Frankenhain/Oberhof Mit Fellmütze und Hammer ins frostige Badevergnügen

Anica Trommer
Damit der Kopf warm bleibt, behält Piotr Nowicki die Fellmütze beim Baden auf. Auch der Hammer ist wichtiges Utensil, um sich den Weg durch die Eisschollen bahnen zu können. Foto: Trommer

Piotr Nowicki hat ein Mittel gegen seine Rückenschmerzen gefunden. Der Pole badet regelmäßig im eiskalten Wasser der Lütsche-Talsperre und erntet dafür im Internet reichlich Applaus.

 
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Frankenhain/Oberhof - Wenn Piotr Nowicki zum Schwimmen geht, dann wirkt das erst einmal wie ein ganz normaler Ausflug. Mit Fellmütze auf dem Kopf macht er sich auf dem Weg zu seiner Lieblingsbadestelle. Er hat eine Tasche dabei. Darin verstaut er das Handtuch und seine Badelatschen – aber auch eine Isomatte, einen Hammer und eine Kanne mit heißem Tee.

Der Pole ist passionierter Eisbader. Mehrmals in der Woche ist er an der Lütsche-Talsperre anzutreffen. Das kleine Staubecken, das oberhalb des Stausees in Richtung Oberhofer Waldbad zu finden ist, ist sein Baderevier.

Schon etwas zu warm

„Ich mache das, weil ich immer Rückenschmerzen habe“, erzählt er. Er arbeitete als Schweißer in einer Firma in Ohrdruf. Als Ausgleich zu der schweren körperlichen Arbeit kämen er und seine Arbeitskollegen regelmäßig nach Frankenhain. Heute müssen seine Kollegen aber arbeiten, erzählt er. Aufs Eisbaden verzichtet Piotr Nowicki trotzdem nicht. Und er lädt jeden ein, dazuzukommen.

Zwei bis drei Grad warm sei das Wasser derzeit, schätzt er. „Fast ein bisschen zu warm. Schönes ist es, wenn es minus acht und minus zehn Grad hat“, erzählt der Pole.

Bevor er ins kühle Nass watet, ist aber eine ordentliche Erwärmung Pflicht. Mindestens eine Viertelstunde lang joggt und springt der Pole am See entlang und macht seine Muskeln warm.

Dann bereitet er sich auf seinen Gang ins Wasser vor. Er tauscht Jogginganzug gegen Badehose, zieht die Gummischlappen an die Füße und macht eine Musik-Box an. Klassische Geigenmusik schallt über das Staubecken.

Den Weg per Hammer freischlagen

Mit dem Hammer klopft der Pole viele kleine Löcher in die Eisdecke und watet dann Schritt für Schritt ins Wasser. Das Eis ist nicht besonders dick, denn fast täglich ist Piotr Nowicki hier, um es zu brechen. Manchmal kommt er sogar zweimal am Tag, morgens und nachmittags, zum Baden vorbei.

„Es ist gar nicht kalt. Draußen ist es kalt, aber im Wasser ist es jetzt schön warm“, sagt er, nachdem er schon minutenlang an der gleichen Stelle verharrt. Ganz abtauchen werde er aber nicht, sagt er. Da bekäme er Probleme mit der Atmung.

Nach zehn Minuten ist der Badespaß vorbei und Piotr Nowicki läuft zurück zum Ufer. Seine Haut ist feuerrot geworden. „Jetzt schnell anziehen und nach Hause in die Badewanne“, sagt er. Normalerweise gehe er nach dem Eisbaden immer in die Sauna. Weil Corona-bedingt alle Schwimmbäder mit Wellnessbereich und alle Fitnessstudios mit Saunen geschlossen haben, wärmt er sich im heimischen Badezimmer wieder auf.

Jüngst kursierten etliche Fotos seiner Eisbade-Aktionen in den sozialen Netzwerken. Viele Nutzer staunten über den Mut und bibberten mit dem Polen mit. Und so mancher versprach, beim nächsten Eisbaden dabei zu sein. Piotr Nowicki freut sich über so viel Zuspruch und ist gern bereit, noch mehr Eisschollen kaputt zu schlagen und so Platz zu machen an der Badestelle.

Nur wenige haben Mut

Doch den Mut, ins Wasser zu steigen, bringen die wenigstens auf. Drei junge Männer aus Geraberg wollten zumindest schauen, on Piotr Nowicki sein Versprechen wahr macht und wieder hineingeht ins eiskalte Wasser. Auch sie waren überrascht davon, wie viele Leute die Fotos von Piotr Nowicki in den sozialen Medien kommentiert haben und wollten schauen, wie viele sich trauen, es dem Polen gleichzutun.

„Wir haben zumindest Handtücher dabei und überlegen, ob wir auch reingehen“, sagen sie. Ausprobiert haben sie das Schwimmen im Winter noch nie. Nach etlichen Minuten des unschlüssigen Schauens wagen sich die Jungs schließlich doch hinein ins Staubecken: Der Fachmann leitet die Jungs an und jagt sie erst einmal zu einer Erwärmungsrunde um den See.

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