Fußball Landesklasse Es geht nicht um jung oder alt

Liane Reißmüller
Schweinas Kapitän und Routinier Patrick Schellenberg (rechts) ist immer mit vollen Einsatz bei der Sache. Sein Mannschaftskollege Foto: Liane Reißmüller

Olaf Gabriel wünscht sich Kontinuität

 
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Bad Salzungen -

Wie zufrieden waren Sie mit dem Saisonauftakt Ihrer Mannschaft in Anbetracht der coronabedingt nicht optimalen Vorbereitung?

In meiner über 25-jährigen Laufbahn als Trainer habe ich eine solch schwere Saisonvorbereitung noch nicht erlebt. Ich bin mir sicher, es ist die schwerste und komplizierteste überhaupt. Allerdings geht es da sicherlich den meisten Kollegen so. Wir waren ja fast ein Jahr „getrennt“. Gegenwärtig befinden wir uns noch immer im Prozess des sich Wieder-aneinander-Gewöhnens. Das erschwerte natürlich wohl für alle Trainer die kontinuierliche Arbeit. In der Vorbereitung hatte ich kein einziges Mal den kompletten Kader zusammen. Aber auch das Problem stellte sich wohl allen Amateurmannschaften. Die Einstellung der Männer stimmt, das ist wichtig. Leider konnten wir fußballspezifisch bisher nur wenig trainieren, aber auch dies ist leider die gegenwärtige Situation im Amateurbereich.

Wo liegen die größten Defizite in Ihrer Mannschaft, wo läuft es schon gut?

Ich merke, dass wir so langsam wieder in den Bereich kommen, den wir benötigen, um guten Fußball spielen zu können. Vor der langen pandemiebedingten Pause lag die Trainingseinteilung zirka eine halbe Stunde im athletischen Bereich und eine halbe Stunde im taktischen. Gegenwärtig trainieren wir etwas anders, aber auch nicht mehr als 90 Minuten pro Einheit. Mehr ist aus meiner Sicht und Erfahrung nicht angebracht, die Konzentration lässt nach.

Gegenwärtig fehlt mir bei uns der nötige Druck in der Breite der Mannschaft. In Sachen Personal gleichen wir gegenwärtig immer einer Wundertüte. Wir spielen nie mit der gleichen Aufstellung, weil immer mehrere Spieler fehlen. In den vergangenen Tagen haben wir versucht, uns in der Abwehr etwas einfallen zu lassen. Ich denke, mit der gegen Gotha praktizierten Variante mit Patrick Köhler und Sebastian Klisa werden wir in diesem Bereich an Stabilität gewinnen. Im Angriff muss ich gestehen, dass uns der kurzfristige Weggang von Alexander Pohl schwer getroffen hat. Im Moment ist es schwer. Die jungen Leute sind noch nicht so weit. Man hat gegen Gotha gesehen, wie wichtig es ist, wenn neben ihnen ein erfahrener Spieler wie Patrick Schellenberg im zweiten Durchgang steht. Er versteht es, auch einmal den Ball zu halten. Leider kann man im Training nicht immer im taktischen Bereich so üben, wie es sich der Trainer vorstellt, weil natürlich auch hier nicht immer alle Spieler anwesend sind. Das ist im Amateurbereich nun einmal schwer. Freilich gehört aus meiner Sicht aber auch die nötige Lust auf Fußball und Training dazu.

Sie haben einen Kader mit großem Altersunterschied. Wo liegen da bei Ihnen die Trainingsschwerpunkte, wie verläuft die Trainingssteuerung in diesem Falle?

Das ist gar nicht so schwer, wie sich das mancher vielleicht vorstellt. Gerade die erfahrenen Spieler verfügen noch über das Gen, trainingsfleißig zu sein. Ich arbeite gern mit diesen Leuten zusammen. Nach unserer Klatsche in Steinbach-Hallenberg waren sich alle einig, dass wir zu unserem Power-Fußball der Vorsaison zurückwollen. Unsere älteren Spieler, wie Volker Harnack oder Patrick Köhler und David Arnold, können die jüngeren Spieler gut motivieren. Sie geben immer 100 Prozent, sodass ich eher sie zügeln muss als die Jüngeren. Vielleicht ist es eine Generationsfrage. Auf diese Typen ist eben immer Verlass. Allerdings gibt es auch unter den jüngeren Akteuren Typen, die mehr wollen, wie Noah Giesbrecht. Ich versuche, alle zu fordern und ich gehe, so denke ich, immer mit gutem Beispiel voran.

Sie haben es bereits erwähnt, mit Patrick Schellenberg kam mehr Schwung ins Schweinaer Angriffsspiel. Bleibt er jetzt im Sturm oder muss er wieder zurück auf die „Sechser-Position“ ?

Ich habe mit Patrick gesprochen und ich denke, die Tendenz geht dahin, dass wir so weitermachen wie in der zweiten Halbzeit gegen Gotha. Er setzte als Stürmer die Vorgaben bestens um. Natürlich hat er sich über die vielen Jahre, die er erfolgreich dabei ist, einen Namen gemacht und dabei gelernt, einen Ball festzumachen. Davon sollen die jungen Spieler lernen. Getreu dem Motto von Otto Rehhagel halte ich mich an das Motto: „Es geht nicht um jung oder alt, sondern es gibt nur gut oder schlecht.“ Zudem ist Schelle ein Typ, über den man froh sein kann, ihn in der Mannschaft zu haben.

Patrick Schellenberg ist Ihr Kapitän. Gibt es neben ihm noch andere Kommunikationspartner für Sie in der Mannschaft?

Ich bin im Alter demokratischer geworden. Ich schätze ein gutes, respektvolles Miteinander. Ich binde die älteren Spieler in meine sportlichen Pläne ein. Ich höre mir alle Antworten an, nehme auch Hinweise an. Am Ende aber entscheide ich, damit es eine Linie bleibt. Da darf man sich als Trainer nicht reinreden lassen.

In Schweina sind die Zuschauer sehr kritisch. Verspürt die Mannschaft aus dieser Richtung Druck?

Ich selbst verfüge über viel Ehrgeiz. Die meisten Spieler haben einen gewissen Anspruch an sich und die Mannschaft. Deswegen gibt es den Druck eigentlich nicht. Natürlich ist es schwierig, wenn man höherklassig gespielt hat. Von den Fans wird man dann immer daran gemessen. Ich selbst verbreite auch keinen Druck. Natürlich muss man Ziele haben. Das versuche ich vorzuleben. Aber ein direktes Ziel für diese Saison möchte ich nicht benennen. Es freut mich, dass immer sehr viele Zuschauer zu uns kommen. Wir haben zumeist die meisten in der Klasse und auch in der Thüringenliga lagen wir in der Gunst der Zuschauer vorn. Es motiviert, wenn die Stimmung emotional ist.

Am Sonntag spielt Ihre Mannschaft in Kaltennordheim. Worauf stellen sie Ihre Männer ein?

Wir wissen, dass wir auf eine sehr robuste Mannschaft treffen, die körperlich betont spielt. Sie gibt sich zu keiner Zeit geschlagen. Deswegen fahren wir mit viel Respekt nach Kaltennordheim. Es wird sicherlich ein Abnutzungsspiel. Allerdings müssen wir uns auf uns konzentrieren. Wir wollen nach dem Punktgewinn gegen Gotha diesbezüglich nachlegen. Das Spiel muss so laufen, dass wir agieren.

Entspannt sich die personelle Lage in Ihrer Mannschaft?

Zunächst ärgert es mich erst einmal, dass sich am vergangenen Sonntag zwei Spieler in der zweiten Mannschaft eine Rote Karte eingefangenhaben und mindestens zwei Spieltage fehlen werden. Trotzdem wird es in der ersten Mannschaft etwas entspannter, denn Luca Schmidt, Christian Roth und auch Mario Bischoff stoßen wieder zur Mannschaft. Damit haben wir wieder einen guten Stamm und auch auf der Bank Alternativen.

Wer sind Ihre Meisterschaftsfavoriten und zählt Schweina dazu?

Für mich ist nach den personellen Verstärkungen Wacker Gotha der große Favorit. Natürlich kommen die üblichen Verdächtigen aus den Vorjahren, wie Borsch oder Meiningen, hinzu. Auch Steinbach-Hallenberg verfügt über eine gute Mannschaft. Nun, Schweina? Stand heute nicht. Ich wäre froh, wenn wir wieder zu unserer spielerischen Form aus der Vorsaison fänden. Richtig einschätzen kann man die Klasse wohl erst nach ein paar Spieltagen.

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