätte seinen Gegenspieler unterschätzt, ihm zu viel Zeit gelassen, den Ball anzunehmen und abzuziehen.

Doch nun erwacht der Kampfgeist der Gastgeber noch mehr, ausgehend vom fleißigsten Torschützen der Steinacher, André Gottschalk. Er läuft weit von außen in den FSV-Strafraum ein, tunnelt seinen Gegenspieler, der noch nach dem Ball grätscht, aber den Torschützenkönig trifft und umsenst – Elfmeter. Gottschalk schnappt sich die Murmel, trifft und sagt „Danke“ für sein nunmehr schon zwölftes Saisontor.

Kreierten die Ohrdrufer bis dahin Torchancen in regelmäßigen Abständen, so sind sie erst nach der Glanztat von SG-Keeper Eichhorn-Nelson, der das 1:4 sensationell verhindert, spätestens aber nach dem 2:3 von Gottschalk etwas ratlos. Dass ihnen dann auch noch Einwechsler Henry Fuchs mit dem 3:3 (82.) den kompletten Nachmittag versaut, ist so sicherlich nicht erwartet worden.

„Ja, das Unentschieden war angesichts unseres unbändigen Kampfgeistes sogar verdient“, ist sich Queck sicher, holt im selben Atemzug aber wieder aus zur Lobhudelei. „Ohratal war wirklich das bisher Beste.“ Was den Steinacher dann aber noch einmal umhaut, sind die eigenen Fans: „135 Zuschauer in der Talstraße – das gibt es nicht oft. Und dann bilden sie am Spielende noch Spalier, und es gibt Standing Ovations. Abgesehen vom Hildburghausen-Spiel hatten wir das in den vergangenen drei Jahren hier nicht mehr erlebt“, berichtet Queck und hofft, nun auch den letzten Talstraßen-Kritiker überzeugt zu haben. „Klar, spielerisch können wir sicherlich mehr, aber unser Tabellenstand, aber auch unser Spiel an sich, unser Kampfgeist und unsere Laufstärke – all das scheint dann doch ein paar Fans mehr als sonst üblich anzulocken.“

Autor

Bilder