Aufgeben der Selbstständigkeit
Längst war ein selbstständiges Leben im eigenen kleinen Fachwerkhäuschen mit den vielen Treppen in Zella-Mehlis gar nicht mehr möglich. Mit ihrem Sohn zog sie nach Ohrdruf zu ihrer Mutter Andrea Adolph, die die Pflege übernahm und sich zugleich auch um Oliver kümmert, der in Ohrdruf eingeschult wurde. Während Kinder seines Alters unbeschwert Richtung Zukunft schauen, ist er darauf fixiert, zu unterstützen, wo er kann. Er erinnert sich sehr gut an einfachere Zeiten, musste bereits den Tod seines ihm sehr nahe stehenden Opas verkraften und nun hilflos zusehen, wie die Krankheit seiner Mutter voranschreitet.
Oma Andrea, die sich mit 65 Jahren auf ihren wohlverdienten Ruhestand freute, ist praktisch in den nächsten Vollzeit-Dienst gewechselt. Katharina Adolphs Lebensgefährte blieb mit Alina in Zella-Mehlis zurück und kümmert sich als Papa allein um die Tochter, die ihre Mutter nie gesund erlebt hat. Dass die Familie seit zwei Jahren zerrissen ist, zermürbt nicht nur Katharina Adolph, die täglich mit Hilfe zu ihr kommender Physio- und Ergotherapeuten sowie mit Logopäden entschlossen um ein Aufhalten der Symptome kämpft und oft wegen Rehamaßnahmen wochenlang nicht zu Hause ist.
Üben, um das Versteifen zu verhindern
Mit den verkrampften Händen zufassen, das gelingt ihr nicht mehr. Arme und Beine kann sie ohne fremde Hilfe nicht mehr anheben. Dennoch muss sie all das üben, damit die Muskeln in Bewegung bleiben und nicht vollkommen versteifen. Noch vor zwei Jahren schob sie Alina im Kinderwagen, den sie wie einen Rollator nutzte. Längst läuft die Kleine der Mutter davon, der inzwischen die Feinmotorik komplett ausgefallen ist. „Das macht mich wahnsinnig, denn nichts geht mehr.“ Selbst das Essen ist problematisch, da eine Hand die andere zitternde, kraftlose festhalten muss. Seit einem Jahr sind Ausfälle auch beim Sprechen da. Das geht nur noch langsam und erfordert höchste Anstrengung. Bei Aufregung und Stress funktioniert gar nichts. „Es ist fürchterlich, wenn man sich ausdrücken möchte und es nicht kann“, beschreibt Katharina Adolph ihre Situation.
In einer geschrumpften Welt
Sorge bereitet ihr, dass sie alles in andere Hände legen muss, auch das, worum sich Mütter eben kümmern. Nirgends kann sie dabei sein, denn ohne fremde Hilfe kommt sie nicht aus ihrem hübsch eingerichteten Zimmer, das zu ihrer klein geschrumpften Welt geworden ist. Zugang zur großen, kaum mehr erreichbaren, bietet ihr der Rechner. Auch wenn sie sehr froh ist, ihre Mutter an der Seite zu wissen, die sie pflegt, weiß sie auch, welche Last sie zu tragen hat. Nichts wünschte sie sich mehr, als ihr diese nehmen und mehr unbeschwerte Zeit mit der gesamten Familie verbringen zu können. Anfangs fuhr Andrea Adolph ihre Tochter Katharina noch nach Zella-Mehlis. Doch körperlich ist das für beide nicht mehr zu leisten. Ihr Partner versucht indes mit der kleinen Alina für gemeinsame Zeit nach Ohrdruf zu kommen.
Das Schicksal der wegen der Krankheit getrennten Familie ist bewegend. Besonders ist es der Mut von Katharina Adolph, die für ihre Kinder kämpft und dabei für sie ihren Optimismus bewahrt, auch an Tagen, an denen es ihr mental nicht gut geht. Da es ihre Stimme noch vermag, hat sie ein Hörbuch für sie gegen das Vergessen aufgenommen. Sie weiß, dass ihre Kinder ihre Mutti früher als andere verlieren werden. Auch deswegen ist Zeit für Familie Adolph ein so kostbares Gut.
Der Verein „Freies Wort hilft“ kann mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gemeinsame Familienzeit schaffen. Das ist möglich durch Spenden, die zu allen SOS-Veranstaltungen in Suhl an der Fotobox abgegeben werden oder auf das Vereinskonto eingezahlt werden können.
Wer spenden möchte bitte an:
Freies Wort hilft e.V.
Verwendungszweck: K. Adolph, ALS
IBAN: DE39 840500 00 1705 017 017
Rhön-Rennsteig-Sparkasse