Fremdenverkehr Corona verschreckt Touristen

Seit vielen Jahren lockt das Samba-Festival im Juli um die 200 000 Touristen aus nah und fern nach Coburg. Hotels und Pensionen sind dann mindestens ein Wochenende lang ausgebucht. Zweimal musste es nun schon ausfallen – auch das ein herber Schlag für die Tourismusbranche. Foto: Henning Rosenbusch

Auch 2021 hat die Pandemie massiven Einfluss auf den Fremdenverkehr. Das trifft die Ferienregion Coburg/Rennsteig hart. Dort erwartet man ein weiteres turbulentes Jahr.

 
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Coburg/Rennsteig - Ein noch längerer Lockdown als im Vorjahr hat die touristischen Leistungsträger An-fang 2021 hart getroffen. Nach dem optimistischen Sommer werden aktuell neue Einschränkungen diskutiert. Einen Rückblick auf dieses turbulente Jahr sowie einen Ausblick auf das kommende gab jetzt die Mitgliederversammlung des Tourismusvereins Coburg.Rennsteig.

„Erschreckender Einbruch“

Nach der neuen Bestmarke im Jahr 2019, in dem die fränkisch-thüringische Urlaubsregion fast eine Million Übernachtungen im gewerblichen Bereich verzeichnete, zeigte sich der „erschreckende Einbruch“ 2020 besonders deutlich: „Wir haben in diesem Jahr einen enormen Verlust von 41,9 Prozent bei den Gästeankünften im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen“, berichtete der Vorsitzende des Tourismusvereins, der Coburger Landrat Sebastian Straubel. So wurden laut amtlicher Statistik der Landesämter – erfasst werden Betriebe ab zehn Betten – in der Tourismusregion Coburg/Rennsteig insgesamt 172 016 Gästeankünfte verzeichnet. Auch bei den 666 365 gemeldeten Übernachtungen be-läuft sich der Rückgang auf 31,8 Prozent.

Untermauert wird der Einbruch der Übernachtungszahlen auch von der touristischen Wertschöpfung. Während in der Tourismusregion Coburg/Rennsteig im Jahr 2019 die Bruttowertschöpfung noch 346,3 Millionen Euro betrug, summierte sich der Umsatzausfall im Jahr 2020 auf 102 Millionen Euro. „Den größten Anteil mussten dabei unsere Beherbergungsbetriebe verkraften“, so Landrat Straubel. Der Umsatzausfall belief sich auf 52 Millionen Euro, nachdem die Bruttowertschöpfung im Vorjahr bei über 131 Millionen Euro lag. Auch im Bereich der Tagesgäste schlug die Corona-Pandemie mit einem Umsatzausfall von 50 Millionen Euro zu Buche.

Hoffen auf bessere Zukunft

Um gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft blicken zu können, ist die konstruktive Zusammenarbeit mit allen Partnern in der Region besonders wichtig, ist sich der Vorstand des Tourismusvereins einig: „Ein besonderes Dankeschön geht an alle unsere Mitglieder. Gemeinsam haben wir immer nach den besten Wegen gesucht. Und mit dieser Gemeinsamkeit wollen und werden wir auch die nächsten Schritte in eine bessere Zukunft gehen“, so Straubel, Coburgs zweiter Bürgermeister Hans-Herbert Hartan und Amtsleiter Uwe Scheler, der Sonnebergs Landrat Hans-Peter Schmitz vertrat.

„Die Arbeit in der Tourismusbranche bleibt weiterhin eine Herausforderung“, betonte der Geschäftsführer des Tourismusvereins, Jörg Steinhardt. „Für die Wiedereröffnung waren unsere Betriebe bestens vorbereitet, und wir haben sie dabei mit voller Kraft unterstützt.“ Das 2020 gestartete Projekt „Heimatliebe“ wurde erneut mit verstärktem Onlinemarketing im Bereich der Urlaubsthemen und der Buchung platziert.

Daher blieb in Rücksprache mit dem Regionalen Tourismusausschuss (RTA) rund um die Vorsitzenden Lutz Lange (Landkreis Sonneberg) und Björn Cukrowski (stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Coburg) auch die Online-Präsentation für Unterkünfte und Gastronomie auf der Website weiterhin kostenfrei. Erweitert wurde diese um verschiedene Hygiene-Merkmale, die Gäste für ihre Unterkunftssuche auswählen konnten: „In Zeiten der Pandemie sind genau diese Merkmale entscheidend für die Auswahl einer Unterkunft“, so Steinhardt. Weiterhin wurde auf Initiative des RTA eine Aktion gestartet, die an Stammkunden gerichtet war: „Hierbei stellten wir unseren Vermietern eine vorgefertigte Postkarte inklusive des Portos zur Verfügung“, erläuterte der Geschäftsführer. Die Zimmeranbieter konnten diese somit kostenfrei an ihre Stammgäste schicken und für einen erneuten Urlaub in der Region werben.

Urlaub im eigenen Land

Dass diese Maßnahmen bereits erste Wirkung zeigen, wird mit einem Blick auf die monatliche Anzahl der Buchungen deutlich: Hier konnten kontinuierliche Steigerungen verbucht werden. „Von Januar bis September verzeichnen wir ein Plus von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, so der Geschäftsführer. Das entspräche einem Umsatz von 113 287 Euro. Ein Blick auf die Herkunft der Gäste untermauert die seit der Pandemie noch einmal deutlich zugenommene Tendenz, Urlaub im eigenen Land zu machen: „94 Prozent der Buchungen wurden von Gästen aus Deutschland getätigt“, berichtete Steinhardt. Allen voran kämen die Buchungen insbesondere aus Bayern und Thüringen, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Auch den Trend zu Kurzurlauben sieht der Geschäftsführer in den aktuellen Zahlen bestätigt: Rund die Hälfte aller Buchungen seien mit zwei bis vier Übernachtungen gebucht.

Für das kommende Jahr stehen dem Tourismusverein Coburg.Rennsteig wieder rund 500 000 Euro zur Verfügung. Geschnürt wurde ein Maßnahmenpaket, um die Urlaubsregion zwischen Itz und Thüringerwald noch bekannter zu machen.

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