Corona und die damit einhergenenden Einschränkungen macht die Eingewöhnung nicht gerade einfacher. Die sportlich und musikbegeisterten Mädchen dürfen ihre wenigen Freunde nicht treffen, der Vater als Dialyspatient ist zwar geiimpft, aber jede Infektion kann zu schweren Komplikationen führen. Safa, die ihren ersten Sprachkurs mit Bravour bestanden hat, möchte gern den zweiten ablegen. Doch Präsenzunterricht ist nicht möglich. Gern würde die 32-Jährige einige Stunden arbeiten, vielleicht als Erzieherin, im Krankenhaus oder in einer Apotheke.
Zum Glück werden die Aloklas von guten Menschen aufgefangen, wie von Markus Reiß, der im Walperloh das Stadtteil-Büro leitet, Ansprechpartner in allen Fragen ist. Oder von Frauen wie Yvonne Luther vom IFBW e.V., der sich unter anderem um Flüchtlinge kümmert und verschiedene Integrationsprojekte initiiert.
Der Interessenverband für Fort- zund Weiterbildung war es auch, der sich an Freies Wort hilft gewandet hatte mit der Bitte, den beiden Teenagern zu helfen. Dalal und Nawal leiden einer angeborenen Fehlbildung des Brustkorbes, einer so genannten Trichterbrust. Diese sei in den vergangenen Jahren tiefer geworden, erzählt Mutter Safa, und verursacht zunehmend Beschwerden, sowohl körperlich als auch psychisch. Als 2Pectus excavatum wird eine Deformation des vorderen Brustkorbs bezeichnet, bei der durch Veränderungen der Knorpelverbindung zwischen Brustbein und Rippen das Brustbein auffällig nach innen steht, wodurch die vordere Brustwand die Form eines Trichters annimmt. Auch wenn das Krankheitsbild meist kein gesundheitliches Risiko darstellt, kann es Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit haben, insbesondere bei körperlichen Anstrengungen wie Sport. Belastet werden Herz und vor allem die Lunge. Von Kurzatmigkeit berichten auch Dalal und Nawal.
Die Trichterbrust kann mit verschiedenen Therapien behandelt werden, mit Physiotherapie oder Ausdauersport wie Schwimmen. im Fall der beiden Heranwachsenden haben sowohl die Ärzte in Meiningen als auch in Jena die Anwendung einer so genannten Saugglocke empfohlen. Diese erzeugt Unterdruck und soll bei täglicher Anwendung zu einer Anhebung des Trichters und so zu einer allmählichen Korrektur der Fehlstellung führen. Die Patienten müssen die Saugglocke etwa zwei bis drei Jahre lang jeden Tag für ein bis drei Stunden auf die Trichterbrust aufsetzen. Obwohl Belege für eine Wirksamkeit vorliegen, bezahlt die Krankenkasse diese Behandlung in den wenigsten Fällen. Im konkreten Fall hat die Kasse die Kostenübernahme abgelehnt. Diese übernimmt nun in Höhe von insgesamt 999,60 Euro der Verein Freies Wort hilft.