Frühlingsfest Gäste schnuppern Eisenbahnromantik

Norbert Kleinteich

Kaum jemand hielt es am vergangenen Wochenende nach Corona und nun bei sommerlichen Temperaturen zu Hause aus. Rund um die Eisenbahnromantik hatten die Eisenbahnfreunde Sonneberg zum Frühlingsfest am Lokbahnhof eingeladen.

 
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Für die Eisenbahnfreunde bot das Citykartrennen „Rund ums Sonneberger Reiterlein“ durch den Grünewald Motorsport e.V. wieder eine Chance für dieses Event und somit eine Win-Win- Situation.

Beim Eintreffen auf dem Festplatz der Eisenbahnfreunde gaben Eisenbahngeräusche aus dem Videowagen die Einstimmung zum Rundgang. Außerdem zeigten Videos einiges aus der Geschichte des Vereins und vergangener Zeiten. Natürlich war die Hausdame, die Dampflok 95 0009, wieder von der Öffentlichkeit zu sehen. Erstmals sah man die schwere Güterzugdampflokomotive 44 2225 und die Rangierdampflok 102 081 aus der V22-Reihe als neue Wahl-Sonneberger. Als Gäste präsentierten sich die sechsachsige dieselhydraulische Streckenlokomotive 118 757 und vierachsige dieselhydraulische Mehrzwecklokomotive 112 565 der Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH, sowie die 211 074 der Erfurter Gleisbau GmbH. Mit dieser ermöglichten die Eisenbahnfreunde die beliebten Führerstandsmitfahrten für Groß und Klein. Hier erklärte Ralf Kaiser von der Thüringer Eisenbahn GmbH wie eine solche Lok gefahren wird. Natürlich durften die Amateurlokführer daraufhin selbst fahren und auch die Pfeife betätigen. So wie Keanu aus Heubisch (13), Gymnasiast im Staatlichen Gymnasium Sonneberg Lohauschule. Für ihn war das wohl nichts Unbekanntes, dennoch ein neues Erlebnis.

Besucher konnten auch an einer Handhebel-Draisine ihre Muskeln spielen lassen und hier umweltfreundlich für den Vortrieb sorgen. Obendrein gab es für die Kinder eine Hüpfburg zum Rumtoben. Infostände und Souvenierverkauf rundeten neben vielen anderen Sachen das Angebot ab. Auch musste niemand hungrig wieder nach Hause, für die Gäste war gut gesorgt.

Infostände und Hüpfburg

Roland Lange ließ es sich als Vereinsvorsitzender nicht nehmen bei den Festtagen am Samstag und Sonntag dabei zu sein. Über 23 Jahre war er als Lokomotivführer bei der Deutsche Reichsbahn, DB Regio und der Süd-Thüringen-Bahn tätig. Heute arbeitet er als Produktentwickler für Modellbahnen. Lokführer war sein Kindheitstraum, verrät er und dass seine Mutter sagte, er habe schon im Kinderwagen nach der Eisenbahn geschaut. Damals war sicher mehr Eisenbahnromantik dabei, denn wenn man von ihm hört, wie das Lokomotivführer-Dasein heute aussieht, ist man weit weg vom einstigen Schnaufen einer Dampflok.

Der Verein der Eisenbahnfreunde Sonneberg besteht schon seit April 1966, neu gegründet im Jahr 1991 als eingetragener Verein. Im Jahr 2016 feierte er das 50. Jubiläum. „Von da an haben wir angefangen nicht nur mit der Modelleisenbahn zu spielen, sondern auch mit der großen Eisenbahn Fahrten zu machen“, sagt Bernd Pöschl. Die damalige Sonderfahrt anlässlich des 50-jährigen Bestehens war innerhalb von neun Tagen ausverkauft. Wegen des großen Interesses folgten immer weitere Sonderfahrten.

Ein Treffen der legendären Baureihe „95“ gab es 2016 mit drei Loks. Sie sind 1981 außer Dienst gestellt worden. Eine ist noch Betriebsfähig unterwegs, die anderen wurden kalt hierhergeschleppt, war zu erfahren. Inzwischen wohnt eine Lok generell beim Verein. Das ist die Güterzugdampflok 95 0009. Diese „alte Dame“ macht im kommenden Jahr das Jahrhundert voll. „Das werden wir natürlich auch mit einer ordentlichen Feier begehen“, sagt Pöschl.

Nachdem die Festivitäten traditionell jährlich stattfanden konnte der Verein das Areal des ehemaligen Lokbahnhofs Sonneberg übernehmen und somit käuflich erwerben. Hier stellte man früher die Dampf- und Dieselloks in Dienst. Seitdem organisieren die Eisenbahnfreunde vermehrt Veranstaltungen. Exklusiv kommen auch Sonderzüge hierher.

Seit Ende 2019, dann kam Corona, ist das Frühjahrsfest jetzt die erste große Veranstaltung gewesen. Der harte Kern des Vereins bestehe aus zehn bis 15 Mitgliedern, wie Pöschl sagt.

Kommende Woche käme auch wieder ein Zug, eine historische „Ferkeltaxe“, so der liebevolle Kosename des Triebwagens, aus Erfurt über Gräfenroda durch den Thüringer Wald, die im Rahmen eines Vereinsausflugs mit 45 Leuten anreist.

Übrigens hat der Sonneberger Verein für den 23. Juli 2022 eine Sonderfahrt mit dem „Elbflorenz-Express“ nach Dresden und zurück organisiert. Bisher sind es 13 Wagen mit insgesamt 650 Mitreisenden – eigentlich ausverkauft und nur noch wenige Plätze vorhanden.

In der Regel treffen sich die Eisenbahnfreunde aus der Spielzeugstadt jeden Freitag ab 18 Uhr in der Bahnhofstraße, inzwischen aber hauptsächlich am Lokbahnhof in Sonneberg. Meist auch samstags und bei schönem Wetter auch einmal in der Woche. Für den vergangenen Samstag schätzte Pöschl gut 500 Besucher, am Sonntag sollten es gut 1500 gewesen sein. „Wir zeigen den Leuten die Technik wie die Eisenbahn früher war. Jetzt reparieren wir erst einmal Gebäudesubstanz, weil die Gebäude in den vergangenen 25 Jahren ordentlich gelitten haben“, kündigt der Vereinschef an.

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