Mit 79 Jahren verstorben Trauer um frühere Ministerin Dagmar Schipanski

red/ , aktualisiert am 09.09.2022 - 14:23 Uhr

Sie war die ersten Frau in wichtigen Gremien der Wissenschaft, Kandidatin für das Bundespräsidentenamt und eine streitbare Persönlichkeit: Dagmar Schipanski. Die Thüringerin starb im Alter von 79 Jahren.

 
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Trauer um die CDU-Politikerin Dagmar Schipanski: Sie sei im Alter von 79 Jahren am vergangenen Mittwoch im Kreis ihrer Familie nach kurzer, schwerer Krankheit in Ilmenau gestorben, teilte ihr Sohn Tankred Schipanski am Freitag mit. Die promovierte Physikerin hatte 1999 für das Bundespräsidentenamt kandidiert, unterlag bei der Wahl aber dem SPD-Politiker Johannes Rau. Vertreter von Parteien, Fraktionen und Landtag würdigten die Thüringerin als streitbare Politikerin, die sich für die deutsche Einheit und ihre Heimat eingesetzt habe.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erklärte, mit Schipanski verlören Thüringen und die gesamte Bundesrepublik eine echte Pionierin. Sie sei die erste Frau an der Spitze des Wissenschaftsrates der Bundesrepublik und Rektorin einer Technischen Universität gewesen. «Ich habe großen Respekt vor ihrer Lebensleistung und bin in Gedanken bei ihrer Familie und ihren Freunden», sagte Ramelow. Als Präsidentin eines Drei-Parteien-Landtags von 2004 bis 2009 seien ihr der parteiübergreifende Ausgleich und der faire Umgang zwischen Mehrheit und Minderheit wichtig gewesen.

Die Professorin für Festkörperelektronik und zeitweise Rektorin der Technischen Universität Ilmenau hatte sich nach der deutschen Wiedervereinigung vor allem als Hochschul- und Wissenschaftspolitikerin engagiert. Von 1999 bis 2004 war Schipanski Wissenschaftsministerin in Thüringen. Etwa ein Jahrzehnt stand sie als Präsidentin an der Spitze der Deutschen Krebshilfe.

Viele Jahre gehörte sie dem Bundespräsidium und bis 2022 dem Bundesvorstand der CDU an. «Eine wichtige Stimme für uns, die leider verstummt ist», schrieb die CDU Deutschland auf Twitter. «Mit Dagmar Schipanski verliert die Thüringer CDU eine leidenschaftliche Kämpferin für Freiheit und Unabhängigkeit, die zeit ihres Lebens mit voller Kraft in den Diensten der Wissenschaft und der Bildung stand», erklärten CDU-Landesverband und Landtagsfraktion. Auch Landtagspräsidentin Birgit Pommer und die Vorsitzenden aller Landtagsfraktionen würdigen die Leistungen der Verstorbenen.

Betroffenheit in Ilmenau

Auch die Ilmenauer Stadtverwaltung hat mit Betroffenheit auf den Tod von Dagmar Schipanski reagiert. „Sie war eine Ilmenauer Persönlichkeit, die mit ihrem Wirken dafür sorgte, dass der Name unserer Stadt deutschlandweit einen guten Ruf genießt“, sagte Oberbürgermeister Daniel Schultheiß (pl.). Insbesondere ihre sachliche und lösungsorientierte Herangehensweise an Probleme sei dem Ilmenauer Stadtchef in guter Erinnerung. „Ich habe Dagmar Schipanski als exzellente Wissenschaftlerin kennengelernt, die sich über Jahrzehnte in einer vermeintlichen Männerdomäne durchsetzen konnte. Diese Erfahrung konnte sie stets für wichtige gesellschaftliche Ziele nutzen, wenn es ihr gelang, andere Beteiligte fachlich zu überzeugen. Wir werden Dagmar Schipanski ein ehrendes Andenken bewahren“, erklärte Schultheiß.

„Mit Dagmar Schipanski verlieren wir eine leidenschaftliche Kämpferin für Freiheit und Unabhängigkeit, die Zeit ihres Lebens mit voller Kraft in den Diensten der Wissenschaft und Bildung stand. Sie war nicht nur eine großartige Wissenschaftlerin, sondern auch eine engagierte Politikerin, die zu den bekanntesten Thüringern gehörte“, so der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der CDU Ilmenau, Andreas Bühl. Dagmar Schipanski habe sich auch unter widrigen Umständen große Ziele gesteckt und den unbändigen Willen besessen, diese zu erreichen. „Sie hat die TU zu dem gemacht, was sie heute ist. Sie hat Fraunhofer nach Ilmenau geholt und den wichtigen Grundstein für die Technologieregion gelegt. Wir Ilmenauer können ihr dankbar sein.“ Auch als Wissenschaftsministerin habe sie den Forschungsstandort vorangetrieben, als Präsidentin des Landtags die Region weit über Thüringens Grenzen vertreten und Demokratie ein Gesicht geben. „Als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten setzte sie ein Zeichen des vereinten Deutschlands. Wir werden sie als CDU Kreisverband immer in besonderer Erinnerung behalten“, so Bühl weiter.

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