Dann bereitet er sich auf seinen Gang ins Wasser vor. Er tauscht Jogginganzug gegen Badehose, zieht die Gummischlappen an die Füße und macht eine Musik-Box an. Klassische Geigenmusik schallt über das Staubecken.
Den Weg per Hammer freischlagen
Mit dem Hammer klopft der Pole viele kleine Löcher in die Eisdecke und watet dann Schritt für Schritt ins Wasser. Das Eis ist nicht besonders dick, denn fast täglich ist Piotr Nowicki hier, um es zu brechen. Manchmal kommt er sogar zweimal am Tag, morgens und nachmittags, zum Baden vorbei.
„Es ist gar nicht kalt. Draußen ist es kalt, aber im Wasser ist es jetzt schön warm“, sagt er, nachdem er schon minutenlang an der gleichen Stelle verharrt. Ganz abtauchen werde er aber nicht, sagt er. Da bekäme er Probleme mit der Atmung.
Nach zehn Minuten ist der Badespaß vorbei und Piotr Nowicki läuft zurück zum Ufer. Seine Haut ist feuerrot geworden. „Jetzt schnell anziehen und nach Hause in die Badewanne“, sagt er. Normalerweise gehe er nach dem Eisbaden immer in die Sauna. Weil Corona-bedingt alle Schwimmbäder mit Wellnessbereich und alle Fitnessstudios mit Saunen geschlossen haben, wärmt er sich im heimischen Badezimmer wieder auf.
Jüngst kursierten etliche Fotos seiner Eisbade-Aktionen in den sozialen Netzwerken. Viele Nutzer staunten über den Mut und bibberten mit dem Polen mit. Und so mancher versprach, beim nächsten Eisbaden dabei zu sein. Piotr Nowicki freut sich über so viel Zuspruch und ist gern bereit, noch mehr Eisschollen kaputt zu schlagen und so Platz zu machen an der Badestelle.
Nur wenige haben Mut
Doch den Mut, ins Wasser zu steigen, bringen die wenigstens auf. Drei junge Männer aus Geraberg wollten zumindest schauen, on Piotr Nowicki sein Versprechen wahr macht und wieder hineingeht ins eiskalte Wasser. Auch sie waren überrascht davon, wie viele Leute die Fotos von Piotr Nowicki in den sozialen Medien kommentiert haben und wollten schauen, wie viele sich trauen, es dem Polen gleichzutun.
„Wir haben zumindest Handtücher dabei und überlegen, ob wir auch reingehen“, sagen sie. Ausprobiert haben sie das Schwimmen im Winter noch nie. Nach etlichen Minuten des unschlüssigen Schauens wagen sich die Jungs schließlich doch hinein ins Staubecken: Der Fachmann leitet die Jungs an und jagt sie erst einmal zu einer Erwärmungsrunde um den See.