Sparen, Winterkleidung, Autoreparatur
Stefanie ist nahezu sprachlos. „Das ist schräg“, sagt sie. „Ich hätte nie mit so viel Resonanz gerechnet.“ Die ersten 10000 Euro hat „Freies Wort hilft“ derweil der Mutter zukommen lassen. Welche Pläne sie damit hat. „Es wird gespart“, sagt sie. Zumindest der allergrößte Batzen. Einen Teil hat die achtfache Mutter jetzt verwendet, um für ihre Kinder Winterkleidung zu kaufen. Und ein anderer Teil wird wohl in die Reparatur des Autos fließen. Denn bei dem Familienvan streikt derzeit das Zündschloss. Umso glücklicher und „unendlich dankbar“ ist Stefanie über die finanzielle Hilfe, die die Leserschaft ihrer Familie entgegenbringt. Und nicht nur über das Spendenkonto von „Freies Wort hilft“.
Immer wieder hätten in letzter Zeit Leute vor ihrer Tür gestanden, um ihr Geld oder wie etwa die Lauschaer Feuerwehr einen Tankgutschein in Höhe von 350 Euro in die Hand zu drücken. Manche kämen aus der Nachbarschaft. Aber einige der Menschen habe sie vorher noch nie gesehen, die vorbeikommen, „weil sie einfach gerne etwas geben wollen“, wie Stefanie sagt. Auch die Stadt Lauscha hat derweil ein Spendenkonto eröffnet.
Feststellen mussten die Mutter, ihre Familie und Freunde jedoch auch, dass ihnen nicht nur Gutmütigkeit entgegengebracht wird. „Ich habe immer auch mal Schlechtes gehört“, erzählt Stefanie. Bemerkungen wie, dass sie selbst schuld und es nicht verwunderlich sei, dass bei so vielen Kindern eines krank werde. Äußerungen wie, dass sie das Schicksal zu oft herausgefordert habe. Kommentare wie diese machen sie traurig. Eine Erkrankung wie die ihres Sohnes oder eine andere könne bei einem einzigen Kind genauso auftreten, meint sie. „Und das wünsche ich niemandem.“
Ein handballgroßer Tumor im Bauchraum
Dass dem Spendenaufruf von „Freies Wort hilft“ bereits so viele Menschen gefolgt sind und dass dadurch eine solch beachtliche Summe für die Familie zusammengekommen ist? „Das nimmt zumindest ein bisschen den Druck“, sagt Stefanie. Die Sorge aber bleibt. Gesundheit ist mit Geld nicht aufzuwiegen. „Wenn ich die kaufen könnte, würde ich jeden Pfennig her tun.“ Für ihren Sohn und auch für sich selbst.
Wegen Problemen mit der Schilddrüse war Stefanie beim Arzt. Für sie unerwartet, habe der ihren Bauch via Ultraschall untersucht und dabei zwei acht Zentimeter große Geschwulste im Bereich der Eierstöcke entdeckt. Das war bereits im Mai. Seither trägt es die Mutter mit sich herum, hat es für sich behalten – mit Blick auf ihren kranken Sohn und die übrigen Kinder, die sie brauchen. „Die eigene Gesundheit fällt da halt hinten runter“, sagt sie schulterzuckend. Sie wirkt nach wie vor gefasst. In ihr drin aber dürfte es wohl ganz anders aussehen. „Klar“, sagt sie, „manchmal möchte ich einfach nur tagelang weinen. Aber die Kinder sollen das nicht sehen.“ Sie sollen nicht mitbekommen, wie es ihr geht. „Man muss einfach irgendwie weiter funktionieren.“
Stefanies Hausärztin hat nun aber Druck gemacht, sich mit einer Gynäkologin in Verbindung gesetzt und diese wiederum alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass schnellstmöglich gehandelt wird. Am Mittwoch sollten Stefanie im Krankenhaus in Saalfeld die Geschwulste entfernt werden. Am Freitag schreibt sie, dass es ihr allmählich wieder besser geht. Wie sich bei der Operation herausstellte, hat es sich nicht um zwei Geschwulste, sondern um einen handballgroßen, circa ein Kilogramm schweren Tumor gehandelt, der entnommen wurde – ebenso ein Eierstock und ein Eileiter, die nicht mehr zu retten gewesen seien. Ob die Gewebewucherung gut- oder bösartig ist? „Das erfahre ich erst Anfang nächster Woche.“
„Ich möchte, dass er so viel wie möglich erleben kann“
Bis zu dem Ultraschall habe sie nicht geahnt, was in ihr wächst. Sie habe sich gut gefühlt und nichts gemerkt. Deshalb ist die Hoffnung groß, dass der Tumor nicht bösartig ist. Ansonsten, das haben ihr die Ärzte schon vorher so kommuniziert, komme auch sie nicht um eine Chemotherapie herum. „Ich weiß nicht, was ich dann mache, wenn das der Fall ist.“ Schließlich brauche sie doch all ihre Kraft für Leonard, für all ihre Kinder.
„Es ist das erste Mal seit Dezember, dass ich ihn nicht bei mir habe“, sagt Stefanie mit Blick auf ihren kranken Sohn. Sein großer Bruder Justin kümmert sich nun solange um Leonard, bis Stefanie wieder zu Hause und fit genug ist. Auch, wenn dessen Arbeitgeber kein Verständnis zeigt und mit Kündigung drohe, wie die Mutter erzählt. Die anderen Kinder sind bei ihrem Vater, von dem Stefanie – wie berichtet – getrennt lebt.
Vor ihrer OP hatte sich die Mutter vorgenommen, in den Herbstferien eine Woche mit all ihren Kindern Urlaub an der Ostsee zu machen. Endlich mal wieder rauskommen und gemeinsam etwas Schönes erleben. Mit ihren Töchtern und Söhnen, die in den vergangenen Monaten allzu oft zurückstecken mussten. Mit dem kleinen Leonard. „Ich möchte nicht, dass er immer nur im Wechsel Zuhause oder in der Klinik ist. Ich möchte, dass er so viel wie möglich sehen und erleben kann“, sagt Stefanie. Dass er durch den Sand laufen und Muscheln sammeln kann. „Man weiß ja nicht, wo die Reise hingeht.“
Der Verein „Freies Wort hilft“ ruft weiter zu Spenden für die Familie und den schwer kranken Leonard auf. Überweisungen an „Freies Wort hilft“, IBAN: DE39 8405 0000 1705 0170 17 bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse. Stichwort: Leonard. Spenden sind steuerlich absetzbar.