Besonders im Blick stehen vier Hauptarten, die zusammen drei Viertel aller Bäume ausmachen. Bei Fichten sank der Anteil mit deutlichen Kronenschäden im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte auf 40 Prozent. Bei Kiefern nahm er von 25 auf 28 Prozent zu. Ohne Lücken in der Krone waren nur noch "historisch niedrige" 13 Prozent der Kiefern. Bei Buchen hatten weiter 45 Prozent deutliche Schäden. Der Anteil mit vollen Kronen stieg von 16 auf 21 Prozent. Bei Eichen zeigten 40 Prozent deutliche Schäden, ein Punkt weniger als 2021. Generell haben ältere Bäume häufiger größere Lücken in ihren Kronen.
Die negative Entwicklung setzt sich fort
Die Daten stammen aus der jährlichen Waldzustandserhebung, die laut Ministerium seit 1984 von den Ländern über ein Netz von Stichproben vorgenommen wird. Dabei wird der Zustand der Kronen taxiert und vier "Schadstufen" zugeordnet. Diesmal gingen 9727 Bäume an 409 Punkten in die Auswertung ein. Das bundeseigene Thünen-Institut rechnet die Länderdaten dann zu einem deutschlandweiten Ergebnis hoch. Wald bedeckt rund ein Drittel der gesamten Landesfläche Deutschlands.
Der Waldeigentümerverband AGDW erläuterte, dass sich die negative Entwicklung leider unvermindert fortgesetzt habe. Dies sei am "Tag des Waldes", der am Dienstag die Bedeutung für Klimaschutz und Biodiversität hervorheben sollte, mehr als schmerzlich. "Die Zahlen sind dramatisch", sagte Präsident Andreas Bitter. Zu Trockenheit und Hitze seien teils noch Probleme mit Käfern hinzugekommen. Zudem zeigten sich schon Veränderungen, dass Baumarten auch an Standorten nicht überleben könnten, wo sie seit Jahrhunderten stehen. Enorme Kosten für Wiederaufforstung und Waldumbau seien von Waldbesitzern und Waldbesitzerinnen nicht mehr aus eigener Kraft zu stemmen.
Den Wasserkreislauf der Wälder stärken
Die Umweltorganisation WWF kritisierte eine zu intensive Nutzung für wirtschaftliche Zwecke. "Wälder benötigen eine extensivere und schonendere Behandlung der Lebensräume, damit sie dauerhaft ihre Klimaschutzfunktion erfüllen, zur Artenvielfalt beitragen und den wertvollen Rohstoff Holz zur Verfügung stellen." Der Naturschutzbund (Nabu) forderte, den Wasserkreislauf der Wälder zu stärken - etwa, indem mehr Flächen und Moore wieder in ihren natürlichen Zustand zurückversetzt werden. Denn Böden gesunder Wälder speicherten große Mengen Wasser und verhinderten so zugleich Waldbrände und Hochwasser.
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat erklärte, eine pauschale Ausweitung nutzungsfreier Waldflächen sei nicht zielführend, um eine natürliche CO2-Bindung zu fördern und Wald zu erhalten. Gerade die nachhaltige Bewirtschaftung unter bereits hohen Standards fördere die Gesundheit der Ökosysteme. Damit werde es auch erst möglich, dass alle Menschen die Wälder sicher betreten könnten. Aus Sicht des FDP-Forstexperten Karlheinz Busen darf es beim Wappnen der Wälder keine Denkverbote geben: "Wir brauchen neben heimischen Bäumen auch Baumarten, die sich in wärmeren Breitengraden bewährt haben."