Fußball-Bundesliga 3:2 in Wolfsburg: Turbulenter Bayern-Sieg bei Kompany-Debüt

Von Sebastian Stiekel und Martin Kloth,

Was für ein nervenaufreibender Saisonstart des FC Bayern. In Wolfsburg reicht es nach früher Führung und plötzlichem Rückstand doch noch zum Sieg. Der neue Trainer hat noch viel zu tun.

 
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Wolfsburg - Beim großen Jubel hielt sich Vincent Kompany noch zurück. Die Spieler des FC Bayern München um den neuen Rekord-Akteur Thomas Müller feierten in Wolfsburg ausgiebig vor der eigenen Fankurve, da war ihr neuer Trainer längst in der Kabine verschwunden. Der Neustart des entthronten deutschen Serienmeisters in der Fußball-Bundesliga geriet ihm eindeutig zu turbulent.

Zwar gewannen die Bayern nach einem 1:2-Rückstand noch mit 3:2 (1:0) beim VfL Wolfsburg. Doch das erste Ligaspiel mit Kompany und einem für mehr als 120 Millionen Euro verstärkten Kader gaben sie nach der frühen Führung durch Jamal Musiala (20. Minute) zeitweise völlig aus der Hand.

Lovro Majer traf zunächst per Foulelfmeter zum 1:1 (47.). Wenig später nutzte Wolfsburgs Kroate auch einen schweren Fehler des Münchner Abwehrspielers Min-Jae Kim (55.). Majer verpasste bei einem Pfostenschuss sogar noch einen weiteren Treffer in dieser turbulenten Phase (51.). Stattdessen drehten ein Eigentor des Polen Jakub Kaminski (65.) und der Siegtreffer von Serge Gnabry (82.) die Partie vor 28.917 Zuschauern erneut.

"Es war sehr schwierig, sehr anstrengend", sagte Gnabry beim Streamingdienst DAZN. "Wir haben uns zurückgekämpft nach dem 2:1. Am Ende des Tages sind wir sehr happy damit, nehmen das gerne mit, gut für die Moral, gut fürs Selbstbewusstsein. Es war ein sehr anstrengender Sonntagnachmittag."

Kein großer Umbruch

Nach Rückschlägen wie dem überraschenden 1:1 zeitweise die Kontrolle zu verlieren, war schon ein großes Bayern-Problem in der vergangenen Saison. Und auch ein Blick auf Kompanys erste Personalentscheidungen als Bundesliga-Trainer zeigte: So groß, wie er nach der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren ursprünglich angedacht war, fiel der Umbruch beim FC Bayern in diesem Sommer doch nicht aus.

Mit dem Franzosen Michael Olise stand nur ein Neuzugang am Sonntag in der Startformation. Verkaufskandidaten wie Leon Goretzka und Kingsley Coman gehören immer noch zum Kader.

Am auffälligsten war noch, dass gleich mehrere Spieler unter Kompany offenbar einen deutlich größeren Stellenwert besitzen als unter seinem Vorgänger Thomas Tuchel: Joshua Kimmich etwa spielte nun wieder im Mittelfeldzentrum. Und rechts hinten durfte anstelle des deutschen Nationalspielers der Franzose Sacha Boey ran, von dem es in den vergangenen Monaten noch hieß, er sei nur bedingt Bayern-tauglich.

In der 65. Minute kam Thomas Müller für Boey aufs Feld und avancierte damit zum Rekordspieler der Bayern: Mit seinem 709. Pflichtspiel holte der 34-Jährige den Ex-Keeper Sepp Maier ein und übertraf den früheren Torhüter mit seinem 474. Bundesliga-Spiel für die Münchner um einen Einsatz. Er habe "einfach nur sehr, sehr großen Respekt für ihn", sagte Gnabry.

Boey und Olise fallen als dynamisches Duo auf

Gerade Boey und Olise fielen auf der rechten Seite zunächst als dynamisches Duo positiv auf. Das 1:0 durch Musiala bereitete Boey mit einem seiner vielen Vorstöße vor. Den Elfmeter zum 1:1 durch Majer verschuldete der Wintertransfer von Galatasaray Istanbul später allerdings auch. Das passte zum wechselhaften Auftritt seines Teams sehr gut.

In der ersten Halbzeit waren die Münchner zunächst in allen Belangen überlegen und hätten auch schon früher in Führung gehen können. So traf Harry Kane den neuen Wolfsburger Torwart Kamil Grabara in der 11. Minute mit einem wuchtigen Schuss aus kurzer Distanz am Kopf. In seiner ersten Aktion nach längerer Behandlungspause parierte der Pole dann einen gefährlichen Kopfball von Kimmich (13.).

Bayern zeigen Widerstandsfähigkeit

Die 15-minütige Halbzeitpause tat den Bayern aber nicht gut. Boey foulte Tiago Tomas vor dem 1:1 im Strafraum, Kim verlor den Ball vor dem 1:2 leichtfertig an Patrick Wimmer. Es waren die Münchner selbst, die sich bei diesem Saisonstart in große Schwierigkeiten brachten. "Es war ein sehr geiles Spiel für die Zuschauer. Wir haben uns sehr gut gefühlt, wir hatten einen klaren Plan, wie wir spielen wollen", sagte Wimmer. Der VfL habe "leider keine Punkte mitgenommen, aber ich glaube, wir können vieles mitnehmen für die kommenden Spiele".

Immerhin zeigten sie bei Kompanys Debüt eine Widerstandsfähigkeit, die in der enttäuschenden vergangenen Saison irgendwann verloren gegangen war. Musiala traf schon kurz nach dem 1:2 sofort wieder die Latte. Das Siegtor von Gnabry fiel nur kurz nach einer Großchance für Harry Kane (80.). 

Aber auch der VfL hätte in der Schlussphase durch Mattias Svanberg noch einmal ausgleichen können (85.). Spielkontrolle, Stabilität, Balance: Für den neuen Bayern-Trainer Kompany bleibt in den nächsten Wochen noch einiges zu tun.

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