Frühchen daheim Sophias unglaublicher Weg ins Leben

red
Frühchen Sophia kann schon nach 134 Tagen das Suhler Klinikum mit Mama Julia. Foto: /Klinikum Suhl

Mit 335 Gramm gehört Sophia zu den leichtesten jemals im Perinatalzentrum Level 1 in Suhl geborenen Kindern. Nach nur knapp vier Monaten konnte sie das Klinikum nun verlassen – als gesundes kleines Mädchen.

 
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Suhl - Ein zierliches Baby ist Sophia mit ihren 2726 Gramm. Dafür aber von Zeit zu Zeit wirklich erstaunlich laut. Ihre kräftige Stimme ist auf der Frühchenstation weithin zu hören. Durch zwei Wände und eine Tür, locker. Power hat die Maus – einen festen Willen ohnehin. Vielleicht ist es vor allem dem zu verdanken, dass sie nun als ganz normales Mädchen zu Hause bei ihrer Familie sein wird. Ganz sicher aber viel Liebe und ein bisschen vielleicht auch der Frühchenmedizin und der fördernden Pflege in Suhl.

Am 8. Juli und erst Recht davor stand in den Sternen, wie es der kleinen Dame einmal gehen wird. Auf Rat ihrer Frauenärztin wurde Mama Julia schon früh in der Schwangerschaft an das Suhler Spezialzentrum verwiesen. Nicht zuletzt, weil schon Sophias großer Bruder Louis ein Frühchen war. Ziemlich rasch waren sich Geburts- und Frühchenmediziner einig, dass Sophia es nicht bis zum Ende der Schwangerschaft in Mamas Bauch aushalten würde.

Beim zweiten Kontrolltermin in der 27. Schwangerschaftswoche im Perinatalzentrum hätten sie Mama Julia am liebsten direkt dabehalten, haben sich Zeit genommen mit ihr alle nächsten Schritte zu besprechen. Sophia würde bald auf der Welt sein. Für ihr Alter in der 27. Woche war sie allerdings sehr klein und leicht. Nach der Lungenreife und Magnesiumgabe erblickte Sophia das Licht der Welt per Kaiserschnitt.

Mit ihrem 26 Zentimeter großen und 335 Gramm schweren Baby zu kuscheln, war für Mama Julia das Größte auf der Welt. Direkt nach der Geburt konnten sich beide fast eine Stunde lang kennenlernen und ganz viel Nähe erleben. Alle Freude, alle Ängste dieser Welt lagen in diesem Moment auf Julias Brust.

Den Rest der Geschichte, erzählt Mama Julia, sei fast wie auf Autopilot verlaufen: man funktioniert in der Situation einfach, den Kopf übervoll und erschreckend leer zugleich. Familie daheim organisieren, Milch abpumpen, auf der Frühchenstation mit Ärzten und Schwestern reden, mit Sophia kuscheln, nach Hause fahren, kurz loslassen, für Sohn Louis und Partner Steffen da sein, Familienleben und dann doch immer Sophia im Kopf.

„Wir haben viel geredet, waren manchmal fast am Ende unserer Kräfte. Aber Aufgeben war nie eine Option, wir haben gemeinsam mit unserer Sophia gekämpft“, sagt Julia und spricht dabei auch für Papa Steffen, der wann immer es ging, seine kleine Tochter besucht und mit ihr gekuschelt hat. Als Familie haben Julia, Steffen und Louis die schwierigen Wochen zusammen gemeistert. Unterstützung fanden sie bei den Mitarbeitern der Suhler Frühchenstation.

Wie bei den meisten Frühchen kamen bei Sophias Start ins Leben Rückschläge vor, die die Gefühlswelt der Familie kurz straucheln ließen. Doch von Beginn an war Sophia ein unglaublich zähes kleines Mädchen: selbst mit 335 Gramm wollte sie alleine atmen, brauchte nur ein wenig Unterstützung. Klar, die Begleiterscheinungen der Frühgeburt gingen auch an ihr nicht vorbei. Die für Frühchen typische Netzhauterkrankung verlangte nach einer Operation in der Suhler Augenklinik mit spezieller Antikörpertherapie und wird noch einige Nachbehandlung erfordern. Mit den Eltern an ihrer Seite, und Bruder Louis immer in Gedanken dabei, meisterte Sophia jede Hürde. Nun ging sie, nach nur 134 Tagen auf der Frühchenstation, mit Mama Julia nach Hause. Nach Dreißigacker zu Papa Steffen und ihrem Bruder, der sie endlich live kennenlernen möchte.

„Ein riesengroßes Dankeschön“, sagt Julia allen Schwestern und Ärzten der Station 3.5, „die sich so viel Mühe gegeben haben, soviel Hege und Pflege in unser kleines lautes Gewitterchen Sophia gesteckt haben“. Insbesondere gehe ein großer Dank an Chefarzt Schmidt von der Geburtsklinik, „der den Stein ins Rollen brachte und richtig reagiert hat“. Genauso geht der Dank an Physiotherapeutin Vicky und Psychologin Birgit vom SPZ, an die Milchküche und die leise Reinigungskraft. „Aber auch ganz vielen Dank an unsere Familie, Freunde, Nachbarn und Kollegen, die uns in dieser schweren Zeit unterstützt und immer geholfen haben.“

Die erste Etappe ihres Weges hat die Sophia gemeistert. Jetzt freut sie sich darauf, ihren Bruder und den Rest der Familie hautnah zu erleben – und auf ein Weihnachten zu viert.

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